TAUTA ir ZODIS Pamanitarinių Mokslų Eakolielo Išes
IV knygos
Red. prof. V. Krėvė Mickevičius.
EPE LITUANA gumgiikus Ardinis Philologorum Universitatis Liltanae edit
Liber IV
„DOOOOO000000000000000D0000000000000000000000 0000 DOOOO0000000000000000000000000700000000000000000000000900090015
TURINYS.
Į Mokslo straipsniai.
I) Doc. Th. Brazys. Die Singweisen der litauischen Dainos, pusl. 3— 50.
2 Mpob. I. HanmsacKuH. K 3THyMOnOruM GanTuKckO - cnaBAKCKHX Ha3BanaH „Žy0pa“, pusl 51 — 562) Eme pa3 O NPOKCXOXEHHAM Ha38aHws peku JĮBKubI, pusl. 56 — 57.
3) Prof. Ernst Fraenmkel. 1) Untersuchungen zur litauischen Dialektologie, pusl. 57 — 66: 2) Syntax der litauischen Kasus, pus/. 122—186.
4) Prof. N. van WijkKk. Zu den slavischen und baltischen Prateritalstim- men auf -a-, -€-, pusl. 67 — 84.
“ Prof. F. Specht. Zur Bedeutung des Nasalvokals bei Daukša,
pusl. 85 — OO.
“) Doc. A. Senn. Aus litauischen Mundarten: I) Die Žemaičių dzūkai, pusl. 100 — 107, W)Die Mūša- Mundarten, pusl. 232 — 239.
7) Prof. V. Krėvė — Mickevičius. Indoeuropiečių protėvynė (pabaiga), pusl. 108 — I25. ,
8) Doc. B. Sruoga. Lietuvių dainų poetinės priemonės (pabaiga), pusl. 187 — 231.
9) Prof. A. Dambrauskas. D-ras Vincas Pietaris, pus/. 241 — 282.
10) Prof. M. Biržiška. Jokūbas Daukša, pus/. 283 — 300. |
1) Proi. Vacl. Biržiška. Dvi lietuvių literatūros XVII-XVIII am- žiaus problemos, pusl. 301 — 313.
12) Doc. P. Galaunė. Ex-librisas Lietuvoje (XVI-XX amž.), pus. 607 — 650.
I Archyvalia (Iš archyvų).
1) Pro. V. Biržiška. Lietuvių spaudos uždraudimo istorijai, pusl. 314 — 315; Martyno Jankaus knygų prekybos užrašai, pusl. 316 — 369; Martyno Jankaus laiškų archyvas, pusl. 370 — 425.
2) Prof. J, Gerullis. Nauji XVI amžiaus dokumentai apie reforma- ciją prūsų Lietuvoje, pus!. 426—432.
3) Proi. A. Janulaitis. M. Akelaičio laiškai, pus/. 433 — 443.
R Tautosaka. :
1) Prof. V. Krėvė — Mickevičius. I) Apie karalių Žvaigždikį padavi- mai, pusl.) 1444 — 449, ||) Padavimai apie bites, pus.
450 — 460; UI) Burtai ir prietarai, Marcinkonių, Ratny- čios, Merkinės, Perlojos ir Niedzingės parap. rinkti, pus/. 487 — 503; WV) Kerai (užkalbėjimai), pusl. 504 — 508.
2) M. Griegė Jurgelevičius. Byte byte, dobulbyte (vaikų žaidimas), pusl. 461 — 462.
4) J. Miškinis. Trys šimtai dzūkų burtų ir prietarų, pusl. 463 — 475.
5) J. Elisonas. Keletas folkloro dalykų apie mūsų krašto varles, pusl. 476 — 485
6) St. Didžiulis. Senųjų kalbos (patarlės), pusl. 509 — 517 7) A. Vireliūnas. Kupiškėnų dainos (285 — 399 d.), pusl. 518— 563. 8) J. Žiurlys. Kupiškėnų dainos (1 — 11 d.), pusl. 564 -- 572.
9) A. Koncė. Panevėžio ir Paystrės paraf. dainos (1 -- 50 d.), pusl. 573 — 606.
1V Bibliografija ir kritika.
1) Doc. A. Senn. Zur Frage der litauischen Orthographie, pusl. 651—653; Bemerkungen zu einem Wėrterbuch der litauischen Schriftsprache, pusl. 654—666; Ed. Hermann, Litauisch sekti und sekinti (Archiv fūr slavische Philologie, XXXIX, 219), pusl. 667—668; Ed. Hermann, Litauisch „pekus“ (Arch, fūr slav. philol. XL. 161), pusl. 668—669; Ed. Her- mann, „Die Sprachwissenschaft in der Schule“. Vanden- hoeck 6 Ruprecht, Goėttingen 1923, pusl 669 — 670. Ed. Hermann, „Friedrich Bechtel“ in Geschaftl. Mitt. der Gott. W. G.S. 1— 10, pusl. 670. G. Kurz, „Vreneli ab em Giuggisberg“ in Litauen und Lettland, pusl. 671—673. M. Račkauskas „Platono dialogas Kritonis“, pusl. 673 —674.
2) Prof. G. Gerullis“ Voclovas Biržiška. Lietuvių bibliografija. 1-ji dalis, XVI-XVIII amž. Švietimo min. leidinys, Kau- nas, 1924 m., pusl. 675—678. T
3) Prof. J. Jablonskis. Wėrterbuch der litauischen Schriftsprache. Bearbeitet von Dr. M Niederman, Dr. A. Senn, Dr. Fr. Bren- der, 1 Lieferung, — pusl. 678— 684.
A. A. KAZIUI BŪGAI
PROF K.BUGA.
Doc. Theodor Brazys.
Die Singweisen der litauischen Dainos. '
Die Anreguug, der Oefientlichkeit eine Abhandlung ūber Melodien der "tauischen Volkslieder (Dainos) darzubieten, kommt von den Deut- se |. Die Vertreter der deutschen Wissenschaft haben schon lingst ihre Aufr:erksamkeit auf die Sprache und insbesondere auf die Volks- “4 d.r Litauer gerichtet. Da die Litauer aber bis zu dem Weltkriege eine chinesische Mauer von dem Westen trennte, darf man wohl von Aen Gebildeten Europas noch immer sagen, was vor zweieinhalb Jahrzehnten Louis Nast von den Deutschen meinte: „Wohl wenige nur drauBen im Reiche wissen etwas Genaueres von den Litauern und ihren Liedern, den „Dainos“. Und doch gehėren diese zu den blūte- und
diūftereichsten Blumen im Wundergarten der Volkspoesie, und įene sind +
vielleicht das gesanglustigste und liederreichste Volk der Erde“) Und an anderer Stelle sagt derselbe: „So bildet denn die litauische Dainos- poesie mit ihrer unendlichen Innigkeit eine Welt fūr sich, sie steht vollig allein da, und gerade fir uns Deutsche ist sie leider noch immer eine vollig neue Welt. In noch viel h6ėherem MaBe sind das die Melodien der Dainos. Die sind in Deutschland und selbst in der allernichsten Nžhe von Litauen so wenig bekannt, daB man sich eigentlich dariiber wundern mub“.
Eine Ermunterung zur Verėfientlichung dieser Abhandlung gibt auch Richard Lėbell in seiner Oppenheimer Schulprogrammschrift „Ueber litauische Volkspoesie“ mit den Worten: „Mėge us bald eine Auswahl der „Dainos“, Text und mėglichst vollkommene Uebersetzung, mit Berūcksichtigung der charakteristischen Reime, gegzebe1 werden, welche das Schėnste und Eigenartigste, mit feinstem Verstindnis gesichtet, als eisernen Bestand der Weltliteratur brichte; mit ihrer Harie ist die litauische Poesie cin herzinnig schėner Ton.“ SchlieBlich veran- lašt die Litauer, vor der Gebildetenwelt mit ihrem Volksschatze hervorzutreten, kein Geringerer als Goethe, der sein «roltes Gefallen an der litauischen Volkspocsie in der sehr warm gehaltenen Besprechung der Sammlung litauischer Volkslieder von Rhesa (1825) bekuudet hat und ja auch cine „Daina', das Lied eines armen, einfiltigen Mždehens, fir wert befand, in sein Singspiel „Die Fischerin“ aufgenommen zu werden. Es dirfte doch auch ein Beitrag zur allgemeinen und zu der litaui- schen Kulturgeschichte insbesondere sein, wenn wir das Kunstschaffen der Litauer, in deren Sprache die vereleichendę Sprachforschung einen uralten Laut- und Wortbestand. zum Teil Alter als das Homerische
1) Nast, Die Volkslieder der Litaner inhaltlich und musikalisch. Wiss. Beilagė zum Be- richt des Kgl. Gymn. zu Tilsit. Tilsit, O. Mauderodė 1893.
Los S
Griechisch, findet und ihin dem Sanskrit an die Seite stellt, ndher betrach- ten. Obwohl die Sprache und die Dainos der Litauer ein Gegenstand der Forschung vieler einheimischer und auswartiger Gelehrter waren (von den Deutschen seien hier die Professoren Bezzenberger, Kurschat, Nesselmann, P. v. Bėhlen, Schleicher und der Sprachforscher Sauerwein - erwžhnt), so bietet doch die litauische Volkspoesie noch immer ein weites Gebiet fiir wissenschaftliche Forschungen, die namentlich in musikalischer Hinsicht dėr Kunstgeschichsforschung viel Neues zu bieten vermėgen. Vorliegende Abhandlung will lediglich die Singweisen der litaui- schen Volkslieder betrachten und den sprachlichen Inhalt nur als Hilismittei zu Erėrterungen benutzen. Die Ausfihrungen sind auf eine Sammlung von Volksliedern aus verschiedenen Gegenden Litauens, die der Verfasser im vierstimmigen Satze zu verėffentlichen beabsichtigt, gestūtzt. Da dieses Feld bisher ziemlich brach lag, so ist die Aufgabe, es zu bearbeiten, schwieriger, als es auf den ersten Blick scheinen mėchte. „ Unu ie mehr man sich in die Votkskunst hineinversenkt, desto melr findet man, wie viel hier noch zu tun ist. Abschliešende Ergebnisse in allen Frangen kann und will auch diese Arbeit nicht bieten; ihr Ziel ist erreicht, wenn einige Fragen gelėst, andere neu beleuchtet und manchc verkchrten Anschauungen richtiggestellt sind. Gelingt es, alles Unzutrefiende. was nichts weniger als freundlich gesinntę Nachbarn des litauischen Volkes ūber seine Sangeskunst in der deutschen Oefientlichkeit verbreitet haben, zu widerlegen und zur Bildung eines unparteiischen Urteils ein Scherflein beizutragen, so ist das dem Veriasser der beste Lohn fūr diese Arbait.
*
Vergeblich werden wir nach einęm Verfasser der litauischen Volks- lieder suchen. In dieser Hinsicht sagt Otto Bėckel in seiner „Psychologie der Volksdichtung“: „Im Volksliede tritt eine festumrissenę Dichterper- sonlichkeit niemals hervor: Das Lied ist alles, sein Schopier nichts. Man kennt die meisten Veriasser dieser Lieder nicht; das singende Volk nimmt auch gar keinen Anteil an ihnen, ihm genigt es, dab die Lieder da sind.“ Man frage die litauischen Sdnger und Sangerinnen nach den Dichtern der von ihnen gesungenen Volkslieder, und man wird gewiB die Antwort der bretonischen Singer erhalten: „Wir haben' die Lieder von den alten Leuten gelernt: wer sie gedichtet hat, das weiB nur Gott.“ (Bėckel.) Das litauische Volkslied ist von Nesselmann (Litauische Volks- lieder, Berlin 1853) kurz und zutreffend bezeichnet worden: „Die Dainos sind ein wesentlicher Bestandteil der litauischen Nationalliteratur, jener ungeschriebenen, traditionellen Literatur, die sich als ein geistiges Vermachtnis vom Vater auf den. Sohn, von der Mutter auf die Tochter fortpilanzt und von diesen vermehrt, der folgenden Generation ūberliefert wird. Es sind Gesange, die das Volk selbst gedichtet hat, selbst singt und nicht vergilt, und wie einst Griechenland seine Ilias, so pflanzt Litauen seine Dainos von Geschlecht zu Geschlecht in treuer Ueberlie- ferung fort, ohne daB es je das Bedūrinis gefūhlt hitte, dieselben aufzu- zeichnen. Diese Lieder leben in sehr groBcr Anzahl im Volke, schliešen sich allen Lebensverhiltnissen des Volkes an und finden daher auch bei
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stt ihre Anwendung; und wenn der Spruch wahr ist: „Wo man singt, di lab dich ruhix nieder, bėsc Menschen haben keinę Lieder“, dann kann «in Litauen nur gute Menschen geben; denn der Litauer begleitet alles, was er tut, mit Gesang“. Der litauische Dichter hat seine Lieder, „die serste Beelenbliūte eines Volkes“, wie Rhesa sich ausdriickt, zu jedem Eriunisšę des Volkslebens geschaffen. Die Litauer sind von Natut zum Šugen Keneizt und also rechte „musici naturales“, welche Zuneigung nm Šingen mit auf die Welt bringen. Der litauische Bauer singt bei < Feldarbeit, der Midchen Stimme erschallt in den Spinnstuben, keihe sosellize Žusammenkunit, keine Hochzeit wird gefeiert ohne Gesang, kurz. der Litauer singt ūberall, wo irgend Gelegenheit dazu ist. Die zmzeheurėe Zahl der litauischen Volkslieder betrachtend, sagt Nast: Wenn man bedenkt, daB trotz allėm, was ir neuerer Zeit durch fleiBige Forscher und Sammler geschehen ist, des Findens noch kein Ende „bzusehen ist, und dab alle diese Lieder im Volke eben als Lieder mit ihren Melodien lebendig sind und taglich gesungen, nicht etwa als Ge-' čichit zelesen werden, so wird man staunėn mūssen ūber die dichterische ul musikalische Schopierkraft des litauischen Volksxeistes“. Der Ver- tsser hat einzig in der Umgegend von Kietaviškės (Kreis Trakai) 400 Volksliedėrmelodien gesammelt, deren nur eine Singerinh Magdalena Karanauskaitė, aus dem Dorfe Piktakiemis, 232 auswendig vorgetragan kat. In etwas weiterem Kreise: in der Umgegend von Varėna, Daugai, Alovė und Merkinė (Kreis Alytus) wurden von demselben c. 1000 Dainos- melodien aufgeschrieben, deren Ieva Krukoniūtė (c. 50 Jahre alt), aus Jum Dorfe Druskeninkai, allein 400 aus dem Gedachtnisse diktiert hat. Mazerinnen, die <. 100 und noch mehr Dainosmelodien und deren Text suswendig wissen, sind nicht selten. Das litauische Volk hat zu įeder Zeit seines Bestehens gedichtet. Rhesa hšlt es in seinem Buch „Dainos ter litauische Volkslieder“ fūr zweifellos, daB die Lieder, die mytholo- žische Bexebenheiten zum Gegenstand haben, aus dem dltesten Heiden- tum kerrūhren. Die lettischen und litauischen Volkslieder vergleichend, ax mythologische Element beider beriicksichtigend und auf die Behaup- ti;g Bielensteins (vergl. dessen Tausend lettische Ritsel, S. 14) sich ažtzend. stellt J. Lautenbach dic Hypothese auf, daB die Altesten litaui- šchen und lettischen Volkslieder ungefihr aus Zeit Homėrs stammen
'Abrisse aus der Geschichte des litauisch-lettischen Volksschaffens. Dirpat 1896).
Aui die Frage, wer die Melodien der litauischen Volkslieder verfaūt Rahe, xibt es eine bestimmte Antwort: Der Dichter selber. Alle Dichtunyx st ursprūnylich mit Gesang verbunden; der Gesang aber verdankt seine Eatstehunę nach Bėockel der seelischen Erregung, dem Ueberschwan:r “x Geiūhls. Ein Volkslied ist ein Lied, das nur zum Gesangę bestimmt "nd im Gesange entstanden ist; die unzertrennlichę Zusammengehorixkeit va Mort und Weise kennzeichnet erst ein Lied als Volkslied. „Der Diehter des Textes war zugleich auch Komponist, welcher den Inhalt siner Lieder zum Verstūndnis bringen wollte“, — behauptet A. W. Ambros in seiner „Geschichte der Musik“ von der griechischen Musik, und dasselbe gilt von den Dainos: auch sie sind von den Verfassern
Bs
singend erfunden worden. Ebensowenig wie von dem Dichter und Ver- fasser der Volksmelodien IdBt sich tūber die Zeit ihres Ursprunges etwas Bestimmtes sagen, da nicht nur bei dem litauischen, sondern auch bei den anderen Vėlkern in vorchristlicher Zeit eine feststeliende Notenschrift fehlte. In dieser Hinsicht meint ganz zutrefiend Nikel in seiner „GC- schichte der katholischen Kirchenmusik': „Reste uralten Gesanges mėgen sich in den Melodien der verschiedenen Volker bis Zum heutigeni Tage erhalten haben; niemand wird aber mit absoluter Sicherheit auge- ben kėnnen, wo die Spuren beginnen, die uns zu ciner nūkeren Kenntnis der Kunstūbung der Alten hinleiten konnen. Ucber die Anfingė der Musik wissen wir so gut wie nichts“. So ist die Zeit wo das Htauische Volkslied in der Wiege eines Naturvolkės zelegen, unbestimmt; dizegen l48t sich nicht ohne Grund vermuten, dab die Periode, in der es sich auf die Stuie einer geregelten und blūhenden Volkskunst empor4e- schwungen, Zu den vorchristlichen Zeiten gehort, ja in die graucn Taxe der indogermanischen Vėlkereinheit fallt. „Es ist merkwūrdig," meint Nast, „mit welcher Zihigkeit das litauische Volk den eizentūmlichen Charakter seiner teilweise uralten Melodien bewahrt hatt Manche melodische Phrase, manche Kadenz mag mit demselber Tounfall, mit dem sie licute an unser Ohr schlžigt, schon in der Urheimat der Indogermanėen geklun- gen haben.“ Diese Eigentiimlichkeiten hat schon Chr. Bartsch bemerkt. wenn er in seinen „Melodien litauischer Volkslieder“ saxt: „Beachtet man z. B. das seltenę Vorkommen eines Auftaktes, die Neigung zu allerlei subjektiven Ritardandos, zu Taktunterbrechungen und Taktinderungen: beachtet man das aufiallend hždufige Hervortreten der „griechischen' oder „alten Kirchentonarten“ und das haufige Fehlen einer entscheidenden Schluškadenz, an deren Stelle dann wiederum nur ein Ritardando 'ritt — so wird man zugeben, daB hier eine Form der musikalischen Darstellunę vorliegt, welche dem kultivierten Europier der Gegenwart schon reclit fremd ist“ Das Befremdende išt es namlich, was die altertūmliche Herkunit der litauischen Volkslieder beweist und ihren Arnspruch aut eine eigenartige Kunst berechtigt erscheinen laBt. Um diesės įestzu- stellen, sind wir bei dem Fehlen jeglicher Notenfixierung und anderer theoretischer Ueberlieferungen genėtigt, die Musik des griechischen Altertums heranzuziehen, um mit ihrer Melodienart dice Tonalitit und den Rhythmus sowie auch die anderen Eigentūmlichkeiten des litauischen Volksliedes zu vergleichen. Hierbei werden wir die in Hinsicht der Me- lodie und des Textes altertimlichen und echtlitauischen Volkslieder .zunachst ins Auge zu fassen haben; die neueren derselben lassen sicl einigermaBen mit dem modernen Tonsystem vereinbaren, und manchc von ihnen scheinen im strengen SŠinne nicht echt litauisch zu sein, da natūrlich die Litauer in neuerer Zeit „hin und wieder auch Melodien der Nachbarvėlker, wenn sie ihrer Eigenart zusagten, aufnelbimen und nach ihrer Weise ummodeln“ konnten, — obwohl diese Antehnunien nicht zahlreich sind, denn: „der unerschėopifliche Junsbrunnen des litaui- schen Volksliedes hatte eine Anleihe bei fremden Vėlkėrn nicht nėotių“
(Nast a. a, O.)
am
Allgemein werden die Melodien der litauischen Volkslieder im Sinne der heutigen Dur und Molltonarten autgefasst werden, hėchstens wird eine gewisse Aehnlichkeit mit den antiken Tonarten zugegeben. Doch muss man in dieser Hinsicht, die neueren litauischen Volkslieder- melodien ausgenommen, eine gegensūtzliche Meiiung annehmnen.
Die Bildung der litauischen Volksliedermelodien beruht auf den diatonischen Tonleitern des griechischen Tonsystems. Als Grundlage iūr unsere Beweisiūhrung nehmen wir die heutzutage allzemein bekann- ten Oktavgattungen der Kirchentonarten, denen die des griechischen Tonsystems gleichartig sind.')
Der Unterschied zwischen den griechischen und den heutigen To- narten beteht wesentlich in der Lage der Halbtėne. Das neuere Ton- svstem besitzt zwei Haupttonarten: Dur und Moll. Mag man die C-dur oder eine beliebige andere Tonart nehmen, die Lage der Halbtėne befin- det sich unverūndert auf der 3—4 und 7—8 Stufe. Dasselbe ist der Fall bei den heutigen Molltonarten. Dagegen herrscht bei den Oktav- zattungen der Kirchentonarten (Oktoechos) eine Mannigialtigkeit in der Lage der Halbtėne, die wir aus der folgenden Tabelle, in der die Halb- ione fettgedruckt sind, ersehen konnen.
Echos | Modus Octav Prot | authenticus Primus | Dorius D,e, f, g, a, h, C, d. 195A5 plagalis Secundus į Hypodorius |A, h, c, d, e,f, g, a.
+ authenticus Tertius Phrygius E, f, g, a, h, €, d, e. Deuterus . :
| p! :galis Guartus | Hypophrygius| H, c, d, e, f, g, a, h. Trit authenticus Ouintus Lydius F, g, a, h, c, d, e, f. B plagalis Sextus Hypolydius |C, d, e, f. g, a, h, c.
f authenticus Septimus | Mixolydius G, a, h, C, d, e, f, g. Tetrardus | : ' 2
| plagalis Octavus | Hypomixo-
lydius | D, e, f, g, a, h, c, d.
*) Freilich ist die Benennung, die auf einem eingewurzeltem gelehrten Irrtum des Mittelalters beruht, verschieden; z. B. dasjenige, was heute „dorisch* heiBt, wurde im Altertum „phrygisch' genannt und umgekehrt. Zur Verwendung der neueren anstatt čer antiken Benennungen bewogen uns folgende Grūnde Peter Wagners (Elemente des gregor. Giesanges, S 97. Bem.): „Den Versuchen, die urspringliche Tonartenbezeich- nung Dorisch fūr E, Phrygisch fūr D usw. der heutigen Theorie und Praxis wieder einzuverleiben, kann ich die Berechtigung nicht zuerkennen. GewiB hat sie einer irrtūmlichen Auffassung weichen mūssen; aber diese ist zum Gemeingut der musikali- schen Menschheit geworden. Seit fast 1000 Jahren beherrscht sie die gesamte musi- kalische Literatur ūber Choral und mehrstimmige Kirchenmusik. Ihre Beseitigung wūrde sicher eine grenzenlose Verwirrung im Gefolge haben. Der Gewinn standė Jazu in keinem Verhaltnis.“
sa A us
Im spiteren Mittelalter kamen noch dazu der Modus Acolius (die antike Hypodorische oder Aeolische Oktavgattuns) A, h c, d, e, f, r, a. der Modus Hypoaeolius E, f, g, a, h, c, d. e. der Modus Jonicus C, d, e, f, g, a, h, c, und der Modus Hypojonicus (i. a, h, <, d. v. E, g).
Nach dieser kurzen notwendigsten Erliuterins der griechiseli- re vorianischen Oktavgattungen schreiten wir zur Untersuchiunę der litauui- schen Volksliedermelodien. Zunžchst nebimen wir eine in der Geszend von Adutiškės (Kreis Švenčionys) herkominliche Melodie:
"e AMM-a- az; - 0 Ž
Der Umfang (ambitus )dieser Melodie umialit einė Oktave. Tie fdngt an von e und endigt mit a. Man mėchte sie als cine hieutigiu A-Moltonart auffassen. Dagegen spricht aber, dab schon imt vierten Takte der Leitton der A-Molltonart gis fehlt. Man konitė das durch eine in der neueren Musik ūbliche Abweichung zur Paralleltonart C-Dur erkliren. Aber dem widerspricht die ganzliche Unterlassuns des Leit- tons gis der heutigen A-Molltonleiter beim Halbschlusse im sechsten und beim Ganzschlusse im letzten Takte. Entschieden muš man also diese Melodie als eine žolische (antike hypodorische oder dolische) bezeicl1- nen. Auf den eigentimtichen Ouartensprung bėim Halbschlusse im sechsten und beim Ganzschlusse im vorletzten Takte sei schon bei dieser Gelegenheit aufmerksam gemacht (darūber Niheres weiter unten). Das-
1) Die Lage der Halbtėne der hypomixolydischen Oktavgattung ist der doriscliun gleich: sie unterscheiden sich abcr wesentlich durcb die Dominante, die bei der ersten A und bei der anderen C heiBt. Dieselbe Verschiedenhcit der Dominante gilt auch bei den aeolischen hypoaeolischen, ionischen und bypojonischen Oktavgattungen, deren Halbtonlage dieselbe ist wie bei den hypodorischun, phrygischien, hypolydischen und mixolydischen Oktavgattungen.
sa Os
selbe vewahren wir, wenn wir die nūchste Melodie, die aus der Gegend von Jeznas (Kreis Trakai) staimmt, zur Hand nehmen.
val-d sm - 72 me - JA.
Diese Melodie bewegt sich in dem Ouintenumiange des heutigen A-Moll. Nur einmal ūberschreitet sie diesen Umifang im dritten Takte m der Hėhe und zweimal (im ersten und sechsten Takte) um einen ganzen Ton unter der Tonika in der Tiefe. Dieses zweimalige Auftreten der nicht erh6hten siebenten Stufe (des Leittons) der heutigen A-Molltonleiter Išžt uns mit Sicherhelt darauf schliešen, daf diese Melodie der a6olischen (antiken hypodorischen oder Aolischen) Oktavgattung anzehort. Ouartensprung, Halb- und Ganzschluss im vierten und letzten Takte kommt auch hier vor. :
Ein Muster der dorischen (antiken phrygischen) Oktavgattun:: unter den Volksliedern Litauens bietet uns folgende, aus den siidėstlichen Ucbieten von Vilnius stammende Melodie:
L MA NN UT MN no L -—LA- > 11 --——) „MD (| (| TVS > > (1-1 | Uli) kM „9 „> “(| ("17 "TTT VU" AA L t — 1-2 S — 1
2 rauda - T K dos — p 'E
Sie ist um eine Ouinte in der Hėhe transponiert'). Merkwiūrdis ist die schėne synkopische Melodiebewegung im sechsten Takte.
Derselben dorischen (antiken phrygischen) Oktavgattung Bei- spiele finden wir in folgenden litauischen Volksliedermelodien aus der Gegend von Kietaviškės (Kreis Trakai). Sie sind eine Ouarte hėher transponiert. Der Anfang und Schluss dieser Melodien scheint G-Moll zu Sein, der Ganzton der 7 u. 8 Stufe weist deutlich, dass wir hier mit diatonischen antiken Oktavgattungen zu schaffen haben, und bildet einen charakterischen Unterschied zwischen den antiken und modernen Tonarten.
A 8 | LŽ - . t s . . 1 "1 Z- MM- le L Aa- da - : !) „Ės kann nicht oft genug darauf hingewiesen werden, daB die Annahme der Tonhėle stets als eine willkūrliche zu betrachten ist Denn die Oktaveattungen weisen lediglich einen Unterschied in der Lage des Halbtons auf: man kann sie ebenso
wie unser Dur und Moll nach allen mėglichen Tonhėhen transponieren und hat das frūhcr ganz unzweifelhait getan“: Richter, S. 107—108, Anmerkung,.
5 ls
1 ba, MAMA La.
In dem ersten Beispiele finden wir der dorischen Oktavgattung nicht seltenen Fall die Erniedrigung der 6 Stufe zwecks Vermeidung der unnatūrlichen vergrėsserten Ouarte (Tritonus).
Eine echte phrygische (antike dorische) Oktavyattung ist vertreten in der folgenden in Varėna (Kreis Alytus) vielgesungenen Melodie.
Ein Beispiel der hypophrygischen Oktavgattuny finden wir in folgender Melodie mit einem charakterischen Halb- und Ganzschluss. Sie stammt aus der Gegend von Kietaviškės (Kreis Trakai).
RR—=R— A — NT rz
2
In der Gegend des Nemunasufers (ebenialls Kreis Trakai) wird nachstehendes Lied mit Vorliebe gesungen:
o Lt G-Mad DS 4-0 0 — Aa.
Es gehėrt zur Aolischen (antiken Kypodorischen oder žolischien) Oktavgattung und ist hier um einen ganzen Ton tiefėr transponieri. Die Melodie erweist einen breiten Dezimeumiangę und wiederum dice Ot vorkommenden eigenartigen Ouartenspringe in viertėn Takte unter der Tonika, im drittletzten in derselben.
Westlich von Vilnius, in der Gemeinde Semeliškės, Iibt sich folzen- des wegen seines Anfanges besonders beachtenswerte Lied hėoren:;
I ao „70 La. Das vorherrschende a, das auch den SchluB bildet, und die unversetzte siebente Stufe bezeichnen die Melodie entschieden als eine įolischu (antike hypodorische oder žolische). Das Merkwūrdigste ist aber dič
Anfangsnote, die anstatt der ūblichen Oberguinte die kleitė Oberseste von der Tonika aufweist. Dieses kommt auch in der gregorianischen
ms
hypophrygischen Oktavgattung vor, wo die Melodie nicht selten einen halben Ton ūber die Finalnote anfžngt. Auch in den anderen Kirchen- tonarten findet sich Achnliches (vgl. P. Wagner a. a. O., S. 129 £.).
Im nichsten Liede, das um eine Ouinte hėher transponiert ist, ist die įonische (antike lydische) Oktavgattung erkennbar. Das Lied stammt aus der Gegend von Valkininkai (Kreis Trakai):
Ko duk — Me - Lo.
Die mixolydische .(antike hypophrygische oder jonische) Oktavgattung wird durch folgende, um einen Ganzton tiefer transponierte, anmutige Melodie vertreten:
"AD +" I TS 4 AAS T VS UR GR Vic TA UV ERRA UA ARO TR IA | Ru LJ 071729 L 0 0 „O
Kai gst ———27"2
As
Die Taktverdnderung, die in dieser aus der sidwestlichen Gegend von Vilnius stammenden Melodie erscheint, sei hier nur angeinerkt; šie wird weiter unten erortert werden.
Ein Muster der hypomixolydischen' Oktavgattunx zibt uns folzende Melodien aus der Gegend von Kietaviškės (Kreis Trakai), ein Ganzton tiefer transponiert:
a Žž
Es sei noch eire cchte dorische (antike phrygische) Melodie. aus der. Gegend von Rudziškės (Kreis Trakai), angefūhrt:
"į a0-/e les p Adri-deo — Z05.
oder dasselbe varierte Volkslied aus der Gegend von Merkinė (Kreis Alytus):
Zuletzt nehmen wir eine interessante hypodorische Melodie, ebenso aus der Gegend von Merkinė, um eine Ouinte hėher transponiert:
Na o A o LM.
Die Tausende von den im Volksmunde fortlebenden litauischen Volksliedern geben den Beweis dafir, daB ihre Melodien zu einem mit dem antiken griechischen einstimmenden Tonsystem gehėren. Man darf also entschieden sagen, daB die litauischen Volksmelodien in den
aa IG asas
Rahmen des heutigen Dur oder Moll nicht passen. Freilich bilden dic Allerneuesten, die kaum einen Anspruch auf Echtheit erheben kėnnen. eine Ausnahme, deren Ursache noch erėrtert wird.
Zur weiteren Eigentūmlichkeit der litauischen Volksmelodien gehėo- ren auch die Ouartenspriinge, besonders befremdend bei den Schluš- kadenzen. Diese haben die besondere Aufmerksamkeit aller Forscher erregt. Verschiedentlich wurden sie erlžutertt Wer aber von dem heutigen Tonsystem absieht, dem sind dic eigentiimlichen Kadenzen der litauischen Melodien durch das antike Tonsystem ohne weiteres erklūr- Tich. Denn diese groBere Intervalle bei den Kadenzen finden wir auch bei den gregorianischen und griechischen Weisen. Es sei hier z. B. der Homerische Hymnus an Demeter aus der griechischen Musik angefihrt. (Vergl. Rich, Kralik, Altgriechische Musik. Stuttg. u. Wien, 1900).
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Hier finden wir die auffallende Eigentiimlichkeit, da8 alte drei Verse mit einem abwartsgehenden Ouintenschritt schliešen und beidemal aut zwei verschiedenen Stufen erfolgen. Man vergleiche damit die in den rolgenden litauischen vclk:liccermelodien, aus der Gegend ver Ketaviš- kės und Žasliai, žhnliche Ouintenkadenzen:
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Wenn wir ferner die Mittel- und Schlusskadenzen des Hymnus an die Muse von Mesomedes (Vrgl. Gevaert, mėl. ant. p. 42),
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mit dem Schlusse des zuerst angefihrten litauischen Volkliedes „Tu dziemedeli“ (wiederum transponiert)
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vergleichen, so erkennen wir eine auffallende Achnlichkeit.
Die in litauischen Volksliedern sehr oft vorkommende Ouar schrittkadenze, wie z. B. in folgenden in der Gegend von Kabeliai (K Gardinas) gesungenen Melodien:
Matė le la. 20 Lat e era 40 G
ist auch in dem ersten delphischen Hymnus an Apollo (Vrgl. Dr M6hler, Geschichte der alten und mittelalt. Musik. p. 37) zu finden:
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Die vorletzte Kadenz des schon erwihnten Hymnus an die Muse von Mesomedes
MXa - t0d4 Joe, dy-Ai-e, Tai - av,
findet eine grosse Aehnlichkeit in den Schlissen der folgenden litauischen Dainosmelodien aus der Gegend von Alovė (Kreis Alytus), Kabeliai (Kreis Gardinas) und Kietaviškės:
Diese Kadenzen sind keinė Unregelmassigkeit, wie es gemeint wird, aber eine besondere der litauschen Volkslieder Eigentūmlichkeit, welche aus der Melodie fliesst und schėn sich derselben anschliesst.
Zur Erlduterung des in litauischen Volksmelodien vorkommenden Terzschlusses nehmen wir eine aus Žemaitija stammendę Melodie, die zu der -įonischen (antiken lydischen) Oktavgattung gehėrt und um eine groBe Sext hėher transponiert ist:
= 4
Die Melodie fžngt mit der Oberguart der Tonika an; den Anfang bildet also der hochste Ton des ersten Tetrachordes der jonischen (antiken lydischen) Oktavgattung: den SchluB bildet aber die Oberterz der Tonika. Die Terz- und Ouintenschlisse kommen in den litauischen Volksmelodien nicht selten vor. Da der griechische Gesang nach Ambros (a. a. O.) in jeder der vier Tonarten auf jeden Ton des tonischen Dreiklanges schlieBen konnte ,so sind jene Schlūsse der litauischen Melodien erklar- lich und verstūndlich. Man bemerkt aber hier noch eine Eigentiimlich- keit: Die Schlušnote ergibt einen Leitton zur Anfangsnote der Melodie. Nach Beendigung einer Strophe erwartet man so unwilikūrlich die andere. Damit erklirt Nast auch einigermaBen die ungewohnliche Linge vieler litauischer Volkslieder. „Die Melodien sind eben kreisliufig, es sind sozusagen Žirkelmelodien, d. h. unendliche Melodien im eigentlichen Sinne des Wortes“. Unter der ungeheuren Zahl der litauischen Melodien kommt diese Eigentūmlichkeit nicht selten vor. Besonders beliebt ist ierner bei den Litauern die langausgedehnte Schltušnote; fremdartig klingt sie bei den im heutigen Sinne unvolkommenen Schlissen. „Hat man sich an diese Art der Schlisse aber erst gewėohnt, hat man die litauischen Lieder erst 6fters abends weithin ūber das ebene Feld des Litaucrlandes in ihren lanygezoxenen Schučtėnen ausklingen hėren, so ertėnt darin die sanze Reihe menschlicher Empfindungen, Sehnsucht, Liebe, bange Er- wartung, mit einem Worte, die Melodie tėnt aus wie eine in ungewisse Fernen verhallende Frage“. (Nast a. a. O.) Mag man bei den litauischen Melodien hžūufig eine ungewohnte, in der neueren Musik beriremdende Art des Schlusses vernehmen, so ist dieselbe musikalisch nicht unbegriūndet. Dieselbė Mannigtaltigkeit und Eigenart der Schlisse sehen wir bei den Denkmalern der griechischen Musik') und den gregorianischen Weisen“), deren Kunstform nicht zu leugnen ist.
Die litauischen Melodien mit jenen vergleichend, dūrfen wir anneh- men, daB die litauische Musik ebenso ihre eigentūmlichen Kunstiormen bewuBt geschaffen und verwendet hat. „Die groBe Mannigfaltigkeit der Schliūsse hat aber nicht gehindert, daB sich, wie in der Kunstmusik, auch in den Dainos gewisse Schlušformeln herausbildeten, die sich, natirlich mit durch Takt und Inhalt bedingten Verdnderungen, hier und dort wie- derholen und deren Entstehung zum Teil wohl noch in den grauen Tagen der indogermanischen Vorzeit zuriūckreichen mag“ (Nast a. a. D., S. 29).
Was den Umiang der litauischen Volkslieder anbetrifit, so liBt sich kurz segen, daB dieser im allgemeinen nicht groB ist. Die Mehrheit der litauischen Melodien ibersteigt nicht die Oktave, und vielęe bewegen sich nur in der Ouinte. Sie begniūgen sich gewėhnlich mit wenigen Takten und bestehen groBtenteils aus zwei kurzen Sūtzen, deren letzter gewohn- lich refrainartig wiederholt wird. Bei der Wiederholung des zweiten Teiles der Melodie wird die Kadenze vermittelst sch6ėner Melodiewendung in den Anfang des zu wiederholenden Teiles eingefūhrt; nur nach der
1) Vgi. Kralik a. a. O. 21 f. und Rud. Westphal, Die Musik des griecbisčhen Altertums (Leipzig 1383) S. 22 f. š Val. Wagner a. a O. Einfūhrung in gregorianische Melodien.
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Wiederholung kommt die Schlusskadenze. Als Beispiel seien hier dic aus den Gegenden von Kietaviškes und Kabeliai (Kreis Gardinas) stam- menden Melodien angefikrt:
ate- L — glao-la
Die litauischen Volksliedermelodien sind rein diatonisch: die Tonrei- hen bestehen hier aus natūrlichen Ganz- und Halbtėnen. Deshalb sind sie leicht verstūndlich und lieblich zu hėren. Viel zu grosse Tonschritte welche die innerlich Einheit der Melodie stėren d. h. die Einheit- lichkeit verletzen, alle unnatūrlichen Tonschritte (vergrosserte Ouinte, Tritonus), chromatische Halbtėne, welche wegen ihrer Schwierigkeit dem natūrlichen Gefūhle nicht gefallen, in den litaischen Volksliedermelodien sind nicht Zu finden. Eine angenehme Abwechslung von Terzen, Ouarten manchmals auch Ouinten, selten von grėsseren Intervallen, macht die litauischen Volksliedermelodien gefallig. Wir finden hier musterhaite aestetische kleine Tonbilder im natirlichen Aufsteigen und Fallen der Tone. Die Melodie sieht man klar, denn die Perioden bestehen aus weni- sen Takten. Gietman (Musik-Aestetik $ 154) sagt, einer guten Melodie seie nicht immer nėtig alle Tone der Tonleiter zu verwenden, die gric- chischen Theoretiker haben die antiken Kiūnstler gelobt, weil sie nur we- nige Tone gebrauchten (Plutarch, mus. 19). In dieser Hinsicht kėnnen die litauischen Volksliedermelodien gelobt sein, denn es worden hier nicht viele, aber aestetisch ausdrucksvolle Tone gebraucht. Allxemein sind dei litauischen Dainosmelodien svllabisch: einer Silbe werden nur ein
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oder zwei Tėne gegeben, aber man findet auch melismatische Melodien, wo einer Silbe auch mehrere Tone zukommen, wie z. B. in diesen aus den Gegenden von Alovė und Kietaviškės stammenden Melodien:
Die Tonalitūtseinheit der litauischen Volksliedermelodien sieht man deutlich in dem Zusammenhange der Tonika und der Dominante. Da es hier eine strenge Diatonie herrscht, so findet man auch keine im heutigen modernen Sinne Abweichungen, oder Modulationen in fremden Tonarten, Das bemerkt man auch in der griechischen Musik, ausgenommen der virtuosen Gesange (Gietmann, Musik-Aestetik $ 153). Jodoch gibt es, wenn auch sehr selten, in den litauschen Volksliedermelodien kurze melodische Abweichungen nach den nichstverwandten Tonarten, wie es hier in der aus Kietaviškės stammenden Melodie, in den zwei letzten Takten aus der hypophrygischen nach die transponiertę dorische Tonart moduliert wird, ersichtlich ist:
Der Melodiegang ist hier dermassen natūrlich und die Endung ist mit dem Anfange so glatt und schon verbunden, dass man diesen Fall nicht gerne einę Modulation nennen mėchte. Es ist aber eine seltene Aus- nahme, welche den schon erwžhnten Grundsats bestūtigtt Wir haben genug Beweise, dass die litauischen Dainosmelodien Astetisch schė6ne und gefallige Klangeigenschaften besitzen.
Nur in wenigen Orten Litauens (in „Aukštaitija“ iberhaupt nicht) werden heutzutage die Volkslieder einstimmig gesungen; die Melodie wird in Terzen begleitett Trotzdem kėnnen wir von vornherein dic „ Behauptung aufstellen, daB die litauischen Volkslieder ehemals einstim- mig erfunden und gesungen wurden. Dasselbe hat Ambros ausfūhrlich bewiesen von der antiken Musik: „In der Vokalmusik kann- ten. die Griechen nur Einstimmigkeit des Gesanges; mehrstimmiger Gesang ist erst eine Errungenschaift der christlichen Musik. Dagegen "war es den Griechen wohl bekannt, die Gesangstimme mit nicht-unisonen (heterophonen) Instrumentalstimmen zu begleiten, und in dieser hetero- phonen Instrumentalbegleitung bildet die griechische Musik nicht etwa eine naturalistische Vorstufe der Kunst, sondern sie verfdhrt, hier, trotz des beschrankten, ja armlichen Materials der griechischen Instrumenta!- stimmen, nach kiinstlerischen Normen.“*) Ebenso haben die Litauer ihre einstimmigen Dainos, wie die Ouellen des XVII. und XVII. Jahrhunderts erwžhnen, besonders auf der, Kanklys“ begleitet?).
Wenn man den Aufbau der litauischen Melodien musikalisch erwžgt, so wird man zu der Ueberzeugung gelangen, daB eine Terz- begleitung, besonders bei den Melodien der dorischen, phrygischen, aeolischen Oktavgattungen, von Gehėre des Volkes nicht zu erwarten ist“).
Um dieses zu beweisen, nehmen wir aus einer grosser Menge einė hypophrygische und eine dorische Dainosmelodie aus der Gegend von Kietaviškės und Žiežmariai:
1) Ambros, S. 149.
2) Ueber die litauischen Musikinstrumente vgl. Tetzner, Dainos, lit. Volksge- sūnge (Leipzig, Reclam) S. 58 f. und Bartsch a. a. O. II T. S. XI f. .
3) DaB selbst die Singer dies herausfiūhlen, dafūr sei hier ein Beispiel angefiihrt. Als der Veriasser dieser Arbeit einst die Gastfreundschait eines Piarrers S. zu S. genoB und dieser seinen Chor litauische Volkslieder vortragen lieB, sangen die Cho- rstinnen, als das hier unter Nr. 5 angefiūhrte Lied an die Reihe kam, dieses einstimmig. Auf die Aufimunterung des Pfarrers, das Lied doch mit gewėhnlicher Terzbegleitung vorzutragen, antworteten die Sangerinnemn verlegen, aber entschieden: „Es ist unmnoglich!“
Solchen Melodien wird man nicht bloss vom (iehiore bexleiten kėnnen ohne die Tonalitūt zu verletzen oder die Melodie nicht zu zerstėren. Deswegen hat man auch, wie noch zu erlžiutern sein wird, fiūr die jįetzige Terzbegleitung eine entsprechende Lage bei den Melodien genomrmen. Woher stammt nun aber diese immer groBerę Kreise in Litauen ziehende, sozusagen primitive Mehrstimmigkeit, und seit wann hat sie den eigent- lichen Charakter der litauischen Volkslieder umzumodeln, wenn nicht xar Zu verwischen angefangen Die Entwicklung des mchrstimmigen (polyphonischen) Gesanges im Mittelalter bei den Westeuropiern ver-
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mochte keineswegs einen EiniluB auf die litauische Musik auszuūben, da die heidnischen Litauer dem Christentum dazumal fernstanden. Doch dirfen wir dies sicher annehmen nach der Bekehrung Litauens und insbesondere seit der Zeit, da der Bauernstand seine Sėhne allmžhlich dem Dienste der Kirche weihen durite. Diese Geistlichen standen dem Volke in jeder Hinsicht nahe, und da der litauische Klerus, wie das Volk selbst, sehr gesanglustig war und noh ist“), so dirfen wir entschieden behaupten, daB man seinem EinfluB die Mehrstimmigkeit der litauischen Melodien wohl oder ūbel zuschreiben muB. Die Geschichte der Kirchen- musik in Litauen hat leider einen noch nicht ganz ūberwundenen Zeitraum zu vermerken, in welchem der wahre Kunstsinn, freilich nicht ohne auswartigen Einfluė, beim Klerus erloschen war. Der romisch-grego- rianische Choral, der einstimmig in eigenartiger, vollendeter Kunstiorm geschafien ist, wurde seit dieser Zeit terzenweise im Gesange begleitet und dadurch in melodischer und rhythmischer Hinsicht verhunzt*).
Es liegt auf der Hand, daB die jetzt vorherrschende Gewohnheit, mit Terzbegleitung zu singen, von der Geistlichkeit zunachst įm Kirchen-- gesange eingefūihrt und dann iberhaupt dem Volke beigebracht wurde. Diese mit dem griechisch-litauischen Tonsystem grundsūtzlich unverein- bare Mehrstimmigkeit ist also keineswegs aus der litauischen Volkskunst entsprossen und ihr Anfang ist nicht weit rickwarts zu suchen, hoch- stens in der ersten Halfte des 19, Jahrhunderts*).
Bien Aufschreiben der Dainosmelodien hat der Verfassen ūber diese Angelegenheit alte Singer geiragt und es wurde geantwortet, dass friher einstimmig gesungen wurde und die altn Leute kaine Zwei- stimmigkeit oder Begleitung der Dainos kaunten.
Was hat die litauische Volkskunst durch diese ihr aufgeptropite Mehrstimmigkeit erworben Ist sie daburch etwa um eine Stufe hGher gekommen? Wenn man den Vorteil und den Nachteil erwdgt, so dart man wohl sagen, daB dieser ūberwiegt. Man hat wohl eine Harmvnie
1) Es eien hier z. B. ewahnt der Pr. Strazdelis dessen berūhmts „Pulkim ant kelių“ geradezu ein nationales Eigentum der Litauer geworden ist; ferner der noch in firischer Ernnerung bein Volke fortlebende Lyriker Pr. Vienožinskas, Bischof Bara- nauskas (Baronas) und Maironis. .
?) Erfreulicherweise geht es jetzt wieder besser. Der vor einigen Jahren ver- schiedene Bischof von Kaunas, Paliulionis, hat durch den Domorganisten H. Naujalis cine Reform eingeleitet und sie durchzufūhren sich bemiht. Die mehr als fiūniund- dreissigjalhrige Tatigkeit des auch im deuteschen Cacilienverein bekannten litauischen Komponisten Naujalis hat auf dem Gebiete der kirchlichen und nationalen Musik schon jetzt reichliche Frūchte gebracht. Ihm wie dem erwdhnten Bischof gebiihrt in der Geschichte der litauischen Musik die hervorragendste Stelle,
*) Der Verfasser hat, wie schon erwžhnt, selbst litauische Volkslieder in mehr- stimmigen Satz gesetztt Um den Vorwurt des Widersprucks zu beseitigen, scheint ihm eine diesbezigliche Erklirung notwendig zu sein: 1. Man muBte dem heutigen Gieschmacke entsprechen und die Mehrstimmigkeit als ein Mittel zur Popularisierung der alten Lieder anwenden. 2. Um das anachronistische Kleid den alten Melodien nach Mėglichkeit anzupassen, hat man die Stimmen streng diatonisch, mėglichst selb- standig gefihrt und nach den Regeln der klassischen Polyphonic verfahren, da diese den Kirchentonarten und dadurch auch dem griechisch-litasischen Tousystem am nichsten steht.
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anzėeworben, und sie klingt auch recht schon, wenn gute Stimmen, deren besonders bei den Mždchen in Litauen kein Mangel ist, zusammensingen ; +ber sie ist sehr primitiv und scheint es auch bleiben zu mūssen.
Man kann diese Harmonie nicht mit den ersten Schritten zur Mehrstimmigkeit des christlichen Altertums vergleichen. Die dltesten Proben in dieser Hinsicht mit dem Organum, Gymel, Fouxbourdonen und Diskantis wurden von Fachsingern unternommen, und allmžiklich hat man sich zu einer klassischen Polyphonie emporgeschwungen. Heut- zutage ist der Fall beim Volke unmėglich, weil wir solche Singer in iim vergeblich suchen werden. Ž
Man hat also wohl einen harmonischen Klang, aber die Melodic selbst ist žrmer geworden. Um terzenweise beguem zu begleiten, sucht man dementsprechende Melodien und Tonlagen: dadurch sind diese cinfėrmig geworden. Da man den alten Liedern die Begleitung nicht anZzupassen vermochte, so sind sie mit ihren umfangreichen, kunstsinnigen Melodien und der eigenartigen Mannigfaltigkeit griechisch-Iitauischer Oktavgattungen zurūckgedringt worden und allmžhlich halb in Verzes- senheit geraten. Sie kommen noch zum Vorschein bei alten Leuten und in Gegenden, wo die Terzbegleitung noch nicht vorherrschend ist. Da aber die neueren Melodien sich meistens in der jonischen oder besser in Dur-Tonarten bewegen und dadurch die eigenartige Scheidewand zwi- schen der dorischen, phrygischen und den andern Oktavgattungen ge- fallen ist, so konnten leicht auch Melodien der Nachbarvėlker bei den Litayern Aufnahme finden. DaB 'dadurch der litauische Volksschatz be- reichert worden ist, darf man allerdings bezweifeln.
Um das Gesagte zu beweisen nehmen wir drei alte Molodien: zwei dorische und eine dolische, welche terzenweise zu begleiten unmoglich ist und wieder drei neue Singweisen, die einer Begleitung passen. Sie sind aus Gegend von Rudziškės (C. 35 Klm. westlich von Vilnius).
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Die neuen Melodien bewegen sich meistens im Umfange einer Ouinte oder eines Hexachordes. Sie bestehen aus Sekunden und selten aus zrosseren als Terzschritten, ausserdem die 6ftere Tonwiederholung be- weist einen Abwechslungsmangel.
Man iūngt an auch die Alteren Melodien zu begleiten, aber die Folgen solcher Probierung sind nicht sehr gliicklich. Es zu beweisen nehmen wir zwei desselben Volksliedes Melodien, die erste ohne Beglei- tung gesungen aus Semeliškės (Kreis Trakai), die zweite, aus dem 12 Klm. entiernten Dorife Kakliniškiai (an der Landstrasse nach Vilnius), mit Be- gleitung vorgetragen:
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Hier sieht man, dass die Melodie von der Begleitung nicht reicher gewor- den ist, sondern viel von seiner Schonheit eingebūsst hat.
Folgende Vergleichung zeigt wie eine hypodorische Melodie, aus dem Dorfe Piktakiemis (Kirchspiel Kietaviškės) in einer Entiertung von 8 Klm. im oben genannten Dorfe Kakliniškiai, wegen der Begleitung sich in einę Durmelodie umwandelte ;
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Dasselbe hat erfahren folgende aus der Gegend von Kietaviškės acolische Melodie, welche von der Begleitung viel von der Manigialtiekeit ver- lierend, in eine Durmelodie iiberging:
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Folgende drei Melodien beweisen, wie eine aeolische Melodie wegen der Begleitung sich in eine einfache Durmelodie umwandelte und ihren echten, dem Texte entsprechenden Gefihhlsausdruck verloren hat:
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Die erste ursprūngliche Melodie stammt aus dem Dorfe Mijaugonys (Kirchspiel Kietaviškės) und entspricht ganz dem elegischen Textinhalte, die zweite (aus oben erwžhntem Dorfe Piktakiemis) und dritte Singweise (aus Rudziškės) mit seinem Durcharakter stehen dem Inhalte weit ferner.
Wenn auch sehr selten, so findet man doch manchmal eine Toner-
hKohung wie in den modernen Molltonarten; z. B. nehmen wir folgende hypožoliche Dainosmelodie, aus der Gegend von Kietaviškės:
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Ės findet seine Erklirung in der ihr am Anfange Ahnliche kirchliche Suplikationsmelodie, welche von Polen (wie es Naujalis in „Lietuviškas bažnytinis giesmynas 57 p. bewiesen hat) modernisiert ist. Gewiss hat das Volk den in der Kirche gesungenen Halbton in die Dainosmelodic eingemengt. Ein fremder Einfluss bringt den litauischen Volksliedermelo- dien keinen Vorteil.
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Die Einstimmigkeit der litauischen Volkslieder, ebenso wie des grie- chischen CGiesanges, s0ll man, wie schon Ambros betont, keineswess als cinen Mangel ansehen: „Und wenn man auch nicht mit Rousseau die HRarmonie fūr eine gothische Barbarei erklūrt, so gibt es doch Falle senus, Wo sie, weit entfernt die Wirkung zu fordern, ein lūstiger Ueber- Hub wird. Es sind gewisse, in singender Urkraft gedachte Melodien, insbesondere Volksmelodien, welche durch Harmonisierung nicht nur ničht sewinnen, sondern entschjeden getriibt werden und an Krait und Ein- Uringlichkeit einbūšen. Der Dichter des Textes war auch, wie wir mmzenommen haben, zugleich Komponist, der dem Inhalt seiner Lieder šurch die Musik zu besserem Verstindnis verhelien wollte. Das ist im būchsten. MaBe nur mėglich bei der Einstimmigkeit. Und „wenn. das Waxznersche Musikdrama dem Chorliede eine der frūheren Oper gegen- šber gar beschrūnkte Stellung angewiesen hat, so geschieht dies haupt- sūchlich aus dem Grunde, weil nach Wagner in der dramatischen Musik der poetische Worttext eine dem Melos soviel als mėglich gleichberech- tigte Bedeutung haben soll. Die bedeutungsvollsten Stellen seiner Wort- tėxte, welche fūr die dramatische Entwicklung am meisten Wichtigkeit huben, I4Bt Wagner als Monodien vortragen“'). Was Ambros von der xriechischen Vokalmusik behauptet, dirfen wir auch von den litauischen Valksliedern annehmen: daB eben deshalb, weil bei denselben poetischer Worttext und Melos vollstindig gleichberechtigt ist, der Gesang nur Mimmnengleichheit der Singenden vertrūgt.
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In rhythmischer Beziehung bezeichnet Nast die litauischen Dainos as „hochst merkwiūrding und durchaus im Widerspruch mit der modernen kunst* stehend. „Hier herrscht“, sagt er, „durchgehends das Giesetz der Anpassung, dorf vėollige Regellosigkeit. Zwei- oder vierteilige Takt- parasen wechseln ab mit dreiteiligen. Vierteilige Taktphrasen findet man mit dreiteiligen verbunden, was einen in der Kunstmusik sehr seltencen Satz von 7 Takten ergibt“'). In Anbetracht alles dessen fragt er: „Kain ės einę groliere Anomalie geben? Im Litauischen gibt es deren noch andere, viel mehr aufiallendere“. Solche Anomalie ist nach Nasts Mei- 2uns auch die Tatsache, daB nicht nur zwei- und E Takte mit dreiteilisen wechseln, sondern biweilen sich sogar unter */) Takt ein "+ Takt mischt und sich selbst der unerhėrte Fall ereignet, dab das Lied mit *, Takt beginnt und mit */+ Takt schlieštt Noskowski findet auch in Ucn litauischen Volksmelodien „jeden Augenblick“ verschiedenę uner- sartete Erscheinungen, die „viel zu denken geben“. Er erortert die maleichmaBigen Takte, Sitze und Perioden und sagt danach: „Wir tref- ien hier also auf Unregelmibigkeiten, die įedoch nicht ohne Reiz und icdenfalls hėchst interessant sind; wir haben darin auBerdem cinen Beweis fūr eine durch nichts gehemmte Volksphantasie, welche den Liedern eine willkirliche, den Worten angepaBte Form verleiht, ohne
") Ambros a: a. O. S. 150. 1) Nast a. a. O. S. 17 t.
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auf Auforderungen des EbenmaBes irgendwelche Riūcksicht zu neh- men“'). Die AeuBerungen von Gisevius, Fr. Kurschat, Bourgoult-De- coudray stimmen in dieser Hinsicht im allgemeinen iiberein?)..
Trotz den von Nast, Noskowski u. a. angegebenen UnregelmiBig- keiten, Anomalien und irgendwelcher Riicksicht auf die Anforderungen des EbenmaBes, die sich unter den litauischen Volksliedern tatsachlich befinden, kėnnen wir behaupten und beweisen, daB in dem Aufbau der litauischen Melodien eine begriindete, systematische und kunstvolie Re- gelmibigkeit besteht.
"Als Grundlage unserer Beweisfūhrung nehmen wir die von Rhesa festgestellte Tatsache, daB die litauischen: Volksmelodien in rhythmischer
Hinsicht auf dem metrischen Sistem der Griechen beruhen?).
Bei den Griechen stand die Melodie in engster Beziehung zum Text und zur Deklamation. Die betonte Silbe erhielt in der Regel einen hėneren Ton oder wenigstens denselben Ton wie die nicht betonte. Die Bildung der Melodie war ferner auch vom Metrum und von der Ouantitūt der Silben abhūngig. Das Metrum war ausschlaggebend fiir die Taktarten oder den musikalischen Rhythmus. Einen Takt in unserem Sinne kannten die Griechen nicht; was fir uns Takt ist, war fūr die Griechen der VersiuB. Jambische (0—) oder trochaische (0—) VersfūBe gaben einen */. oder */, Takt; der Daktylus (—00) und der Anapist (o 0 —) galten als vierzeitige VersfiBe, der Kretikus oder Pžon (— 0 —) und seine verschiedenen Auflosungen als finfzeitiger, die verschiedenen Formen des Jonicus usw. (— 00 —, — — 00 — —) als sechszeitige Vers- fiBe. Zwei Kūrzen konnten in eine Linge zusammengezogen werden: so entstand aus dem Daktylus (— 00) ein Spondeus (— —); umgekehrt konnte eine Lange in zwei Kiūrzen augelost werden. Mehrere VersfiūBe bildeten einen Vers; nach der Zusammensetzung der Verse unterschied man die metrischen Sisteme. So wurden die Dipodien, Tripodien, Tetra- podien, Pentapodien, beziehungsweise der Trimeter, Tetrameter, Penta- meter, Hexameter gebildet. Die rhythmischen Glieder reihen sich so zu Perioden und Strophen, deren komplizierter Bau von feinstem, kihnstem Formsinn geleitet ist. Urspriinglich scheinen die Strophen nur aus einer bestimmten :Anzahl gleicher Verse bestanden zu haben. Aus diesen gleichartigen Urstrophen entwickelte sich einerseits die strophenlose Epik und jambische Dichtung, anderseits die Fiille der lyrischen Strophen- gebdude. Was den Reichtum des Strophenbaues betrifft, so stehen die Griechen ganz einzig da durch die Mannigialtigkeit des Versbaues; hier mischen sie die verschiedensten VersfiBe zu Versen und Strophengliedern aut die originellste Weise. Es entstehen daraus unendlich abgestufte Formen').
" 1) Litauische Volksweisen, gesammelt von A. Juškevičius, redig. u. Nirsg. v. Sigm. Noskowski (Krakau 1900). S. XXVI.
2) Vgl. Bartsch a. a. O., 1. T. S. XVII f.
3) Rhesą a. a. O. 334—347. Daselbst lesen wir, daB Donelaitius, der seine „Jahreszeiten“ und „Fabeln“ in griechischen Hexametern abfabte, dies Metrum in die litauische Poesie eingefihrt hat. :
*) Vig. Nikel, S. 51; Kralik, S. 7—8. Ausfihhrliches ūber die griech. Rhythmik geben Ambros (a. a. O. S. 34—137) und Westphal (a. a. O. S. 264—322).
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In dieser Hinsicht dūrfen wohl die litauischen Volkslieder mit den „riechischen verglichen werden. Die Beschaffenheit der Rhythmik der litauischen Volksmelodien wird von Rhesa durchaus zutreffend folgen- dermaBen geschildert: „Die Versart, in welcher die Volkslieder abgefaBt sind, erscheint in vielfacher Gestalt. Einige haben ein jambisches, einige ein trochūisches, andere ein daktylisches, noch andere ein gemischtes Metrum. Am haufigsten trifft man em gėmischtes Metrum in den litauischen Vaksliedern an. Die Versart steht immer in genauer Verbindung mit dr Melodie. Wo aber die Melodie schwebend und nicht genau auf die Zahl der Silben beschrdnkt ist, da trifft oft ein FuB mehr ein. Es wird tine Nachschlagsilbe hinzugefigt oder eine Vorschlagsilbe zu Anfang der Zeile vorgesetzt. Bisweilen wechselt ein Daktylus mit einem Spon- deus oder Trochžus ab; bisweilen tritt ein Anapast oder Amphibrachys an die Stelle des Jambus. Nicht selten žndert sich auch der ganze Gang des Liedes: die jambische Versart geht in das troschaische Metrum iūber md umgekehrt. In manchen Liedern werden die Strophen um eine bis zsei Reihen vermehrt, wenn die Melodie nicht gerade auf die Reihenzah! heschrūnkt ist. Kurz, es findet die groBte Mannigfaltigkeit statt. Dies alles gewahrt dem Dichter wie dem Sanger eine gliickliche Freiheit; der Flug seiner Einbildungskraft wird nicht durch die Fesseln des Metrums vehemmt, und der Strom der Empfindung kann sich ungehindert ergieBen. Daher die Leichtigkeit, mit welcher die Singer und Sangerinnen aus dem Stegreit Lieder in diesem Metrum verfertigen“*).
Um das Gesagte zu veranschaulichen, geben wir einige Volkslieder
zuerst in gleichmaligen, gleichgliedrigen, dann in "unEleiChEuEapla i Versen, schlieBlich in gemischtem Metrum:
Siunte mane motinėlė —0—-0—0—0 Į jūreles vandenėlio —o0—0—0—0
L „— (|| 0 „| | 0 | |0“' 61729)
UENNY « DREESNA AEA VES SRT, „iŲ EE
Dieses in Litauen weitbekannte Lied ist in gleichzdhligen trochėi- «hen (dreizeitigen) Tetpapodien abgefaBt. Deswegen hat 4 Takt, zleiche Taktphrasen und Perioden. Hier hat auch die neuzeitige Musik nichts einzuwenden.
*') Rhesa, a. a. O. S. 334 u, 345. pa
AG
Dasselbe sehen wir beim folgenden, aus der Gegend von Marcin- konys (westlich von Vilnius) staminenden Liede, dessen VersfūBe anapiūstisch sind und eine katalektische Tetrapodie bilden. Die vicr- zeitigen VersfiBe ergeben einen */. Takt:
Atsikėlus ankstajį rytelį, 00—00—00—0 Aš nuėiau šaltinin vandenio, 00—00—00—0 Aš nuėjau šaltinin vandenio, 00—00—00—0
Aš ten radau antelę plaukiojant 00 ——00—00—0
Das nichste Lied, aus der Gegend von Malėtai (nordėstlich von Vilnius), bietet ein Beispiel ungleichmiūBiger Verse. Man sielht hier eine reselmibize Abwechslung von trochžischen Tetra- und Tripodicen:
Ir išaugo ąžuolėlis —o0o—o0—0—0 Žaliojoj girelėj, —60—0—0 Be šakelių, be lapelių — 0—0—0 —0 Tikras liemenėlis. —o—o0—0
„Ža 12-40 - lg, Le tape- 644 Totas Lirmerze Kė,
S
Im iolgenden, in der Gegend von Marcinkonys gesungenen Liede, ėrdėt man schon eine Abwechslung in Versarten. Die anapastische Di- podie wird in jedem zweiten Verse regelmiBig durch eine Dipodie, die as einėm Anapast und einem Amphibrachys besteht, vertreten:
Lakštute, paukštute! 00—00— Kur buvai, lekiojai ? 00—0—0 Lakštutėe, paukštuteę! 00—00— Kur šiąnakt nakvojai? 00—0—0
D = = , - / .* š +? Ž -e. TLRNAKL 12 - o alina le DAukdla a T dg KIA In die Kategorie der Melodien, die mit einem gemischten Metrum «h einę Taktverdnderungę aufweisen, wird man durch das iolgende, in
sr Umzegend von Raseiniai gesungene Lied eingefihrt:
Antai žebris rugiuose, —0—0—0— Žebralaitis rugiuose; = —0-—0-> Antai žebris, žebralaitis 00—0—0—0
Rugiuose, rugiuose! 00—00—
Die zwei ersten katalektischen trochūischen Tetrapodien erzeugen vier */) Takte; die dritte katalektische Tetrapodie besteht aus einem anapūstischen, zwei vollstindigen und einem unvollstindigen trochai- schen VersfuB, die sich in je einen */) und */) Takt auflėsen; die vierte anapastische Dipodie zeitigt wieder die beiden letzten */) Takte. Die Taktverūnderung entspricht also regelmaBig den dreizeitigen trochžischen und vierzeitigen anapaūstischen VersiūBen.
Von dem Chore des Mždchenvereins „Hl. Zita“ in Vilnius wurde folgendes, durch seinen symmetrischen Aufbau bemerkenswerte Lied vorgetragen:
Gieda gaideliai anksti rytelį, —o00— — | —00— — Kelkis, berneli, eik į darbelį; —o00—— | —00— — Dar nesikelsiu dar ne dienelė, o—0—0 |o—o—0 Dar nežadina manęs mergelė. — 00 — — |
lha -——r——-————— mege - L.
Die erste, zweite und vierte Zeile weisen daktylische Tetrapodien mit einer Ruhepause in der Mitte auf (ieder zweite VersiuB ist durch einen Spondeus vertreten); dagegen kommt in der dritten Zeile ein zehnsilbiger jambischer Vers mit einer weiblichen Nachschlagsilbe in beiden Haliten vor: die 4 und > Taktverūnderung ist eine Folge der Abwechslung von Versen aus drei- und vierzeitigen Verstūšen.
Folgendes, aus der Piarrei Semeliškės (kreis Trakai) genommenes Beispiel bringt uns den anstoBerregenden '/„ Takt vor:
Gieda, ryliuoja raibi gaideliai: —00 — 0 |—00—— Kelkis, įauna martele, —0—0—0— Sukurk kaitrią ugnelę! —0—0—0—
tz Lao + Ane -4.
Man sieht hier erstens eine daktylische Tetrapodie mit einer Ruhe- pause in der Mitte; in jeder Halfte wird an zweiter Stelle der Daktylus durch einen Spondeus abgelost: diese Tetrapodie ergibt die vier Ž infangstakte des Liedes. In den beiden folgenden Tripodien erscheinen ie? 2wei Trochžen, wžhrend der dritte VersiuB ein fūnizeitiger Pion oder Kretikus ist. Dementsprechend hat. man von den zwei drei- seitigen Trochien folgende zwei */+ Takte und dann den nach Nast „unerhėrten Fall“ des */« Taktes als eine Frucht des finfzeitigen pūonischen VersiuBes. Weiter folgt die Wiederholung der */+ und */+ Takte, da der ktzte Vers dem vorletzten im Aufbau gleichgewertet ist. Man dūrite iierin doch eher eine kunstsinnige Mannigialtigkeit in der Versstruktur als einę willkirliche „Regellosigkeit“ oder „groBe Anomalie“, wie Nast annimmt, zu erblicken haben. :
SchlieBlich soll uns noch ein Beispiel von den vielen, die man aus Jėm ūberreichen Schatze der litauischen Volkslieder schopien kann, die von Noskowski (a. a. O.) behauptete „Ricksicht auf die Anforderungen dės EbenmaBes“ in symmetrisch geregeltem Versbau zeigen. Die Takt- verinderung des am Nemunasstrande erklingenden Liedes ist unver- kennbar und hėchst merkwiūrdig :
Kelkis, berneli, negulėk! Ir atsikėlęs nestovėk! —00—0—0— Oi, stovi, verkia - 0—0—0
—00—0—0—-
= Ai
Tavo mergelė —00—— Daržely pas rūtelę. 0—0—0—-0
Ein Daktylus, Trochaus und Pžon (Kretikus) bilden die beiden ersten Tripodien; die dritte Tripodie ist eine katalektische jambische, daraut folgt eine daktylische Dipodie mit einer spondaischen Abwechslung im zweiten VersfuB, und schliešlich kommt eine jambische katalektische Tetrapodie. Die vierzeitigen Daktylen ergeben die */, die dreizeitigen Trochien und Jamben die */+ und die fūnfzeitigen Pžonen wieder die "I bezw. */, Takte. Damit scheint das Ratsel der Taktverūnderung in den litauischen Volksmetodien gelėst zu sein.
Die Abweichungen von dem Phrasen- und Periodenbau der heuti- gen Musik sind auf die gemischten ungleichen Verse, ebenso wie die "Taktverūnderungen auf die gemischten VersfiBe zurūckzufihren').
1) Uebrigens dirite man die vorkommenden siebentaktigėn Perioden auch manchmal mangelhafter Auizeichinung zuzuschreiben haben. In dem von Nast (S. 17—18) aus Bartschs Sammlung Nr. 43 angefūhrten Liede mit *4 Takt steht eine halbe SchluBnote, die fūr die deutsche Uebersctzung, welche hier nur eine Silbe hat. auch genūgt. Dagegen weist der litauische Text unter dieser Note Žweci Silben aut. (Allerdings hat die Nesselmannsche Uebersetzung Nr. 376 auch zwei Silben.) Ver- lingert man die SchluBnote fir die zweite Silbe des litauischen Textes, was auch bei den ūblichen langgezogenen litauischen Schlissen nicht unbegrūndet wire, so erhėlt man cbenfalls den achten Takt.
4] e
Anstatt der gemeinten Unregelmassigkeiten sehen wir eine schone geordnete rhythmische Manigialtigkeit der Symmetrie. Diese Tatsache erhebt sehr den Kunstwert der litauischen Dainosmelodien. Es zeigt, dass die litauischen Volkslieder einen eigentūimlichen Rythmus besitzen. Das Werk von Duonelaitis „die Jahreszeiten“ beweiBt, dass die litauische Poesie des metrischen Rythmus fdhig ist, denn die litauische Sprache hat ebenso, wie die anderen alten indoeuropaischen, nimlich, griechische und lateinische Sprachen, lange und kurze Vokalen. Ausserdem kann die litauische Poesie einen tonischen Rythmus haben, denn die litauische Sprache hat einen beweglichen auf verschiedenen Wortsilben gesetzten Akzent. Doch der Rhythmus der Dainos ist eng mit der Melodie vereinigt und von derselben nicht zu trennen. Deshbalb muss man den Forschern der litauischen Dainos Rhesa, Nesselman, Bartsch, Kuršaitis u. a. Recht sgeben wenn sie sagen, dass litauische Dainos weder metrischen, noch tonischen Rhythmus haben. J. Gabrys (Lietuvos literatūros apžvalga I d. 33 p.) sagt: „Unsere Dainos kommen von den Lippen unseres Volks nur singend, deshalb ist ihr Rhythmus von der Melodie su trennen nicht mėglich; jede Dainoszeile ist verbunden mit hrer Melodie, welche mit der Strophe ganz beendigt wird. Wir sehen, dass der Akzent in demsel- ben Worte in verschiedeer Zeilen verschiedene Stellen einnimmt. Dieses verlangt die Dainosmelodie und es ist nicht mėglich, dass unsere Dainos einen tonischen Rhythmus hžitten“. Um diese rhythmische Eigentiimlich- As zu erortern, nehmen wir folgende, aus der Gegend von Kietaviškės, Jainos:
Diese Dainos Strophe bestcht aus vier Zeilen: drei trochžischen Tripodien —0—0—0 und vierter tribrachischen und pžionischen (antibachischen) 2
Dipodie 600 | 0— —. Die Trochžen bilden */s Takte, der Pion — einen
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“I, Takt. Wir sehen das die Worte „broleliai vaikščiojo“, deren Melodic in der ersten Strophe 74 Taktrhythmus haben, in der zweiten Strophe wieder eine */+ Taktmelodie gegeben ist.
Es sei hier noch eine Dainosmelodie angefiihrt wo die Worte „katra turi daug dukrelių“ im *4 und * Rhythmus gesungen werden:
Zuletzt noch ei Beispiel:
Vai toli, toli 0—0, —0 Mano senas tėvelis, —— |600—0 Vai toli, toli 600 | —0 Mano senas tėvelis o— |—00—0
Die rhytmische Zusammensetzung dieser vierzeiligen Strophę ist sehr manigialtig. Die Dipodien wechseln sich mit Tripodien. Der crsten Zeile Versiūsse sind Amphybrachis und Trochžus, der zweiten — Spon- deus, Tribrachis und Trochžus, der dritten — Tribrachis und Trochūus, der vierten — Jambus, Daktyllus und Choreus. Die Wėrter aber der ersten und zweiten Verses wiederholen sich in dem dritten und vierten Verse, įedoch mit anderer Rhythmik. Es macht eine sehr interessante Melodie:
m LA
Sehr richtig sagt Nesselmann (S. IX): „Ės ist ungemein schwer, das Metrum einer Daina zu bestimmen, wenn man nicht im Besitze der Melodie ist, weil die Scansion der Dainos unabhžngig ist von dem sonst geltendem Wortakzent. Der Litauer selbst macht den Unterschied Zwi- schen dem musikalischen Akzent und dem Wortakzent, und spricht auch, wenn er den Text einer Daina hersagt, nicht nach diesem, sondern nach jįenem; er nennt diese Art von Vortrag: „ant balso skaityti“, nach der Stimme d. h. nach der Melodie lesen“. Also besitzt das litauische Volkslied einen eigentiimlichen Melodierhythmus, welcher zwischen me- trischen und tonischen Rrythmus zu finden ist. Wenn zufallig in irgend- welchem Verse der Strophe zu viel oder zu wenig Tekstsilben sind, so verstehen die Sangerinnen schr gut nach dem Bediirinisse einę lange Zeit zu teilen oder zwei Kūrzen in einę Lange zusammen zu ziehen, indem die Rhytmik und Melodie unzerstėrt bleibt.
In rhythmischer Hinsiecht finden wir in den litauiscen Dainosmelodien schėnste Symmetrie. Zutrefiend sagt Čiurlionis: „Es ist zu bedauern dass unter unseren mit den 2—4 und 8 Taktformen befreundeten Musikern sehr wenig sind, welche dem Dainosrhythmus Folge leisten mėchten, Indem man mehr in den 3—5 teiligen Taktrhythmen sich vertieft, findet man, dass es keineswegs das Ohr verletzt, sondern es hat noch seine geheimnisvolle Schėnheit, welche die Komponisten anzichen und zu neuen dieser Form Werken anspornen sollte“. Melgunow bemerkt, das ungeachtet der gros- sen Mengeę vot: musikalischen Werken, die rhymthmische Gleichmassig- keit seie zu bewiundern. Am miesten findet man vieriussigę colum, denen ebensolche entsprechen. Dieser guadratischer Rhythmus seie vorher- schend. Die Volkslieder seien in dieser Hinsicht viel reicher und manigfal- tiger; hier finde man fortwžhrend vermischte Formen, bestehende oder aus colum einer einziger Rhythmusart, nur mit der Zahl der Versfisse sich auszeichnend, oder aus solchen colum, in welchen trohūische, dak- tyllische, jonische und pdonische Fiisse sich wechseln. Am andern Orte sagt derselbe, dass in Volksliedern solche rhythmische Fehler, welche man bei den Komponisten immerwdhrend finde, zu bemerken nicht. seien'). Das trifft auch fūr die litauischen Dainosmelodien zu.
Nast bemerkt noch eine Eigentiimlichkeit in dem seltenen Vorkom- men des Auftaktes: „Man sieht deutlich, die litauische Sprache striubt sich gegen den Auftakt“?). In ausfūhrlicher Besprechung kommt er zu dem SchluB, daB das haufigere oder seltenere Vorkommen des Auftaktes in den Liedern einer Sprache hauptsichlich von dem haūufigeren oder
1) Mencryposs, DneMenTapHbIA yveGHKKo My3biKanbKod pHTMHKK, $ 8. S. 46, 2) Nast, S. 15.
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selteneren Gebrauch einsilbiger Worte abhingt. Mag es bei anderen neueren Sprachen richtig sein, so ist das jedoch bei den litauischen Volksliedern nicht der Fall. In der neueren Musik rechnet man den Aniang der Taktes von einem Taktstriche bis zum anderen: ein Takt Deginnt stets und iberall mit dem schweren Taktteile; beginnt eine Komposition mit einem leichten Taktteile, so werden diese Noten vor den ersten Taktstrich gesetzt, und man gebraucht dafiir den Ausdruck „Auftakt“. Eine andere theoretische Aufiassung haben in dieser Hinsicht die Griechen: die modernen Taktstriche sind ihnen unbekannt; den Anfang des Taktes kann bei ihnen ebensogut ein schwacher, wie ein starker Taktteil bilden.') Dasselbe gilt auch bei den litauischen Volks- liedern, da die griechische Rhythmik im wesentlichen auch fūr sie gilt. Aut Grund dessen kann der Auftakt auch bei ihnen ūberflūssig; sein. Die nachsten Beispiele aus den vielen derartigen litauischen Volksliedern sollen das beweisen.
Die zwei ersten und der vicrte Vers dieses Liedes, dessen Herkunit Semeliškės ist, bestehen aus įambischen katalektischen (0 — 0—0—0) Tetrapodien; dagegen ist der dritte Vers eine katalektischc Tetrapodic (-—-0—00—0—0) von einem Pžion, einem Anapist md zwei Jamben, deren letzter abgekūrzt ist. Es zeigt zur Geniūge, da8 der Auftakt bei den ' mit unbetonten Silben beginnenden Versen entbehrlich sein kann.
Der Versbau des folgenden, von Kaišedorys stammenden Liedes weist auf eine įambische katalektische (0 — 0 — 0) Tripodie, eine Dipodic von Spondeus und Antibacchius (Pion) (-— — 0 — —) und eine von Trochžus und Bacchius (Pžon) (— 0 — — 0) bestehende Dipodie, welche wviederholt wird:
!) Val. Ambros, S. 104; Westphal, S. 275, 294,
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Hier wird nicht nur das Gesagte bestūtigt, sondern auch gezeigt, daB auch die einsilbigen Worter keinen EinfluB auf die Anwendung des Auitaktes ausiben. Es sei erwdhnt, daB in den ūbrigen Versen des vorigen Liedes auch einsilbige Worter vorkommen. Ueberhaupt ist die Zahl der einsilbigen Worter in den litauischen Volksliedern keineswesgs so gering, wie es scheinen mas. Wenn man die angege- benen Melodien iiberschaut, so findet man, daB die Synkopen auch nicht selten, besonders bei gemischten Takten, vertreten sind.
Wir sechen, dass die Dainosmelodien ebenso, wie die griechische Musik, sogenannten ,„Anakrusis“ haben dh. ein Rhythmuselied, an dessen Anfange vor dem starken Fussteile ein schwacher Fussteil steht. Doch kann man es nicht einen Auftakt nennen, denn es findet sich nicht nur am Anfange der Melodie, sondern auch in derselben weiterer Folge.
Es muB wiederholt betont werden, daB man diese eigentiimlichen, mit der heutigen Musik nicht vereinbaren Erscheinungen keineswegs als einen Mangel bei den litauischen Volksliedern ansehen dari. Gilt ja doch bei den Griechen Archilochus (680640 v. Chr.), der durch Verbin- dung verschiedener Taktarten und Metren eine groBe Mannigfaltigkeit der Weisen erzielte, als der eigentliche Begrūnder der griechischen Lyrik und in dieser Hinsicht als einer der angesehensten Kinstler. Un den verschiedenen Stimmungen des Seelenlebens, der Liebe, der Trauer, der Fieude, in kunstmiBigen Gesingen Ausdruck zu verleihen, entlehnte er hierbei die musikalischen Mittel, den Reichtum der beweglichen Rhytli- men und den strophischen Bau dem Volksliede'). Die gemischten Versu tragen in' den litauischen Volksmelodien zu einer groBen wohlgzefilligen Mannigfaltigkeit bei. Die Verschiedenheit der VersiūBeė und die damit
*) Val. Nikel, S. 40.
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bedingte Taktverūnderung bewahren vor rhythmischer Eintonigkeit, die besonders bei lšngeren Liedern unvermeidlich wžre. Es sind keine Abirrungen, sondern RegelmaBigkeiten, die mit Brunier als kunstvolle Vorzūge der Volkslieder anerkannt werden mūssen. „Darin liegt ein Reiz des Volksliedes, der es vor Verflachung schūtzt und den manche mit Unrecht als Willkir bezeichnen. Tatsžchlich sind viele Volksweisen wahre Perlen der Tonkunst“?).
Danach erscheint die Behauptung Noskowskis von der Aermlichkeit des Rhythmus der litauischen Volkslieder durchaus als unbegriindet; die nihere Betrachtung des zuletzt angegebenen Liedes vor allem sollte in dieser Hinsicht iberzeugend wirken.
Ob die geraden oder ungeraden Taktarten bei den litauischen Me- lodien vorwiegen, kann man nicht bestimmt entscheiden. Es mag ja die Zahl diesesr oder įener Taktart in einer oder der anderen Sammlung voi- herschen; man ist aber von dem Ende des Sammelns noch weit entfernt, um ein endgiltiges Urteil hierūber fallen zu kėnnen. Das aber ist jeden- falls Tatsache, da8 die Versfūše fūr die Taktarten mafgebend sind.
Das Tempo der Bewegung der litauischen Volksmelodie liBt sich keineswegs in metronomischen Rahmen fassen. In dieser Hinsicht herrscht bei den litauischen Sžngern eine weitgehende subjektive Freiheit. Das Hineinleben in das Gefihlswesen des Liedes regiert auch die Bewegung, das Tempo seiner Melodie.
„Die Musik hat“, wie Gietmann (Musik-Aestetik, Š 19.) zutrefiend sagt, „sowolhl eine formale als ideale Shonheit und befriedigt durch beideė Sin und Geist des Menschen zugleich“. Die Melodieform hat sozusaguii eine Seele, welche ihr Charakter und Wert verleiht. Da wir die formale Schėnheit der litauischen Dainomelodien schon betrachtet haben, diirien wir derselben Geist, welcher ihrer Form das Leben und die Schėnheit verleiht, kennen lernen.
Um den Charakter der litauischen Volksmelodien zu bezeichnen, darf man zunūchst das von Bėckel iber Volkslieder durchaus zutreffiend Giesagte wiederholen. „Ein Volkslied ist ein Lied, das nur zum Gesange bestimmt und im Gesange entstanden ist. Die unzertrennliche Zusam- mengehėrigkeit von Wort und Weise kennzeichnet ein Lied als Volks- lied“*). Die Mannigialtigkeit der Tonalitit und Rhythmik der Melodien in engster Verbindung mit den Gefūhlsiuberungen des Dichters im Texte bilden den Charakter der litauischen Volksmelodien. Da, wie bewiesen, der Dichter gleichzeitig auch der Komponist der Weisen ist, so darf man mit Recht sagen, dab die Melodie des Volksliedes ein gesteigerter Aus- druck des im Texte gežuBerten Gefihles ist. Zum Beispiel nehmen wir folgende Dainosmelodien aus der Gegend von Kietaviškės, in welchen das Gesagte deutlich bewiesen wird:
) J. W. Brunier, Das deutsche Volkslied (Leipzig 1914) S. 7. 9. 2) Bėckel, a. a. O. S. 16.
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Es sei noch eine Melodie, wo das Wiehern des dunkelbraunen Rossleins einer Plastik Ahnlich in schėnen Melodieschritten imitiert wird, angefikhrt:
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kra Žo o TUnge, Ta-ga- t L
Poesie, Rhythmik und Melodie bilden hier eine kunstmissige Einheit- lichkeit, ein vollendetes Ganzes'). Folgerichtig Idsst sich das vom Text Gesagte auch auf seinę Melodie anwenden. (Ganz zutreffend charak- terisiert die litauischen Volkslieder Bourgaul-Decoudray: ,„Was den Empiinduugsausdruck dieser Gesinge betrifft, so haben dieselben einen Charakter, der sich ebenso von Iebhaiter Frėhlichkeit wie von tieter Trauer entfernt; sie dricken gewohnlich ein abgestilltes, gemibigtes Empiinden aus, sei es eine ruhige Heiterkeit oder sanite Melancholie“*). — Die litauischen Volkslieder sind vorwiegend lyrisch. „Sie besingen“, saxt Rhesa (a. a. O., S. 324), „die Empifindungen der Liebe und Freude, schildern das Glick des hduslichen Lebens und stellen die zarten Verhūlt- nisse zwischen Familienmitkliedern und Verwandten auf eine hėchst einfache Weise vor Augen. Die Zartheit und Innigkeit ist ein eigentim- liches Merkmal der litauischen Volkslieder. Zur endgiltigen Charak- teristik der litauischen Volkslieder und Weisen sei Goethes Urteil hier wiedergegeben: „Eine ernste Wehimut, ceine sanite Melancholie vcr- breitet ūber diese Lieder einen sehr wohltūtizen Trauerilor. Dic Liebe ist hier nicht eine ausschweifenede Leidenschaft, sondern įenė ernsie, heilige Empfindung der Natur, die den unverdorbenen Menschen anldiBt, da6 etwas Hėheres und Gėottliches in dieser wundervollen Seelenneigung liegt“. Und so sind denn diese Lieder anzusehen als unmittelbar vom Volke ausgegangen, welches der Natur und alšo der Poesie viel niher ist als dic gebildete Welt“.
Unter den litauischen Volksliedermelodien findet man eruste und leichte, naiv heitere, herzinnigliche und schwerbetrūbte, mit einem Warte, es klingt hier die breiteste Skala der menschlichen Gefūlile. Allė der Seelenpoesie Gefihle, welche anders zum Vorschein nicht kommen konnen, versammeln sich in diesen kurzen, aber doch vielsagenden Me- lodien und verleihen denselben hohen idealen Wert und Schėnheit.
Da sich die Tonalitit und die Rhythmik der litauischen Volksmelo- dien lurch das Tonsystem und die Rhythmik der Griechen erliutern lassen, mėchte mancher auf die Vermutung kommen, dab die Litaucr ihr Ton- und Rhythmussystem von den Griechen entlehnt haben. Went man aber der arischen Abstammung der Litauer, als einesindogermnischen Volkes, und der bekanntlich nahen Verwandtschait der litauischen Spra- che mit dem Sanskrit gedenkt, so ist man veranlaBt, die Urguelle der
1) Wort und Weise ist bei dem Litauer so eng verbundėn. da er nur schnwer tinstaisde ist den Text zu sagen Statt zu singen: v4lL Tetzner S. 54. 3) Val. Bartsch a. a. 0. IL 7 S. XIX.
— 49 —
alten litauischen Melodien in der Musik der Inder zu suchen'). Es sei hier, wenn auch nicht zur endgiltigen Beweisfūhrung, die folgende Rezitationsweise altindischer Musik aus dem Atharva-Veda, die der verdienstvolle Musikforscher O. Fleischer in seinen Neumenstudien (I, S. 51) verėffentlicht, und deren hohes Alter durch die miindliche, noch heute bestehende Ueberlieferung verbūrgt wird, zur Erwigung mit der nachstehenden litauischen Melodie aus der Umgegend des Nerys-Stromes (Čiobiškis, Kreis Vilnius) angefihrt:
van-Te pk = S Ir Ua IAL
“5. M.
72 E T] A U3 P AE € ASS V UA V ARO 2] LZL— V ZL
tukne- larn —— B ——
Eine Aehnlichkeit der Grundžige dieser Melodien wie auch folgen- der „Raudos“ — Weise oder Klageliedes aus dem litauischen Hochzeits- zeremonial') ist unverkennbar:
1) Vgl. Sokolowskys Vorbemerkung: „Billig hat in einer Geschichte der Musik die des alten Griechentums vor der des Orients ihre Stellė. Ambros selber wiūrde gern damit einverstanden sein: tritt doch in seiner Darstellung oft genug der Gedanke hervor, da8 gewisse Eigentimlichkeiten der arabischen, persischen, indischen Musik Entlehnungen aus der gricchischen seien, allerdings auch das ent- gegenstehende Bedenken, ob nicht die Entlehnung aut dem umgekehrten Wege vor sich gegangen sein kė6nne“. Vgl. dazu Ambros S. XXVII.
1) „Tauta ir Žodis“ oder: Epe Lituana sumptibus Ordinis Philologorum Univer- sitatis Lituanae edita. Liber II. p. 217. Kaunas, 1924 .
Tauta ir Žodis 4
2
Aus einer persischen, durch den berūhmten Orientalisten Tychsen ūbersetzten Schrift iber indische Musik ergibt sich zweifellos, daB der indischen Musiklehre auch die in der griechischen Musik wie in den Kirchentėnen des christltichen Ritaulgesanges so wichtigen Oktavgat- tungen (im Sinne von Tonarten aufgefaBt) nicht fremd sind'). Das histo- rische Verhaūltnis der Litauer zu den Griechen den Geschichtseriorschern iiberlassend, wird man jedenfalls nicht ganz unbegrindet aniehmen, daB die Litauer ihre musikalische Grundlage aus iher Urheimat erhalten haben und in musikalischer Hinsicht und diesbeziiglicher Entwicklung ihren cigenenh Weg gegangen sind.
Ės sei dem wie ihm wolle, eine kunstsinnigeę schopieriche Krait und Fihigkeit des litauischen Volkes ist durch den ūberreichen Schatz seiner Melodien bewiesen.
Die litauischen Volksliedermelodien, welche der antiken griechi- schen Musik so nahe stehen, besitzen so viel eigentimliche Sachen, dass deren wissenschaftliche Forschung ohne Zweifel auch der griechischen Musik nicht wenig Licht verleiken kann. Lebendige Beispiele, wie das Volk verschiedene Tonarten verwendet, Rhythmus der Melodie u. S. Ww. ist ein reiches Material zur Erliuterung manches noch nicht gelėsten Problemes nicht nur in der antiken griechischen Musik, sondcrn auch in der allgemeinen Musikgeschichte. Brunier sagt in seinem Werke „Das deutsche Volkslied“, es sollę Beethoven einmal erklirt haben er gebe seinen ganzen Komponistenruhm um die Erfindung der Volksweise „Inns- bruck, ich muB dich lassen“. Eine dhnliche AeuBerung kėnnte man von dem Titanen der Tonkunst auch iiber die litauischen Volksmelodien er- warten, hitte er dieselbėn vernommen. Mit vollem Rechte sagt ferner Brunier: „Und wahrlich, auch unsere heutizxen Tonmeister kinnten manchmal mit Nutzen bei dem Volksliede in die Lehre gehen! Was die Mundart der Sprache, das sollte das Volksliede der Tonkunst sein, ein unerschėpflicher, ewig frischer Gesundbrunnen“. Auch fūr die Melodien der Litaucr gilt schlieBlich der Kanon der griechischen Kunst: „Nich in- dem GroBen liegt das Schėone, sonder in dem Schonen das GroBe“,
1) Vgl. Ambros, S. 486.
[pog. T. Habunckui. I.
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JTOMY CJOBy ele B 19127. nocBaTHA1 HeGOAbIyIO 3THMOJNOTUYeCKY IO 33weTky nokoHHubiū np. K. byra (H38. XVII, 1, 44— 46). Yka3aB, uTO stuibras (TABHNO CJIEXbi CBOETO CyLjecTBOBAHHWA B Ha3BaAHKAX MHOTHX HaceJeHHbIX RyHKTOB, M OTMETWB, UTO' B TOH Ke (DOpMe 3TO Cn0BO He 6e35H138eCTHO M a3THUIaM, — Cp. stumbrs (Yabmann, Bpaure), ym. stumnbr-iti 3B. 1, — 4e330BeHHbIH JIHTOBCKWH JIMHTBHCT BO3CTAHOBMMET AT-ATUU. npadbopMy kak *sufbras, KOTOpaS GynTO 6bi OTHOCHTCA K npycck. wissambris „3y0p“, kak Ha3UJaA CTYNeHb K BbicCIMeH. CienOBaTellbHO, sužibras, NO ero MHEeHHIO, BO3AKKAO H3 * v/i/sumibras. Mocnennee Xe HMS, Kak H np. * visambra, — HaXOAKTCA4 B POACTBE C repM. visund,—M. p. „Wisent“ (np.-ceB. visundr, NBM. wisunt, wisant), BOCXON9UMMHW K HHJLeBpON * visf.— „JlT-naTIU. * sumbra— BOCXOAHT K KWHAeBpOn npadbopme * v/i/smt-ro.—H3 * vsmiro,—mOoc1e Bbinaje- nHa r, O0pa30BaBLIeecA * vsjnro — elle B aHcTHHCKOM Mpaa3bIKe JLOJIKHO 610 npeBpaTHTbCA B* vsmbro. * Vsmbro — B KOHe4HoM pe3yJAIbTATe AajNo AT-T. bopMy sumbra“. ŲTO kacaeTc4 bOpMb! stuibras, TO npodb. Byra Bce- Uej0 npKCOeAKHAeTCA K THNOTE3e A y HKCa, NO KOTOpOH KckoHHOe suibras ROoAy*41O / NOA BAKaKHKeM raarona siėmbti „irotzen“: HaponHaa 3THMONOrKA OcwsLAMAa Ha3BaHKe 3y6pa, kak „ynpamoro, ynopuoro 3Bepa“. Uepe3 ROCcpexcTBO STBAXKCKOrO 93bIKa * sumnbris MPOHWKAO K CNNaBAHaM, B YCTAX KOTOpPHX OHO NONyYKNo BHA ząbr6 NOX BAKHAHKeM COBA z463 — AT. žambas „Kpa4 4ero-n460, yronok“, zgbrb „HeuTO 3y0006pa3h0e, OCTpO0e = AT. žambris, p. ZyOpūKa „CyKOBaTbIū UIeCT“ H Np.
Henb39 OTka3aTb 3THM KOMGKWHaUunaM B upe3BbIųaHHOM OCTPOYMWW, HO, C apvroH CTOpOHbI, He MeHee OWeBHAKAaH WX Ype3MepHaa CMEOCTb. MoxKeT OkiT5, NO3TOMY OTKa3AJNC4Ą OT HHX W caM npob. Byra nu B „KoppekTyp- HaIX NOMpaBKax H AONonHeHKAax“ K CBOeA CTaTbe NpaMO 3a8BHA (CTp. 51), WTO „AHTOBCKO-JNaTbBILICKO6 Ha3BAHKe 3y6pa S/umbra a surnbra—He WMEeT Kasero O6LULero C repM. visund. OopmMa sfumbra—TaK OTHOCHTCA K sumn- bra. kak AT. stirna, ATIU. stirna K ChaB., CT.-ATU. sirna, WAW CJNaB. stėna K AT. siena (3 HA 3ennu. Cnas. GanT. 3T. 44)“. TyT xe npob. Byra €2€121 BaxxHylO NonpaBKy ųKCTO bakTHueCKOTO CBOHCTBAa: Oka3bIBaeTC9, 4TO AT. sf Jumbra—He eCTb WCKOHHOe CJIOBO, A NpPOHKKNIO B ATI. A3bIK H3 ažHKA KOpChH.
He 66paTHB BuumanKa, uTO Byra B39J1 ha3a/Jl CB0e O6'acHeHHe 3aranO4- HOrO COBA, e70 3THMOJIOTHYEeCKOE HCCJ1eAOBAHHE NOABepr noApoOHoK KpHWTHKC 51921 r. Petersson B cBonx „Studien ūber die idg. Heteroklise“ (39 sg.) Mpakie BCerO OH HaxOAHT E70 OLIMGOYHDIM B METONOJNIOTUMCCKOM OTHOLIENH!
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32 —
BoccTauoBAeHKHYKO AKTOBCKMM YUeHbIM, ad hoc repmaHcKOro WMEHH yisund, Npaa3bIŲHyIrOo GOPMY * uismt OH Ha3bIBAeT „GyMaxHOoH bopMoK“. „Une, cnpa- IWBA6T OH, BCTPeUaeM Mb! O6pa30BaHKa Ha — m? UnnoTe3a, TO nocne npHcoenuHeunsa cCybp. — ro BbIManOo f, eCTb WKCTeHIIKHH MpoH3BOA, Tak Ke Kak H NpennoNnoxeHHe OG6 HCye3HOBeHKHKW Hauajibuoro vi. TepMm. * gisunt NpHHaIIEXKUT, BepoaTHO, K Ap.-WHA. višdaa „por“: OCHOBHas (popMa
* uisnto —,„poraTbiū“ (KZ XLVII 131). Ecnw >kenaTenbHo cnacTH conocTa- sneHuK byrn npaGanT. * visambras C TepM. yisund, TO CKOpee 3/1€Cb MOXHO GbI1O Gb NONyMaTb O CAOXHOM HMEKH * yisonbhro „Hecyuinū pora“, npHyeM B TakOM CNlygae MOXHO GbI1O Gbi CocnaTbCcA Ha AP. - HHA. urabhra „GapaH“, KOTOpOe TOAKyeTCA KaK „HOCHTeJIb LMepcTH“. Onnako H 3TY (opManbHO Gezynpeynyto THnoTe3y A He cyyTaro BepHoK. Hanpo- THB, A nojaralo, UTO Mbi HMEeM 3A6Cb AENO CO CAOBOM, OGIUKHM H A13 6aJ- TuiueB H Na cnaBaH. JIlp -np. wissambrs eCTb, 0e3 COMHeHKa, KaKOe-TO CNOXXHO€ CN1OBO, Kak 3TO 4 npennonaranocb. Schrader Reall. 690 cpaBnu- BaeT wis—C JiaT. visio „BOHb“ (visire „pedere')) Dro cOAuwxenKe OAHako HenpHeMIEMO, TaK Kak B TJaroJie visire HMENO MECTO CyxKeH4We OGIMEro 3Ha4eHna NOoHAaTHA „AyYTb““, H HHYTO IIe YK33bIBA€T, WTO OHO CBepLUHJNOCb ele 5 HHAeBpOn. 3noXxy... X nonaraio, uTO Ap -np. wissambrs CMEUIaNOCb € TepM. uisand—wnn Aaxe C COOTBETCTBYIOULMM eMy GaJT. * visanfas. B BKuNy a B wissambrs A 3AKNIOValo, TO * žambras ecTb GanTuHckaa dopMa CJiOBa. 4 AyMaio, WTO JT. siuūibras „3y0p“ eCTb NpPONONXEHKe NpAHanNeKaULero K rnarony s/ėmbii npKNaraTeNbHOro * s/umbras „CWibHblH, KpenkKū, KOpe. HaCTbIH“, KOTOpOe YNOTPe6AAANOCb uaCTO B CoenKHeKnKK C * žambras „3Y0p““, H Gnaronapa 3TOMy NocNeNHee MONO NOABEPTHyTDCS BAMAHKWO nepBoro. TakuM 06pa30M AKaneKTH4eCKKH -* žambras MOMNO JNerKO NnpeBpaTHTbCA B * žumnbras. Įla, nakoHeLU, caMO npunaraTeNbHOe MOMJIO 3aMeHHTb PHĖMYIO- L1eeCA C HHM CyL4ecTBUTeJlbHOe, B ATLU. 93. COXpaunAKcb O0a CANOBA, HO B AT. 43bIK6 * žumbras COBepUIeHHO BbITeECHeHO NpunaraT. stufibras. 3BYK s B nTIU. Surnbrs BMECTO ž 0693aH CBOHM NpOKCXOXAEHKEM BNIMAHKIO s/umnbrs, KaK 4 nonaran Leskien Bild 434“. CocnaBiliMcb 3aTeM Ha CXOxKe6 paz3BHTHe OAKOro COBA Ha repMaHcKOH noyBe (O weM HKWxe), Hall aBTOp npoAON-
xXaeT: „A 0O6'acHaro Tenepb CnaB. ząbrb K Np. W3 NO3AHe-HHAEBpON. * gombros, KOTOpOe, BepoaTHO, 0603Ha4an0 „3y6pa“. JTO >XWBOTHOP, Kak H BOO0ULE XHBOTHbIe H3 MOPONbI GyiiBonos, OcOoGeHHo OXOTHO XHBYT B 60n0Tax, WTO H NOCNyxHAO ecTeCTBEHHOK npuynHoK MX Ha3BaHua. OcHOBHyIO OpMY
* gombros a BbIBOXY H3 * gomber, “TO NpencTaB/IAeT < c060H He uTO HHoOe, Kak NMpeo0pa30BaHKylo dbopmy HM. N. el. 4. Napa HTMbI * gob-er, * gombnes“ - Kopenb 3TOH OcHOBbBI, MeXAY Npo4wKM, AONMIEAN AO Hac, HO MHeKnKnio P e- tersson'a, B Ap.-HHA. jambū/a — „GonOTO“, apM. cov „6ONOTO“ H AT. žebras „AMeroni Fpa3Hoe nuo“.
B TOM xe rony, korna Bblluna kra Petersson'a, npyrod 1MBEN- ckHH yvenbii S. Agrell B TOM xe ropoAc H3Aa1 Gpomiopy „Zur balto- slavischen Lautgeschichte“, rne (cTp. 7—10) noABepr KpHTHKe 3THMOJNIOTKIO CBOero COOTe4ecTBeHHHKa: OH OTMEUaeTb, UTO OHa He TOJIbKkO He 06'acHaeT s BM. Z B NITII. HMeHH, HO WB OCO6eHHOCTH OCTABNA6T OGe3 BHuManHS p. AMan. (BOCT-CH6.) „u3:06p6“ ,GnaroponKū Oonenb“. Mocnennee HMA NAeT EMY IOBOA BOCCTaHOBHTb NepBoHa4an bhyto MNpacjaB. (GOPMY kak *6zgbr6, KOTOpaa, B CBOHO OY4epelb, B03HHKJA MOCJEe AKCCHMYIAUKHK XBYX r, H3 601ee Apesiteli (bopMb * brzgbrb. A Tak Kak HauaJIbHOS 6r MOXET, MEXAY NpPOYHM,
— 53 —
OTpPaxaTb, HHAEBpON. r, TO Agrell cyHTaeT ceGA B npaBe BOCCTaHOBNeEHHOS HA NpacJIaB. HMS 3THMOJIOTHYeCKH CON1H3HTb C Ap.-WHul. ršabhas, BO3HMkLI1eeH3 nOo3AHero HHAeBpON. * psis1bAos. DTO Xe NOCNeNHEe O6pa30BaHO OT HHA6BpOI Kopna * ers — „JIHTb, H3JIHBATb“, MapanJieJibKOro CHHOHHMHYeCKOMY KOpHIO * uers —; CP. NP--HHA. dršati „JNbeT“: varšati „NOXNHTb“ C pšabhads: vršabhūs. B GnnxakuieMm poxcTBe C NMOcnexHHM HMEHeM H OKa3bIBaeTCA Ap-npycck. visambris; OHO BO3HHKNO AKWCCHMHAAUKeK MIaBHBIX H3 * virsam- bris; ATI. sumbrs YTPATWNO 8 Hayale cn08a HAH i (r) — KAH vi (r) —, a AT. siufibras 3aMeHWnOo Š rpynnoK st — noX BAHAHKHeM KakOTO TO JAPy- roro cnoBa (stėmbti ?).
UTo ckašaTb INpo 3TW TOJIOBOKPYXUTEIBHO - CMENbIe KOMOKHHaUKHH ? Ilaxe He OcnapWBaa OCHOBHOTOo NonoxXeHKA AYHACKOro npodbeccopa, uTO B npacA. 93. S NepeXxONHNO NpW H3BeCTHbIX YCAIOBKWAX B Z, — NOJNOXKEHHS, no HallleMY MHEHHIO, aGCONNKOTHO HEeBepHOro, — BCe Xe Mbi AOJDKHbI MPH- 3HATb, UTO B 3THMOJNOTHYECKKX TONKOBaHKAX Agrell'a conepxKHTCA Tak MHOro ranaTelbHOrO H CNOpPHOro, uTO He npencTaBAaeTC4 HHKaKOH B03- MOXHOCTH NpH3HaTb WHX XOTA Gbl MUKHUMOM6HO BePOATHbIMK. -Mpexk1e BCerO Mbi NOJIKHbI! BO3pa3WTb aBTOpY, WTO p. 3y6p HWKOWM OG6pa30M HenNb3A BbIBECTW H3 (/)bzgbrb: BeJb 3TO Ch08O BCTpe4aeTC3, MEXAY DpO- uUHM, H B TeX Bp. TOBOpax, T1€ HHKOrda He CAbILIaTCA pab, [A4 K T.I, HO BCerjNa — UFpamM6, UPAG MW T/Į.; BO BTOpbIX, COBepilleHHO HeBepoATHO, uTOObI AKCCHMHASLHA JABYX f COBepIUKNIACb B 3TOM CJI0Be ele B IMpac/laB. 3noxy; BCe OcTaAbHbIe MpHWMepb,, Ha KOTOpble CcbilaeTCgą Agrell, x0- nycKalOoT ApyrKe, Topa3xO0 Gonee npocTbie O6'acHenna. Tak, 0 kouepra cp. PbB. JIXXI!I 293, Būga Kalba 192; O ikra cp. Berneker Et. Wb. 424; o chomestoro Va. XVI, 4, 6, o čėparogo POB LXXIlI 303; O esetrd Slavia II 256 4 T.n. Mo TOK xe npuunne ManOBepOSTHbIM MpeACTABNIAETCI pacnonO6n1eHKe ABYX T B Np. visambrs A ye COBepLIJeHHO — HEMOTHBH- POBaHHbIM OTMaJleHHe HauaJlibHOTO CJIOra B JT. K JITIU. CJIOBax.
Takum 06pa30m, runoTesy Agrell'a cienyeT npH3HnaTb HeynauKob. Ho ecTb B Hefi,. BIpo4eM, H ONHO GOAnbIiOoe 3epHO HCTHHbI, —-3TO YKka3a- nie, uTO GanThHcKO- C1aB. Ha3BanHwa 3y6pa HecOMHeHKOo OGpa3O0BaHbi OT H3BeCTHOFo HWHAeBpon. cybbnKca—n—-bho—, resp. — om--bho —, KOTO- pbIM OGHIKHOBEMHO (DOPMHpYKOTCA Ha3BAHKHS KHBOTHHIX. Knacchyeckhm NpAMepoM TakOro O6pa30BaHHAa MOXKeT CJNYXKHTb Np. Ėlagos „OJIEHb“, KOTO- pO0e eAHHOrJNacHO BCEMH YUeHbIMH BO3BOJ1HTCA K HHAeBpON. * ė/nbAos, DTOT xe npuMep O6'acHaeT HaM H MpoKHCXOXAeHKe CaMOro cydbbHkCa: Tak Kak *e/n — eCTb He TO HHOe, Kak pe3ynbTaT pelykuHW BTOpOro CNOra OCHOBbI *elen — (cp. claB. e/enb Wu np.), TO cybb. — nbhos MpKxOAHTCA paccMa- TpHBAaTb MpocTO Kak MANO) MOp(bOoAOrKuecCKOro Nepepa3n0xXeHYS NMepBHų- Koro cybdbukca — r — H BTOpKYHOTO — bAo —, KOTOpbKKH Tak OObiueH HMeHHO Y Ha3BaHKH XHBOTHbIX (pb. Brugmann KVG $ 407).
Ho oT rp. šlazo; OGbBIKHOBeHHO NnpHuaTOo He OTAEJNIATb HIT. H ABH. Jamb, COBp. HeM. Lamm; 3TO NOCNeAHee WMA BO3BONHTCA K HHJLeBpOnN. *I— Gn — bho —, KOTOpPOe, B CBOHO O4epeAb, BO3HKKAO H3 elle GOnee ApeBHero * e/— 61 —bho. Ecnaw npunaTb TEenepb BO BHHMaHKe, 4TO npaci. zgbro O603Ha4aeT, kak CT. -repM. /amb, TaK>K6 >KHBOTHO6, TO HeBONbHO MpHXxONHT B MONOBY CEA. MbIClb: He MpexcTaBA4eT — JK H ząbro nOAOGHOe 06pa30BaHne? T. e., ecnH repM. /amb BO3HKKNO H3 HHNEBPOT!.
—- 54 —
* (e) Jonbho —, TO He MOrNo-AKW pach. zgb-r6 npOoK30KTA OT KWHAeBpON. * (e) — ghonbhro —?
YTBepAKWTENbHbIH OTB6T Ha 3TOT BONpOc B03MOXeH TOJIbKO B TOM CJNY- ųae, eC1H HaM YAaCTCA JJOKa3aTb CyUeCTBOBAHHE B HHAEBPON, A3bIke OCHOBBI
* eg (h) en — Cb TakuM 3Ha4eHMeM, KOTOpoOe, no kpažneli mepe, He npo- THBOpe4Hno 6hi nonaTHUOo „3y6pa“.
Ho 3Ta 3ajava ye BbINONHeHAa AO MEHA, — W B MpHHUWNe BNONHE YAa4HOo, — TeM Xe Petersson'oM B ApyrKux erO HCNeOBAUKAX.
B cBoHx BecbMa IleHHbIx „Baltische und slavische Wortstudien“ (Lund 1918 35, 37) on, B napannenb K H3BeCTHOMY HHAeBpOO, KopHio * ak — „BOANa“ (naT. agua, TT. ahwa), YCTAHaBAWBART MapaJineJbHbli KOPeHb * agh — B TOM Xe 3HauenuW. [Mono6HOo MUOTKM ApyruM heteroclitica, 3TOT KOpetib, elij€ B HHJLeBp, BU1OXY, BOLJEJI B COCTaB JIBYX OCHOB * agher W* aghen-—.Mep- Bas AOLIJa AO Hac B Tp. dyspoo31a Data Šovn „GONOTHCThIe BOJbI“ H, CO- vJiacHO H3BeCTHOH 3THMONOTKHWPre//wiz'a, B ChaB. Ozero, ezero, a BTOpaA B Ap.- KHA. Aradd „ūpynh, 03ep0“ H3* gAr-n-do-. DTW BbiBONK P e- tersson noBTOpHA 3aTeM B 1920 r. B 6pouniope „Arische und armeni- sche Studien“ (Lund 1920 20, 23), nononnus cBOH KOMGKHHaLKK CcbiNNKOKH Ha npakp. Airimba „Nyxa, 6Gon0TO“ H3 * Airamba *<ghrr-ėn > bo-; YTO kacaeTC4 ClaB. MaTepbAna, TO OH OCTaNca npexHuū; Petersson K Cka- 3aHHOMY B ūepBOH KHWre MpHoaBWn TONbKO, WTO ezero BO3HHKIO W3
* ūzero, BCleACTBHe perpeccHBHoK acchMHnguww. Te >K6 CaMble MBICIM LIBeACKHH JIKHTBKWCT NOBTOPHI B 1921 r. B CBOHX YXe YNOMAKYTGIX „Stu- dien ūber die idg. Heteroklise“ (Lund, 197), npuuem, B uacTHOCTH, pacnpo- „CTpaHwI HX Ha apM. anj/ev „AOXAb“.
B nan0xxennoKH rMnoTe3e, KOHeUdO, JNaNeKO He BCe HMEeT OJHHAKOBO, yGenuTellbHbli xapakTep. Tak, Ham npencTaBnNAIOTCA KpaiHe COMHHTeAb- HbIMH 3THMOJIOrKH Ap.- HHA. Aradd -, npakp. Airimba HK TONbKO 4TO yno- MAaHyTOTOo apM. anjrev: OBepiueKHo HeNONyCTHMA TakxKe NpacJl. ACCHMK- AguW4 HavanbHoro a B* azero TNacHOMY e, H 3TO TeM GOAee, UTO B "p. dys6ub31a, '"Ayšpova MOXKET OTPaxxAaTb ne TOJIbKO HHAEBPON «, HO H HHAEBpON. € Ho ocHoBHaa MbiCcnb Petersson'a, yTO B WHAeBP. a3bIKė KOpeHb * egh- pac- npocTpaHgNcą He TOJIbKO CYdDIpDHKCOM - er-, HO H cydbdb. -en -, 3aCHyxKH- BaeT NoJjHoro BHUMaHKA. A NOTOMY €48a- JIH Mbl COBePIHM akT IpoOW3- BOJa, eC/lH MbI BOCCTaHOBHM HHJEBP. HMS „3y6p“ kak * (oJgh-n - b(h)o-, resp. *( e)lgh -on -b(hJo - < TeM X€ 3haueHHeM, KaKO0e npennonaraeT AJ 3TOrO choBa H Petersson, T. e. „XHWBOTHOS, OGnTaroLee B GonoTax“. OT penyuuposanKoH pa3HOBKAHOCTW KOpHa BTHX C1OB* egA - nb - O6pa- 30BaHO npapycc. * įbzębro- > * u336pb, OTKYMA, NOCNe KOHTAMKHaUKH ero c*jeząbro > * u3y6p3, Ww NONyYUKAOCb TO CaMOe CHGMpPCKO6 U3/00p6, KOTO- poe Tak daTanbHo cOKno c TONKY Agre/f'a.
Ho kak 06'acHnTb B TakOM CNy4ae NT. * sumbras?
Cyna no TOMY, TO 1) H 3TO CNOBO TaKxXė O3HauaeT „KHBOTHOS“, n 2) uTO ero cydbibukc OGHapyxXHBaeT NONnHOe TOXAECTBO C (OPMAHTOM ero CnaBAHCKOro CHHOHWMa, Mbi AOMaAbIBaeMCS, 4TO OHO NpeAcTaBNAeT co604 napannenbuoe HAKW, roBopa TOuHee „Reimwort“ K CNOBy zabro. A
— 55 —
3TO 03HauHT, 4TO eCJIH NMOCNeKHee OTPAXXAET HHNeBpON. *( gh -n-b(hjo -.,TO MepBOe JNONXHO BOCXOJAHTb k HHAEBPON. * (€)s - 7 -b(h)o-. H Bca TPyAKOCTb BONpoca 3aKNHOYaeTCA TOJIbKO B TOM, YWTOGHH BbIACHWTb (IPOKHCXOXLeHKe H NepBOHauaJIbHOe 3HaųeHKe NepBoH 4acTW 3TOrO CANOBA.
H To n Apyrof uenw Mbi AOCTHrHeM Kak HEANb3A JyYIMe, eCJlH O6- cr
paTHM BHHMAHHe Ha TO HHJeBPON. pa3HOCKNOHAEMOS HMI * as - en, KOTOPOFO NOTOMKAMH ABNSIOTCI, MEXKAY NPOWHM, JITUl. asins „KPOBb“ (/* asnn - „KPOBb“), JIP. - JaT. aser, TP. č2p „KPOBb, COK“, Ap. - HHA. ūsrk, p. asnds. XOTA eLile B HHAeBPON. 43. 3Ta OCHOBa HMENa CTPOFO OnpejleneHHOe 3HaUeHKe „KPOBH“, OJHaKO 3HaueHKe „COKa“, KOTOPOe, KPOME TOrO, HMEeT Ip. čap, yKa3bIBAZT Ha TO, WT7O MepBoHavanlbHO KOpeHb * ėS - (> rp. Žap) resp. **S(> AaT. aser, Ap. - HH. asrk)*) wmen Gonee 1M1KpoKOe 3Ha4eHKe, — HMEHHO ecAW He „JIHTb“ (kak nonaranu Persson Zum Lehre II, Prellwitz EW 2124), TO „Awnkaa >KunKocTb“. Ho n3 3TOrO noHaTHA NErKOo MONANO pa3BHTbCA 3HauenKue TOH Bazkoh, OOJIOTHCTOH NOYBbi, Ha KOTOpOK Tak OXOTHO MacyTC4 3y6pbi. A ecan Tak, TO GanT.* sumbras (cp. ATI. sumnbrs), He TOJIbKO B (DOPMAJbHOM OTHOLJEHKHK, HO H B CeMacHOAOrKue- CKOM NpencTaBNAeT CaMyIO TOUHYIO NapajieJlb K CJlaB. ząbrt.
Ho kak 06 acHWTb B TaKOM Ciywae NoaBneHKe t B AT. siutibras W ATUI. stumbrs?
Mb! npHBenH BbiLIIe BeCbMa OCTPOyMHbIe C006paxenna Petersson'a Ha 3TOT CY4eT, H TOTOBbI GbinH OGbi BeCbMA OXOTHO MpH3HaTb HX HaHGOJiee B KaHHOM CJIy4ae NpaBAONOAOGHbIMH, eCJIM Gbl NOAOGHOE HeOpraHKyeckOe t He BCTPe4aJOCb eile B GaniT. HaSBAHKHMW Apyroro XHBOTHOrO. 1 HMerO B BHALY HMEHHO CepHy, XOTOpaA B AT. 43bIKe 3BYYWHT KAK stirna H B ATUI. kak stifna; O0e (OpMb! HeCOMHEHHO aBAAIOTCA GOonee HOBbIMH, UeM CJIaB. srna W CT - AT. sirna (cp. BbiIe). | Ho ecnh npunar. * s/uibras „CHlbHblH, KpenkAH“ H NONXONMT K NOHATHIO 3/0pa, TO HuKaK 3TOrO HeJlb39 CKa3AaTb npo počkyro H nyrauByro cepHy. [l03T70My Ana O6'achenna „BCTaBKK“ t B 060Wx CANOBAx NpHxOAWTCA HCKATb Apyroro nyTH.
Uro6b: cnenaTb DBTO, BCNOMHHM, Y4TO, KPOMe 3y0poOB, B JIHTOBCKHX AeCAX BOJMACb Apyraa pOACTBEHHaS HM NOpOAAa KpynHbIX XHBOPHbIX H poraTbiX KHBOTHbIX — Mypo. OHw BbIMepJW rOpa3A0 paHbilie 3y0pOB: B TO BpeMA Kak NocienHKx 3Han etje KocTauThH Lllapsna (uau. XVII B), MoceAHee YNOMKMHaHKe O Type BCTpeuaeTc4 B JlnTOBCkOd JieTOMKACH (MN. C. P. JI. XVII, 261) ūp4 onucannu co6biTHa XIV B.: „Moexan... KHa3b BenukuK Krujnmuub Bb JIOBb! OT TpOokO86 34 UeTbIPė MWIHW MH HaHne FOpy kpacHy HaXb pbkoro BunHnero, Ha KOTOpOW HaHAxe 38epA BeNHKOro TYpA W Oy6beTb ero Ha TOK ropb rAB HbiHB 30ByTb Typa ropa“ (Byra Has. XVII, 2, 40). OTcrona MOXHO 3aKAIOGHTb, WTO TYP, XOTA H OCTaBHA NO ce6e namSTb 80 MHOXECTBE MECTHbIx tiazBanuh (Byra 0. 6. 42 sg), HO HHKOrNa He NMpHHajneKan K WHCILY )KMBOTHbIX, OCOGeHHO OGBIYHbBIX M pacnpocTpaHeHHbIx, HO Tak KaK TOxXe CaMOe, XOTA H B MeHbilIeK CTene- HH, MOXKHO CKa3aTb MH MpO 3yGpOB, TO BeCbMa BO3MOXHO AONyYCTHTb, UTO no Mepe nocTeNeHHOrOo HC4e3HOBeHHA TYPOB JIMTOBCKMe HapONHbIe MaCCbI
*) Uro 8 NTUI., NAT. M AP.-MHA. CnoBax A OTpaxaeT He HAB. > (Kak pAyMmMan euje Persson Beitr. 143), a Hunespon, penyųHpoBaKKniAi FnaCcHbtA, 3TO BnOnHe yGenHTenNDHO NO- ka3anu Guntert B caonx+ Idg. Ablautprobleme, 48 m Hirt Idą. gr. II. 80.
50
BCe 4ailje H Yallle CTANIH CMEUJMWBATb MX C ApyroH BbIMKpaioujeK nopo- no — 3y6paM4.*) CMeuienKe O60HWx >KHBOTHLIX in specie MONO JErKo NOBECTH H K CMEIIEKKIO HX in nomine, T. e. K KOHTaMHHaUKų. T. e. Apy- THMH CJIOBaMH TOBOpa, /aūras, CKPeCTHBIUKCb C * suibras, NOPOAKWNO TpeTbIO bopMy—stuibras. H nono6HOo TOMY, Kak B CHGWp4 na3BaHKe 3y6- pa GbiNO nepeHeceHOo Ha Onena, B JIMHTBe Ha3BAHKe TypAa CTANO CMELUH- BaTbC4 C Ha3BaHHeM CepHbI: /aūras > sirna = stirna. **)
UTo6b: BnOnHe Hc4epnaTb GanTuūicKwAa Ha3BaHKa „3y6pa“, HaM OcTAeTCA TOJIbKO CKa3aTb elle HeCKONbKO C/1OB OTHOCHTENIbHO Ap. - Npycc. wissambrs. Schrader Reall. 690 Buxen B HeM CNO0XHO6 CNIOBO, KOTO- poro nepBaa 4acTb vis - DON1CTBEHHa GyXTO Gbi C NaT. visio „„BOHb“ (visire „pedere“). JTO 06'acHenKe C nonHbIM OCHOBaHKeM, Kak Mbi BHJLEJIM, OT- Bepr Petersson 0. c. 40, caM xe OH yBepeH, TO Np. wissambrs eCTb nNOA CMeLIeHHA MCKOHHOro * sumbras WnW C TepM. * visand (> ABH. wi sunt, HBH. Wisenf), KOTOPOe BO3HHKNIO H3 HHAEBPON. * isp - 10 > „poraTbIK“ (cp. AP. - HH). višūna- „por“) HJIW C COOTBeTCTByIOLUMM GanT. CN1O0BOM *visantas. HO Mb He BHAWM NMpHYKHb!, NOUeMY Gbi JP. - NpyCc. HMA He MOTO HaXOJMTbCA B HCKOHHOM POACTBe C FepM. K Ap.-HHAĄ. HMEeHaMU.
„Ero ochoBHaa npadbopma Gbita Gb B TakoM Chyyae — * visonbAro-. Ho 3TO CJIOBO CheAyeT UHTaTb He Kak *vison - bhro- „HecyumwK pora“ (kak YCAOBHO TOTOB AonycTHTb Petersson 0. c 39), a kak* vis > onb(A)-ro. CnenoBaTeNlbHO, H IpyYCCKOe HMS 3AKJN1HOYaeT B Ce6e TOT Xe caMbiH cydbpHKC, KOTOPbIH Mbl KOHCTATHpPOBAJIH B ApPYrMX CJlaBAHCKHX HK GaJlTMHCKMX Ha3Ba- HHax 3y6pa.
Il.
Eume pas O rpoKcxoxAneHKHKW Ha3BaHua peKH IlBnHnbi.
Bo 2-H kumxke XXIII T. „HaBecTHH OTA. pycc. 83. H cn08. Pocenū- ckoH Akanemuu Hayk“ (3a 1918 r.) a nomecTHA (cTp. 246 — 249) 3aMeTKy O NpOKCXOXAEHHMA HMeHH pekH „/Įsuna, B KOTOpOH, OCHOBbIBafCb Ha BeCb- Ma OCTPOyMHOH 3THMONOrKA Persson'a (Beitr. 44) rpeu. wmenh 864 TO4- Hee dc) „KyWa MecKy Ha MOpCcKOoM Gepery, AIOHbI, MOpckoH Oeper“ n3 HHILeBpP.*dAvin -, paclUKpeKHKHs KopHa*dAi - „NpPKBOAKWTb B ABKWKXEHKe, AYTb“ ), NMonbiTANCA AOKa3ATb, YTO Hala /ĮBuna eCTb HCKOHHOe CJlaBAHCKO6 O06pa- 30BaHHe C OCHOBHbIM 3HaueHMeM „peka, HMEIOLaS IOHOOGpa3HbIe Gepe- ra“. A Tak Kak HeT HHKaKHX OcCHOBaHKH moNaraTb, 4TOObI peka /ĮBuH a
*) UTO TaKO0e CMeLJeHKe OGOHXx NOpOoA MHBOTHOro GbinO BO3MOMHO, Ha 3TO yKa3biBaeT NPKMEP IOMHbIX CnaBAH, Kak mokaaan TpojanoBnt B cBOe6 wurepecHoK cTarbe „Typ W 3y60p y CpnCcKHM 3€MbaMA H y HapopnHOj yCnOMEeHK (CGOpHMK craTeh B uecTb Nlamanckoro I 929) Typ H 3y6p CmeuwKBanKco y cep6o8 ee B XVII B. TO, uTO Ccnywnnocb y Gankancknx CnaBAH, MOrnOo HeCKONbKHMHW CTONETHAMH paHbUJe COBEpPUIMTCA H Y NHTOBLŲEB,
**) Euje CkOpee nonoGKan KOHTaMHHAUMA MOrna Gbt npowsoKTu, eCnH Gbi MOMHO ObinO AONyYCTWTb, 4TO KPOMe taūras, GanT, a3bik 3Han GopMy C NOABHKKHIM 8 — * staūras. HMeHHO C 3THM CnOBOM Tak MnHW HHa4e CBR3aHb! MT. stiur, HBH. Stier, a». Staora ,„Kpyn- HBH DOraTbiA cKOT“ (HeTOUMO 06 3THx Cnosax Petersson Stud. ub. die idg. Hetero- xlise 40 są.).
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NpoTeKAJNIA KOr ja - AKGO B paHoKne HHAeBPON. KpapoAMHb!, TO B TOK Ke CTATbe MHe NpHIUNOCb CAeNaTb BbIBOJ, WTO COBpPeMEHHOe HEMeLIKOe Ha3BaHHe 3. ABuui Dina ecTb He TO HHOe, Kak GykBalbHbld NepeB0A caB. /ĮBu- KO, CAeNAHHbIH ele B TOH rnyGoKoKH npeBHOCTH, KOrAa WCKOHHOe 3THMO- nNOrMyeCKOe 3HayenKe HMeHK Dvina ele He GhHiA10 3a0bITO0.
HanoxceHnoro MHeHKa O NpoKCXxOXAeHKHH HMeH4 Dvina A Henokone- ŪHMO AepxXYCb B MIaBHbIiX 4epTaX W TeNepb. TOJIbKO B OJHOM HecylLije- CTBEHHOM MyHKTė A JOMDKeH CeNaTb MaNeHbKyYKO nonpaBky. B cBoeH CTaTbe A BBIBOJIMWI KopeHHOe I CNaBAHCKOrOo WMEHH H3 HHNEBP. T (cp. rpev. *). Tenepb a HaXxOXy BO3MOXHbBIM YTBePXAaTb 3TO KaTeropHueckK OTHOCHTENbHO KOpeHHOrOo rNacHOro TOJIbKO Ha3BaHKSa npuTOKa Bunuu „Ieunoca: a 4wTaio ero Kak Dvin -0s-d, T. e. BMKY B HeH paclHpeKnKe TOH OCHOBb! Ha -M-, KOTOPa3 AO CHX NOp CAbluiiKNTCA B Fpe4. GOpMe POL. n 85. Ho, pazom'c ocnoBoi Ha -n-, B HHANeBP. Npag3bike, NOBHYJLHMOMY, cyMieCTBOBAJIA H OCHOBA Ha -Z-, KOTOPAS NOXxOGHO APYTKMM CBOHM NOA- pyraM, MOFJa GbhHTb OOpaz30BaHa TOAbKO OT kopHA OT Bbiciiei cTenleKnH BOkanM3Ma. CNeNOBATEJIBHO, Mb! NAOJKHb! JNONYCTHTb, TO B HHAeBPON. A3., psx0M C* dAhuvin - (oTkyna rpev. Šis), cabluanacb (bopMa * dhveina, OTky Na caas. Dvina. Tonbko npH TaKOM NpeNnUONOXEHKHA H AeNaioTCA MOHATHBI- MH JuBCK. Vėna 4 3cTOHcKOe Veina —jogi „3. IlBuKa“, KOTOpbIe, kak BepHo yka3a1 Būga (Kalba ir Senovė 129, 249; Tauta ir Žodis I 92), MOrad GbiTb 3aHMCTBOBaHb! M3 CJIaB. A3bIKa TOAbKO B Ty 3NOXY, KOrAa AWbTOHr ei elle He ycnen npeBpaTHTbCA B i.
TakuM 06pa30M, duHckKe HazBaHus p. ĮlBnub! He TOnbKO He NpoTH- BOpe4aT MOeH 3THMONOMKHW, HO CkOpee ee NONTBepxxNAaIOT. H noTOMY, A He MOTY He BbIPA3HTb CBOeTO YAMBJIeHHA, NO4eMY NOKOKHbIH BBICOKO- TalaHTIIMBbIĖ AHTOBCKHH AHHrBKCT, B CBOeH pelteH3wu MOeH CTaTbH (B Tauta ir Žod. II 477), xoTAa H npH3Han, MoXxOGHO MHe, Ha3BaHKe Dvina HCKOHHO CJIABSHCKMM, BCe >K6 BbIpA3WI COMHeHKHe B MpaBKIbHOCTH MOTO
3THMOJOTMUeCKOTO TOJKOBAHKA UMEHHO Ha OCHOBaHHHA dbHnHckHxX ero OT- TO0A0CKOB,
Prof. Dr Ernst Fraenkelf.
Untersuchungen zur litauischen Dialektologie. 1. Zu den litanischen Adverbien.
Tauta ir žodis 1,433 hat Būga in sehr scharfsinniger Weise die stosstonige Beschaffenheit der Endsilben der lit. Adv. arti, toli, anksti als metatonische Umgestaltung der neben ihnen gebrūuchlichen, wie namič die alte Lokativendung enthaltenden artič, toliė, ankstič erklčict!). Dieser Intonationswandel rūhrt von der adverbiellen Funktion her, die diese Worter angenommen hatten. Er vergleicht sich genau mit, der Akuierung griechischer, Iokativischer Adverbien wie dūzei, dznuvėzi, TosTetyzi Uu. s. w. im Gegensatze zu zi, žxei, cixotu, s. w.; die griechischen WoGrter hatte schon in gleicher Weise Solmsen KZ. 44, 193 gedeutet. Durch diese Erklūrung Būgas werden die z. T. sehr komplizierten und wenig ūberzeugenden Versuche von Gerullis Arch. 38, 76 ff, Specht lit Mundart. 2, 94 ff., IF. Anz. 42, 51 widerlegtt Auf dem richtigen Wege hatten sich vielmehr schon, jedoch ohne genaue Erkenntnis des enischeidenden Punktes, Endzelin cnaB.-6aAT. 3TrONbI 166 ff. und E. Nieminen uridg. Ausgang -ai des Nom. Akk. pl. neutr. im Balt. 57 befunden.
Noch in einer anderen Beziehung unterliegen Adverbia, Kon- jūnktionen und Partikeln einer besonderen Behandiung. Als prokli- tische und funktioneli im Satzganzen eine untergeordnete Rolle spielende Eiemente werden sie im Baltischen wie in anderen idg. Sprachen*) nicht nur allerhand Verstimmlungen ausgesetzt, die die voliwertigen Bestandteile nach den aligemeinen Lautgesetzen nicht erleiden kšnnen; durch die Prokflise werden ferner auch die langen Silben einsilbiger Partikeln, bei mehrsilbigen unbetonte Lūngen oft- mals verkūrztt Schon Endzelin BB. 29, 320 ff, KZ. 42, 375 ff., naT. npenn. 1, 76. 127. 167 und sonst, cna8.-6anT. 3T. 143 ff., Iett. Gr. 99. 465, Lesk.-Brugm. 284, Specht lit. Mundart. 2, 19. 190. 264.! 282. 336 u. 6. (s. a. O. 542), Preliwitz BB. 22, 88 haben vief Materiai iūr diese Frage beigetragen; val. lit. fiktai, tik(t), Iett. tik „nur“ aus čūlterem tiektai („soviel hiervon'“?); Iett. bės/ „vielieicht“: best, ferner auch Jit. Partikeln wie nė, dėl, nės, vėt neben den Formen mit Lūnge.
Ein sehr schėnes Beispiel, wo der Unterschied zwischen Adįj. und Adv. besonders greifbar entgegentritt, liefert der von Gauthiot
1) Dass es sich um Lok. von -6- St. handelt, folgert Būga mit Recht aus Ver- bindungen wie /š f4/o, arto, anksto, pro afikstą usw.
", S. ūber diese Frage zuletzt IF. 41, 393 ff. mit weiterer Literatur.
5) tiektai ist nicht nur die bei Willent gewėhnliche Form (s. Bechtel LLD. 3, Einl. XVIII); sondern es findet sich auch standig bei Daukša. Im Katechism. von 1598 begegnet dreimal f/eklay, tiekt neben sonstigem fiktay (Brūckner Arch. 13, 568).
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MSL. 13, 116 ff. herausgegebeunė Katechismus von 1838, der im žemait. Dialekt von Raseiniai abgefasst ist. Wie Gauthiot a. O. 190 zeigt, weist das Adj., das sonst lit. als Jygus erscheint, dort ūbera!! de Ablautsstufe Jyjgus (= */iegus) auf. Das Gleiche gilt, wie ich hinzufūge, von dem Adv., wenn es Jediglich den Sinn „in gleicher Weise* hat; daher /yjgej MB ff. Ist aber das Adv. zu einer Ver- gleichspartike! der Bedeutung „gleichwie, gleichsam“ geworden, so trit es in der Gestalt /yg' (= //g) aut; daher 121 yr tajp Jyg' pykta- diėis pri križiaus prikdtfs palyka). Wir werden hierdurch Iebhaft an die in verschiedenen lit. Dialekten entgegentretende Verkūrzung von kaip zu kdp erinnert?), fiir die Bezzenberger Beitr. z. Gesch. d. lit. Spr. 62, Brugmann bei L.-Br.284, E. Hermann lit. Konį. 78 ff, E. Nieminen uidg. Ausg. -ai 23 ff. Belege beigebracht haben (vgl. auch kdp ČGauthiot Buiv. 82).
Auch in prūpositionaler Bedeutung heisst es im Katech. nur tygpat (y — /) smėriy (127). Dass die Prūposition Jyg, Jig, Iett. Jidz, lidz (Stenden), /i (Schlehk, Hasau, Targelen, Popen) ebenfalls aus dem Adv. /ygiai, lett. Jidz(i) jin gleicher Weise“ verkūrzt ist, hal Endzelin AaT. ūpena. 1, 76 ff. 214, Iett. Gr. 118. 508 ff. richtig erkannt3); val. auch Specht lit. Mundart. 2, 191 £f.398*). Beide Forscher nehmen richtig an, dass Jik, Jik lautgesetzlich im Auslaute aus /ig, /ig ent- standen sei, wėūhrend /igi auf einer teilweisen, /iki auf einer etwas vollstūndigeren Angleichung an das bedeutungsgleiche iki beruhe (vgl. umgekehrt gelegentlich igi).
Wahrend vir in /yg, Ilett. /fidz ausschliesslich Abfall der Adverbial- endung infolge herabgeminderter Funktion gewahren, ist in /ig, Iett. lidz Rand in Hand damit proklitische Verkūrzung des Wurzelvokals eingetreten; in Iett. dial. /i hat ausserdem noch eine weitere Ver- stimmelung wie in anderen Beispielen funktionsschwacher Elemente (s. Endzelin Iett. Gr. 118 ff. mit Literatur) Platz gegriffen. Zum Schwunde der Endung -iai in Jyg u. s. w. verweise ich ausser auf tiktai: tikt, wienatai (Bezzenberger 71): wiendt; antai (daneben metato- nisches antdi) „siehe dort, dort': a// dass.; šifaf „siehe hier' (daneben wieder metatonisches ši/di sowie mit Verstimmelnng der Anfangs-
15 Auch /ykla/ ist ausnahmslos in dem Katechismus angewandt (121 ff. 124 u. 0).
2 Die richtige Beurteilung von kap hat E. Nieminen uridą, Ausą. -a/ 24 gegeben (asch J. Schmidt Plbidą. 230, Gauthiot IF. 25, 357).
3) Das dialektisch im Lett. vorkommende //g beruht wohl, wie Endzelin a. O. zeigt a+' dem Neutr. *)/igu.
1) Val, etwa einerseits Wz, S. 259 me a7/ sūda /ig trijū kaffu, andererseits sū iameni būs lygė szirfits „poauo cTO“, Iett. (Endzelin nar, npenn. 1, 79 ff.) /a/ neauga rudzi, nezži 2... Tidz devihas vasaritias „8 npononwenie AesaTK nbT“ oder po8HO AeBATG NBT“. !zh erinnere auch an lett. /idz ar. lit. su//g C. instr., gen., dat. (in gleicher Weise wie, zu- gla.ch mit: „bis zu“; daher einerseits Woloncz. Wolt. xpecT. 241, 12 su/ig tuo lajku „Zugleich mit, von dieser Zeit ab“, R. 3, S. 93 su/ig pirmutini dišni, R. 2, S. 119 tuūjos sėlig tais Ztdzės U.S. w., andererseits Woloncz. Wolt. 238, 20 medi sulig skilemis nulužusi, R. 3, S. 96 nusi/ldisf sulig žAme, Godl. sa/ik „bis“ c. Gen. (L -Br. 313): 266. 268 nukirst rankas sak alkūniu, ci. Wp., S. 234 sallk piėt „bis Mittag' (Godiewa gehėrt wohl zur Dialektgruppe *Wp. oder steht ihr mindestens nahe). Sehr schon zeigt den Uebergang von „,zugleich mit Zu bis: Dowk. Wolt. xpecT. 198, 25 kurie sulig karunawn/ bus „welche (die Gesandten) bis Z:r (zugleich mit der) Krėnung da sein wūrden“, id. in tauta ir žodis 1, 95 w//nas dūrys ė+s218s s0lig s/įno „gleich hoch wie die Wand.
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silbe šidi'): šit?); wisdi (metatonisch, cf. wisaip): wis; alit. pagalei: pagu: (Bezzenberger Btr. 71?) und andere mehr oder weniger bekannte Falle besonders noch auf /afai (woraus tai im Sinne „das' nachtrūg- lich abstrahiert worden ist, s. Nieminen Ausg. -ai 32 ff. 47 ff.*) gegenūber namentlich in der člteren Zeit verschiedentlich auftretendem tat“); ferner auch auf alit. betai(gi) betaiga (Bezzenberger Beitr. TI, Brickner Arch. 13, 568, Leskien IF. 14, 93, Nieminen a. O. 469): heutigem bėt, Iett. bei Wie Endzelin Iett. Gr. 544 vichtig bemerkt, enthūdlt berfaig) als ersies Element lit. bė „und“ (Jušk. cN10B. s. v., Jabtonski gram.ž 1867), von dem mit verstūrkendem Suffix be? ab- geleitet ist (Gauthiot IF. 25, 357 ff., Nieminen a. O. 41'. 115: = preuss. bhe, bha. Als zweiter Bestandteil hebt sich nach den altlit. Zeug- nissen fai ab, das man hier noch mit Nieminen 46 Iokativisch, etwa als ,da, so“ auffassen kann. Aber auch wenn man Nieminens These ūber-die urspr. Jokat. Beschaffenheit von /af nicht akzeptigrt, kommt man mit neutralem tai ohne Schwierigkeiten aus; vgl. griech. -xai tažta „und zwar“, poln. russ. į, a fo, Hit. Led. Kat. 29, 15 kad sunus Diewo ateys isz dungaus — didžiami skayčiuy Angetlu — e tey tiesės daritu ižgi wissti žmoniu) žem. Kat. MSL. 13, 128 rejk anuūs (dūrimus) kanycznaj darity o tūj kožndm po griėku (s. auch 120). Der Bedeu- tungsunterschied zwischen bė, bei „und“ und bėt/ „aber“' ist kein un- ūberbrickbares Hindernis; es genūgi, an den halb adversativen, . halb kopulativen Gebrauch von slav. a, lit. 6, griech. ėž zu erinnern?).
Das vorhin erwčhnte, voliere šitai „siehe“ kennt auch der Dialekt von Buiv.; vgl. Gauthiot parler de Buiv. 84 maškd atsestėja prič- prėtūi, 6 šitdi visi pirti „der Būr blieb im Vorraum stehen, und siehe (= und auf einmal!) [waren] alie im Badezimmer“. Einen unregel- mūssigen Nom. pl. mit Lebertragung der nominalen Endung, bezw. mit Erhaltung einer čilteren Form des -0i- Diphthongs mit Gauthiot 46. 88, Specht IF. Anz. 42, 52, Nieminen 117 in der Form šir4i zu
1) Zur Metatonie von antdi, š(i)ia/ vąl. griech., partikelhaftes iš4) aus Imperat.
wo), Durch die litauischen Parallelen wird Jacobsohns Erklūrungsversuch von 449 (KZ. 49, 202 ff.) widerlegt.
2 S. van Wijk altpreuss. Stud. 109 ff.; XXIII, Anm. 152, Nieminen uridg. Ausg. -2/ 46. 48, Specht lit. Mundart. 2, 17. 150.
3) Bezzenbergers Belege fūr paga/e/ lassen sich noch erheblich vermehren; ich fūge hinzu F. chr. 33, 5; 35, 10 MH. 13 und sonst regelmassig, Willent E. 34, 2. 3/4; 37, 19, Led. Kat. 29, 16; 58, 7 ff. 9/10 u. s. w., Daukša Post. 99, 4, Kniga nobažn. Wolt. xpecr. 78, 16 u. s. w.
4) Spechts Bedenken IF. Anz. 42, 51 gegen Nieminens Ansicht, dass es sich bei /fa/ als Neutr. des Demonstr. um eine Verschiebung der lokalen Partikei fa/ „da“ wie in ver- schiedenen germ. Sprachen wegen der allmahlichen Verdrangung des volltėnenden, alteren tatai handele, erscheinen mir nicht gerechtfertigt.
5) S. die Belege Nieminens 32 ff. 47, auch Jablonski gram.2 235, Būga aist. stud. 19.
6) Ich zitiere fūr befaig Willent E. 26, 22 u. 6., E. E. 45, 9, fūr befa/iga Willent E. 5, 27; 36, 9; 38, 24, F. chr. 34, 32; vąl. noch bafayg, baiaiga Kat. von 1598 (Arch. 13, 568) neben bai Ich verweise noch auf /ukaig Daukša Post. 321, 8 = jūk.
7) Fūr bė „und“ im Žemait. tūhre ich an Dowk. == tauta ir žodis 1, 325, Nr. 183 dirpfi nebgaliedams byli kovu beanou „dieses und jenes“.
8) Val. auch 39, 5 e tay fodrin. kad —. Vielleicht handelt es sich um Nachahmuna des poln. Originals.
9) Val. auch Zubaty IF. 4, 470 ff
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sehen, ist sehr unwahrscheinlich. Vielmehr handelt es sich um das bekannte Adverb. Man erwartet zwar Akzent auf der Ietzten Silbe (vgl. auch Nieminen a. O. 48); aber der Dialekt von Buividžiai Iiebt auch sonst bei zweisilbigen Wėrtern Betonung bald auf der ersten, bald auf der zweiten Silbe (s. Guuthiot 10 ff). Meist betrifft die Neigung zur Akzentzurūckziehung funktionsschwache NW/ėGrter von pyrrhichischer Gestalt!); ich erinnere aber auch an den schwanken- den Ton des Komparativadverbs einerseits f0/ai Buiv. 82 (wie seno = seniaū 81), andererseits /6/0 82. 83, ferner an namė „nach Hause“ 81.84: nūdmo, nūdmėd 82. 83. 84, Gen. pl. žvardž und žvarū 83. Wie Gauthiot richtig bemerkt, beruhen diese verschiedenen, neben ein- ander vorkomimenden Betonungen z. T. auf Nebenton auf einer von beiden Silben, der durch den Satzakzent hervorgeruten wird. Daher betreffen sie oauch in erster Linie Adverbien, Partikeln u. s. w., d. h. solche Elemente, die im Satze eine untergeordnete Rolle spielen, also schon von vornherein keinen so festen Ton besitzen wie die voliwertigen Worter. Die Auslassung der Kopula in dem Satzgliede 6 šitdi visi pirfi ist fūr den Iebhaften Stil des Erzčūhlers charakteristisch; val. 81 jū tavas fabdi markėknas hr Vater war sehr bzkūmmert“, ibd. niemėožna Gėrt šilo ūndena, ažoiukat niečistas, besonders 83 kaip brėlis iš miško, rai tū siFk (mit Gauthiots Bemerkung?). «
Im Diaiekt von Buividžai kann die Kausalkonjunktion „weil“ in dreifacher Weise umschrieben werden, durch 1) ažu tu kat (Gauthiot 8! kad niemėžna Gėrt šito indenia ūžo tu ka! niečistas), 2) ažu kur (84 kūt jai dovandtę ažu ku? kloūsa vėlria), 3) durch blosses ažu (84 pada- kavėja ažū ižgėtba jemū).
Die erste Umschreibung erfordert ebensowenig eine nūhere Auseinandersetzung wie etwa das sehr hūufige dė/ to jog (kad) —, lett. die/ tam ka — (z. B. Endzelin Leseb. 14], vgl. auch /fdpėc ka — und s. Endzelin Gramm. 523. 824, naT. npenn. 1, 178 ff. ūber die Ent- stehung des kausalen Gebrauchs der Prėūpos.), russ. noTOMy uTO, frz. parce gue u. v. a. Die zweite zeigt den gleichen Uebergang von „weshalb“ zu „weil“ wie die von mir Arch. 39, 90 ff. erlčuterten dė/ kė. 4ž ką, Iett. kam, griech. o5vsx2 u. s. w. Fūr das Relat. ist, wie
S. ūber Aehnliches in Godlewa L.-Br. 295, in Raseiniai Gauthiot MSL. 13, 198
*) Andererseits unterscheidet der Dialekt, wie Gauthiot zeigt, deutlich 127 gražū „das 'si schon* von būva gražū. Dies stimmt gut zu Meillets Resultaten (MSL. 14, 19 ff.) ūber ci2 reinen Nominaisatze in den idą. Sprachen; vgl. auch Szyrw. P3. 100, 5 ff. dešine Diewo runa 1'ga, a kayre trumpa unt to swieto; unt kito desine labay trumpa, a kayre labay "122 bus; Donal. 11, 563 A/sė/iaus — g/oda: 9, 77 kad glėda ju būtu. Dass aber im Ieben- 6 zen Erzahlungsstil des Gfteren auch da die Kopula fortbleibt, wo es sich um andere als c:e dritten Personen oder um ausserprasentische Tempora handelt, oder wo die Bedeutuną „vOrhandensein, existieren* vorliegt, zeigen, Beispiele wie Trautm. žem. Erz. 801 pėon/ par Bevynes dėnas kGžna dėne vis si ketū gižėlu iš senūjŪ ir graiė kartoms, Erzahl. musų Zcna/i Wolt. 218, 30 sza/tyszius Tamoszius baisiai peršigando, ĖMė isz vežimo iszkrito ir »egywas, R. 3, S. 84 idėti būwa fd paward'a Razdiwillės. pišwne dal ta, kad rastinys „el er ein Findling war, R. 12., S. 194 bėkim laikui, kOlek gyvi, Sch.-Kursch. 52, 3 =2:0 tiktėi iškadas darai ir visims pelrklijis (allen ein Gegenstand des Tadels bist), Matzu- "chm. Doritsch Dial. 1, 3, 28 ka! ne palido, tai ir šėndie kalėjime da (sind sie noch heute
im Gelangais), R. 3, S. 85 daba“ jo t6/ Aaba ti6 naben m ba pf Dišwis (s. Specht lit Mundart 2, 248).
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auch sonst sehr hūufig im Lit.) und in anderen idg. Sprachen?) das Adverb des Šinnes „wo“ eingetreten. Die dritte Art verhdlt sich endlich zu den ersten beiden wie nengl. nfries. for, fuar „denn, weil' zu ae. for bačm be. for aus vollerem for (hat bedeutet eigentlich „aus folgendem Grunde“; der die Ursache angebende Satz schliesst sich im Gegensatze zu for baem be parataktisch an. Diese Konstruktion ist wie die Parataxe ūberhaupt besonders volkstimlicher Rede eigen- tūmlich gewesen und erst spūter in die Hochsprache emporgestiegen. for that u. s. w. gehčrten ursprūnglich dem ersten Satze an, wurden aber durch eine čihnliche Umdeutung wie dtsch. dass, engl. tAat, so dass, sobald (als), darum im Sinne ,weil“, hollūnd. omdat „weil“ u. s. w?). zur Nebensatz einleitenden Konjunktion. Auch im volkstūmlichen Russisch begegnet neben volierem noTOMyY TO kūrzeres NOTOMY; val. etwa Dostoj. Rask. 1, 316 a TyT nonnž noHAy, noTOMy AONMIaxky CBOIO noCepe4b Hano u.s.w. So findet sich auch neben už tai iog*), bezw. — kad, ką?) in Marcink. 48, 67, 20 uš rai = „weil“; daher uš ką gi tū ji pakūrsi? — Ulš tai: kaipo jis būvo įdunas, tai mūdn būvo vyčruas, O dabar jis mdn stėjos negerū šdrgo namū. uš tai ist ebenso die un- wittelbare Vorstufe von ažūi „weil“ in Buividžai wie engl. for that die des heutigen for. Sowohl hinter až wie hinter for hat man sich urspr. eine. sehr starke Pause zu denken, die etwa von einer das vorbereitende Demonstr. ersetzenden Handbewegung begleitet war. Nachher fand dann die vorher charakterisierte Gliederungsverschie- bung statt. E. Hermann lit. Konj. 58 verweist als Paraliele auf dtsch. bis fūr bis dass9. Auch im Lit. kommi Ai neben kol-ik, ikikol iw Sinne „bis dass, solange als“ vor; vgl. Nesselmann Wb. 24 anga iki gal atwerta „die Tūr ist soweit als mėglich gečtffnet“, L.-Br. 250 iki ti gyvas būsi, 'ai tū pas manė būsi (s. auch L.-Br. 327). Das Gleiche gilt fūr /ig neben /igkė/; z. B. Volksl. BF. 2, 6 /ig nijej nuskrėndi, smūtnas dnas szirdijj Scheu.-Kursch. 39, 29 /yg pri gžąota artie priėji,
1 Val Zz. B. BF. 46, 4 aiedoki aukse žėedę kur dabėr sukėlė, 37 ans bou paselaikęs, kur ans susiobagavęs turėje kvėpantu daiktu, s. noch L.-Br. 305, Serb. Doritsch 25, 42, 13 fės kūr būtu kdmpė, ebenso in. Rund-George Uu. s. w. (Doritsch Dial. CXXXIX), R. 2, S. 159 /d Gbal kor ont stūla gf, 160 w'aršf gretals, kor būwa tatėl; S. auch Gauthiot a. O. 46 u. s. w. Lett. Beispiele bei Endzelin lett Gram. 401, vgl. auch
J. Schmidt KŽ. 32, 401 ff. ūber die Entstehung des baltischen Relativpronomens, wo auch weitere Stellen, ferner Schleicher Leseb. 349.
2) Val. auch ngr. z55, alb. Au, teku als allgemeines Relativ (Lambertz KZ. 52, 82, IF. 34, 113 ff., Thumb Hdbž 88).
3 Paul Prinzip.s 275 f., Wackernagel verm. Beitr. Zz. griech. Sprachk. 21 ff., Brug- mann BSGW. 1918, 69.! 81 ff, 90 ff, Thurneysen IF. 21, 179, Gūntert ibd. 40, 186.
4) Schon Szyrw. PS. 34, 8 noredamas iiemus meylu pasirodit ažu lay iog ii ažu Messiašiu saw aprinko.
5) už tai, ką z. B. in Godlewa, wo ūberhaupt neben 544 K4 ūblich ist (s. Leskien- Brugm. 327 if).
6) Noch weitere Parallelen aus dem Alban. und anderen idg. Sprachen bei Lambertz IF. 34, 49 ff., der u. a. alban. nd: „wenn“ < nd: se. — K'z (cf. naz jin, auf), griech Žvzza fūr odysxa „weil“, žy: tūr mėyp: uh, ėaxs tūr žę 4 za, vulgariat. post fūr postgvam er- wahnt, s auch Wackernagel KZ. 28, 115, 117.
Taksis išpuoli, Wp., S. 240 Iišpi paldukt, liki pareis aiitras sunūs u.s. w.!). Ebenso findet sich im Lett. in der Bedeutung ,solange als, bis“ neben ostlett. kuolėidz (mit ei in der dortigen Weise aus ;, s. Endzelin JaT.
npen. 3, 75, Iett. Gr. 96 ff.) sehr hčiufig blosses /idz (s. Endzelin Gr. 821. 824 ff.).
2. Zum Vokalismus und zur Nominalfiexion in Ištanischen Dialekten.
Der von Gauthiot herausgegebene, im Vorhergehenden schon mehrfach erwūhnte žemait. Katechismus von 1838 veranlasst auch beireffs der Synkopierung kurzer, vor auslautendem -s befindlicher Vokale zu einigen Zusūtzen, die beweisen, dass der Herausgeber verschiedene Eigentimlichkeiten nicht ganz richtig aufgefasst hat. Wie Gauthiot MSL. 13, 195 ff. zeigt, ist in dem Dialekt des Kate- chismus die Synkope von ž vor auslautendem s ziemlich allgemein?). Eine Ausnahme machen nur die Fūlle, wo das vor s stehende š auf Zischlaute oder auf solche Konsonantengruppen folgt, deren zweites Element Nasale oder Liguiden sind, wo sich also bei Ausstossung von a eine schwer sprechbare Lautgruppe ergeben wūrde; daher krykszfas, moksfas, wysas, kožnas3). Įnteressant sind die Verhčiltnisse bei dem Worte fūr „Gott“; dieses zeigt im Zemaitischen ebenso wie ničkas und eine Reihe z. T. der kirchlichen Sphūre angehėrender Fremdw6Grter*) in der Regel nicht den Wandel des Diphthongs /e in y (yj) oder ei (je nuch den Mundarten); sondern es ist in seiner durch den kirchlichen Gebrauch und die Tradition geheiligten Form mit ie erhalten geblieben, genau wie auch die anderen aufgezčihlten Vsrter, die meist aus der Fremde stammen, den an das Original erinnernden Vokalismus bewahrt haben5). In unserem Denkmal hat Diėwas zwar den Wandel des Vokals seiner ersten Silbe zu yj er- liten. genau wie in den von Specht herausgegebenen Texten der Mundart von Telšiai neben Dičewas z. T. auch Deiwas vorkommt; dafir aber erscheint das ebenfalls aus der Kirchensprache stammende Uiėszpars stets in seiner herkšmmlichen Gestalt (daher 125 asz esmu
) Oft werden /k und /1g mit Partic. coni. oder Dat. absol. verbunden (vgl. auch Priebn'a w3 sanucok no pyccx. rpam. 2, 434): Daukša Post. 66, 10 pradė/ęs nūg užgimimo sėwo net ik mirsstąs. Uebers. Cornels Wolt. xpecT. 181, 22 /4/ neaterūs taikiejems „bis as H:istruppen gekommen waren“, Dowk. ibd. 197, 13 je lig tu įszdaranti nepaiudies „wenn se s2n. wahrend sie das ausiūhrt, nicht regt“, ibd. 188, 37 //g neprasid/ieus sveimū su- 6r:53e5/1. Cornelūbers. 183, 33 /g patėm sūgrisztąnt, pardieję sargajs jomilestas. wo Dat. 2ts2i. steht, trotzdem dessen Subj. mit dem des Hauptsatzes identisch ist (vgl. zu derartigen Fa 2 Bezzenberger Btr. 261 fH., dessen Belege sich noch vermehren lassen). Interessant
2 Daukša Post 139, 32 /dpęs paktūsnumi Diėwui tėwui net ik mirsstąs, 0 mirimui križeus. Her ist A zugleich als Konjunktion und als Prapos. c. dat. behandelt.
2 Daker Hews, kyjkwyjn's, galėdam's, pon's u. s. t, bei Vorhergehen von / kraus.
* Val, auch Specht lit Mundart. 2, 467. $ wiera, apiera, palieka, apieka, griškas (griėsznikai auch žem. Katech. 118 121 u 5), swetas.
+ S. darūber Baranowski 3amtTK4 O nHT, A3bIK6 M CnoBap5 — CGOpHMK TOA pyCCK za
2.“ caoBeCH, akan. Mayk 65, Nr. 9, p. 58, IF. Anz. 13, 88, Specht lit. Mundart. 2, 463, Savo: a. O. 190.
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WMėszpais Dyjwas tawd). Da i vor auslautendem s im Kaiech. nicht synkopiert wird (cf. fobys, wyltys), so muss Wiėszpats, wie Gauthiot 196 mit Recht bemerkt, da es vor s nie ein i zeigt, der Nominativ des neben patis liegenden, durch die Sprachvergleichung und durch Formen wie alit. Gen. pl. wiešpatu, Gen. są. Wiešpales (Daukša), Dat. Wiešpati u. s. w.!) erwiesenen, konson. Stammes sein. Was die Endung von Dyjwas anbetrifft, so scheint mir Gauthiot die Bedin- gungen, unter denen in der Endsilbe -as oder einfaches -s erscheint, nicht ganz richtig formuliert zu haben. -as ist obligatorisch, wenn das Wort ohne appositionelien Zusatz steht; treten dagegen WGrter wie Wiėszpats, Pon's, Tiėw's vovr oder nach dem Worte auf, so findet fakultative Synkope stattt Den Unterschied zeigt gut 118:
Frage: Kas tawy sutwiėry? Antwort: Pon's Dyjw's. Frage: Kas tai ira Dyjwas? Antwort: Sufwėrtos dągaus yr žėmys; nachher dagegen wieder pyrma dsaba Dyjw's Tiėw's.
Dass in Verbindungen die synkopierte Form gestattet ist, er- Klūrt sich daraus, dass ūberhaupt in vielen idg. Sprachen die Nei- gung besteht, zu umfangreiche Wortgebilde zu verkūrzen?). So enge Verbindungen aber wie die genannten bilden natūrlich eine Wort- einheit. Wenn es andererseits auch asz esmu Wieszpats Dyjwas (125), Dyjwas Tiėwas (128) heisst, so ist die sich auch hier findende Er- haltung der volien Endung Ieicht daraus zu erklūren, dass gerade diese Nebeneinanderstellungen zu fest im Gedūchtnis hafteten, um durchweg Synkope zu erleiden; ist doch in ihnen, wie wir sehen, sogar auch Tiėwas mėglich.
Auch der Vokativ Dyjwy 128. 129, der der sonst in dem Dialekt meist zu beobachtenden Elision kurzer, von jeher den Auslaut bil- dender Vokale widerspricht (Gauthiot a. O. 189. 194 ff.), ist wohl nicht durch Assimilation an den Loc. Dyjwy (< Diewė < — ė), wie Gauthiot annimmt, hervorgerufen worden, sondern durch die kirch- liche Ueberlteferung, die zwar den Wandel des -e in -y nicht hat verhindern kėnnen, wohl aber der Einfūhrung einer apokopierten Form im Wege gewesen ist Gauthiot selbst hat beobachtet, dass die volleren Verbalformen ėsate, rėgere, gyrdyte, tykieme im Gegen- satze zu verkūrzten /urėm, atlėįdam von dem Verfasser nur in Bibel- zitaten angewendet werden.
Auch im Dialekte R. 2 wird auslautendes -e des Vokativs der -d- St, -1 desjenigen der -į4- St. durchgūngig abgeworfen?), daher sosičd, miefs kaimyn, kūnig, tėw' (kūnigėl, prietal, dedūl, sėnel) u. s. w. Auch Dičw ist dort belegt, findet sich jedoch an drei Stelien (151, 31, 152, 3; 172, 7) in der Formel padėk Diėw'. Diese aber išt, wie russ. CNacHGO, klr. cnacu6i, noMorab6i, serb. pėmoz' Bog, schon an sich allerhand Verkiirzungen ausgesetzt*). 120, 29 steht begriffsverwandtes
1 S. de Saussure IF. 4, 459 ff. 463 ff. = publ. scientif. 516 ff. 519 ff., Specht lit. Mundart. 2, 95 ff. 485 und ūber die heutige Verbreitung alter konson., vieliach durch -/- St. ersetzter Formen Būga priesagos -vnas- ir dvibalsio -v0 kilmė (Lietuvos mokykla 4), 449 fi.
2) S. besonders Meillet MSL. 13, 28 f., Vert. IF. 41, 402 ff.
3) Specht 2, 306. 308.
4) Vgl. Specht 2, 218, IF. Anz. 42, 52 ūber D/epadė u. s. w, weiteres s. bei Vert IF. „41 394.
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Dičv- sosimytėk, wyūhrend an den ibrigen beiden Stelien die voliere Form auftritt; daher 131, 5 Diew'o sergėk; sehr charakteristisch ist 152, 13 atsiklauja uAt kalu ir wefgdams pradėja kalbėt pėte/s: dmžino ūtilš duėk jiems P6ne Diėwe! Hier lūsst schon der ganze Zusammen- hang keinen Zweifel an meiner These, dass P6ne Dičwe auch in
R. 2 nichi den Iebendigen Dialekt reprūsentiert, sondern der Gebet- sprache eninommen ist.
Dass einheimische kirchliche ebenso wie fremde Wūrter mit- unter von einem Lautwandel verschont werden, der andere unter dhnlichen, phonetischen Bedingungen stehende Ausdricke ergreift, lūsst sich auch sonst beobachten. So bleiben in Szyrwids Mundart, die sonst konseguent av in un; en in in verwandelt, Fremdwėrter wie kancelaria, ewangelia, adwentas, testamentas u. s. W. erhalten!); das Kirchenwort Awentas wird hin und wieder Iautgesetzlich zu Bwintas, besonders oft aber wird es nicht verwandelt. Im Katech. Led. heisst es ebenfalls, abweichend von sonstigen Gepflogenheiten, angelas sakramentas; wūhrend szwintas, abgesehen von, einmoligem szwen- cziausiuoy (43, 16), ausnahmslos den Wandel zeigt, kommt bendrysty 33, 2 neben bindrysty 5 vor?). Im žemait. Katech. von 1838, wo statt an, en vor Konsonant konseguent g, ę geschrieben wird, heisst es trotzdem regelmūssig sakramėntas, niemals sakramętas?). Die Unregel- maūssigkeit giwėnty erklūrt sich dort durch Einfluss der Formen des Paradigmas, wo auf en vokalische Endung folgt (vgl. Aehnliches im Ostlit. Garbe XXIX ff, Specht a. O.). Im Dialekt R. 5 begegnet uns S. 23 6mžinan gywiniman. In der Mundart nehmen am Wandel von an 2u un, bezw. en zu in ferner nicht teil das Fremdwort kan- tanti 44 (poln. kontent), szwenczdusias Ged. 426, 11 u. s. w. (s. ūber alles dies namentlich Specht 2, 15 ff. 84 ff.4).
In Buiv. wird das bestimmte Adjektiv in einer dem Lettischen ūhnlichen Weise in den Kasus ausser dem Nom. sg. masc. flektiert; dieser endet wie auch sonst in den Šstiichen Dialekten?) auf -ai; daher mūžasdi u.s.w. In den Kasus obliąui heisst es dagegen b4+- tūjd, bėttūjam, fem balt6jos, Mat. baft6jan (val. didžajaAh R. 4, S. 69), Gen. pl. bafi6jū (s. Gauthiot Buiv. 489). Nur in der religiosen Formel hat sich /ū/ dmžu amženūju erhalten, das, wie Gauthiot richtig be- merkt, aus der Buchsprache stammt.
1) Garbe XXVII ff. 2 S. Bystron 14 ff. S, Gauthiot MSL. 13, 192.
4) Zu der Ausnahme pas/ese R. 4, S. 70 (neben regulūren nėt/se 71) stimmt pat'ūstik „breitet aus“, potasa „breiten aus“ in Buiv. 82 (s. auch Gauthiot a. O. 106). Buividžiai liegt ja auch im Bezirke von Zarasai (Nowo-Alexandrowsk), das zu der Mundartengruppe R. 4 zahit (Specht a. O. 74 fi.).
*, Specht II 46. 110.
S, S. ūber weitere verkūrzte Formen in der bestimmten Dekl. der lit. Adj. ausser Soecht 2, 110 noch ders. 136, 152 mit Anm. 180 ff. 487 (aus R. 3), ferner Kurschat $ 940. 949. 952, Jabtonski gram.? 33 ff., Bezzenberger 155 ff. (vąl. auch BF. 1, 8; 14, B treczojei Jaunesnėje/). Ueber die Entstehuną der bestimmten Formen des lettischen Adjektivs handelt Endzelin BB. 27, 310 ff., lett. Gramm. 345 ff.
a OB
Bei dieser Gelegenheit sei noch die Aufmerksamkeit auf einige bemerkenswerte Formen der bestimmten Adjektiv- und Participial- deklination in litauischen Dialekten, bezw. in alten Texten gelenkt. R. 2, S. 163 findet sich der Gen. pl. fem. iszrafawGtosiu (s. Specht Hit. Mundart. 2, 322). Dieser ist zum Nom. pl. fem. iszratawdtosios ibd. hinzugebildet worden, indem nur das pronominale Element fiektiert wurde, der nominale Kern jedoch in der Gestalt des Nomi- nativs des Plurals erstarrte. Diese Analogieschčpfung ist genau vergleichbar mit jaunėsu dėnėliu in Labiau Schleicher Gramm. 209. Im Katechismus des Malcher Pietkiewicz von 1598 Iesen wir Arch. 13, 572 als Uebersetzung von poln. w /ečiech nie dorosfych: wasarumnp neprieiemusiemus. Diese Form ist zum Nom. pl. m. prieiei (cf. ibd. prapūtei) nach gerič(j)i: geriėmusiemus u. s. w. erwachsen. '
"Kiel, 11. Februar 1925.
Prof. N. van Wiik.
,
Zu den slavischen und baltischen Praūterital- stūmmen auf -Z-, -2-.
1. Im Jahre 1888 hat Uljanov in seiner Schrift „Osnovy nastojaš- čago vremeni vb staro-slav'anskomb i litovskomb jazykaxb“, S. 184 die litauischen Prūterita auf -au, -ai, -o und -iau, -ei, -ė aus athema- tischen Bildungen auf -4-, -€- erkiūri, welche thematische Endungen angenommen haben. Dann hat drei Jahre spūter Wiedemann in seinem Buche Das litauische Prūteritum (1891) dieselbe Ansicht aus- gesprochen und ausfūbrlich begrūndet; auf S. 196 der genannten Arbeit formuliert er sie folgenderweise: „Das litauische Prūterituni ist ein Prūteritum (starker Aorist) von sekundūren Verbalstūmmen auf idg. -G-, -6“". Diese Deutung des litauischen Prūteritums hat seitdem allgemeine Anerkennung gefunden. |
Fūr das Šlavische hat Uljanov aaO. 182 f. ebenfalis athema- tische d- und 6€- Prūterita angenommen, neben welchen Aoriststūmme auf -d-s-, -€-s- vorliegen sollen. Ein d-Prūteritum erbfickt er in aksl. bo < *bhyant, wėūhrend er fiūr Zbva, bė, gorė zwei Deutungen als mėoglich bezeichnet: 1. *zūvd-$+1, zūva-s-s;, *bė-s-t, *bč-s-s; *gorė-s-t, *gorė-s-s, 2. *zŪva-t, *zūvd-s; *b6-1, *bč-s; *gor6-t, *gorė-s. Unzweideu- tige Formen des s- Aoristes liegen bekanntlich in den andern Per- sonen des slavischen Aoristes vor: zBvachB, bėchz!), gorėchb usw, Was zBva, bė, gorė anbetrifft, so kSnnen wir auf grund dieser Formen selber nicht ausmachen, welche Ausgčnge hinter dem aus- lautenden Vokale geschwunden sind: -s, -+ oder -s-s, -s-+4 Eine Entscheidung ist nur dann mėglich, wenn wir die Formen auf -a, -ė im Zusammenhang mit dem sonstigen Verbalsystem des Slavischen betrachten. Als die am meisten verbreitete Ansicht betrachtet Leskien Grammatik der abg. Sprache 200 diejenige, dass die auf langen Vokal ausgehenden Aoristformen dem s-Aoriste angehčren. Das dūrfte wohl richtig sein, die am meisten verbreitete Ansicht braucht aber nicht die beste zu sein; auch Leskien stellt sich der- selben skeptisch gegeniiber und diese Skepsis halte ich fūr berechtigt. Wenn soviele Forscher die Endungen -s-s, -s-/ annehmen, so ge- schieht das wohl am meisten deshalb, weil auch die erste Person Są. und die Dual- und Pluralformen derselben DParadigmen ein stammbildendes -s- haben und man am liebsten die vorliegenden Paradigmen als von alters her einheitliche Formkategorien betrachtet.
un gibt es aber gerade bei dem slavischen Aoriste unleugbare Falle von suppletiver Fiexion; den bekanntesten und sichersten
1) Diese 1. P. S. Impi. gehčri formell zu dem S-Aorist,
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liefern uns solche Paradigmen wie AĖS5 - nese - nese, rŠXB - rečė - reče; ein anderer Fall von Suppletion diirfte in pixB - pilt, jęsb - jęfb - jęiB, mrėxė - mrėto - mrėlė vorliegen. In der altkirchenslavischen Textūber- lieferung weichen die Formen auf -/5 denjenigen ohne -/>5 gegen- iber zurūck; im Codex Suprasliensis iberwiegt diese Ietzte Kategorie schon bedeutend. Die Vermutung liegt also nahe, dass pitz, jęts, mrėte ūltere Formen sind als pi, ję, mrė, und taisūchlich haben mehrere Forscher das angenommen, wenn auch die Herkunft des Ausganges -/6 bisher keine sichere Deutung gefunden hat. Nun giaube ich in einem Autfsatze, der in den Indogermanischen For- schungen erscheinen wird, nachgewicsen zu haben, dass die Aorist- endung -/b gerade bei denselben Zeitwėrtern vorkommt, welche euch ein Ptz. Prat. Pass. auf -/5 besitzen (bi: bbjene, aber pit: pilt usw.), dass also zwischen diesen zwei Formkategorien mit -+ For- mans eine dhnliche Korrelation besteht wie im CGermanischen zwischen dem schwachen Prūteritum und dem Piz. auf -bs (Stamm -dha-). Dadurch ist der Ursprung der Personalendung -/5 nicht erklūrt, die Wahrscheinlichkeit aber, dass wir es hier mit einer relativalten. von dem s-Aorist unabhčingigen Formation zu tun haben, wird be- deutend grėsser, denn wir kėnnen uns kaum vorstellien, dass in einer nicht weit von der historischen Zeit entfernten Periode, als das spūt- urslavische Verbalparadigma sich bereits herausgebildet hatte und die auslautenden Konsonanten und Konsonantgruppen geschwunden waren, die aktiven Aoristformen *pi usw. unter dem Einfluss einer passiven Partizipialkategorie den Ausgang -+5 angenommen haben sollten. Hieraus ergibt sich, dass nicht nur das Aoristparadigma nĖs+ - Nese - Nese, rėxb-reče-reče, sondern auch solche Aoriste wie pixb - pitb- pitb, /ėSb - jęfb - jetb, MmrėĖxBb- mrėt* - mrėiB durch gegen- seitige Suppletion zweier verschiedener Prūteritalformationen ent- standen sind. Dann ist aber fūr die Paradigmen auf -ax5, -a, -a und -ėx5, -Ė, -ė dasselbe mėglich, und wir mūssen dieselben so auf- fassen, wenn auf irgend eine Weise das slavische Verbalsystem das Vorhandensein von indoggrmanischen Prūteritalformen auf -d-s, -d-t; -6-Ss, -€-t voraussetzt, Und das ist tatsūchlich der Fall.
Bekanntlich bilden diejenigen slavischen Zeitwėrter, welche einen sogenannten zweiten Stamm auf -d- oder -€- haben, von diesem zweiten Stamme folgende Formen: den Infinitiv, das Supinum, das Piz. Prūt. Akt. I (auf -v>), das Ptz. Prūt. Akt. II (auf -/s), das Ptz. Prat. Pass. (auf -n5), den Aorist, das Imperfektum. Es ist klar, dass diese Kategorien nicht von alters her eine Gruppe gebildet haben, und es fragt sich, bei welcher Kategorie der Ausgangspunkt des jetzt in der ganzen Gruppe vorliegenden zweiten Stammes zu suchen ist Es dūrfte klar sein, das bei dem Uniformierungsprozesse die sekundūren Verba. mit Verbalstamm auf -a-, -ė- im ganzen Para- digma eine gewisse Rolle gespielt haben; wie im Griechischen der Verbalstamm cijė- durch das ganze Paradigma hindurchgefiihrt wurde, so legte auch das SNavische solche Verbalstūimme wie dė/a-, und mit ė etwa bėlė-, alien Formkategorien der Verbalflexion zu- grunde. Diese sekundčiren Verbalstūmme allein machen uns aber die bei Verben wie pišą: p»sati, kažo: kazali, swpl o: swpati, vižąo:
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vidčti vorliegenden Verhiiltnisse nicht klar, und fiūr die Beaniwortung der Frage: woher kommt bei diesen Verben der zweite Stamm auf o, -Ė-, mūssen wir diesen Verben selber nūher treten. Nun liegt die Vermutung nahe, dass das -a- und das -ė- der zweiten Stūmme primūrer siavischer Verba mit den Ilangen Vokalen (a, o, ė), welche auch soust in den indogermanischen Sprachen als tempusbildende Formantien auftreten, insofern identisch sind, als die ūltesten Stūmme auf -d-, -€- direkt auf idg. Stūmme mit auslautendem -d-, -6-, -€- (- či-) zurūckgehen dūrften, und das wird tatsdūchlich ziemlich allgemein angenommen; s. Brugmann Grundriss II?, 3, 161 ff.. Hirt Indogėrm. Grammatik I): der idg. Vokalismus 122 ff.. Meillet Le slave commun 203 H., Vondrak Vgl. slav. Gramm. |ž 707 f. Urspringlich waren diese Jangen Vokale -d-, -6-, -€- wohl die Auslautvokale indoger- manischer zweisilbiger Wurzeln, vom Standpunkte der Einzelsprachen sind sie das aber nicht mehr, weil infolge der Wirkung von Vokal- reduktionsgeseizen und des Aufkommens von Neubildungen das Sprachgefūhl die indogermanischen WWurzeltypen nicht mehr als solche empfand. Jetzt, wo von slavischen und nicht von urindo- germanischėn Zeitwėortern die Rede ist, gehen uns diese glottogo- nischen Probleme nicht an, und auch dūrfen wir die Frage, inwie- fen das wurzelausiautende -6- auf -či- zurūckgeht, unbeantwortet lassen. Uns interessiert bloss die Frage: von welchem Tempus oder von welcher sonstigen Formkategorie aus hat der zweite Verbal- stamm auf slav. -a-, -Ė- sich auf einen so grossen Teil der Verbal- formen ausgedehnt? Es braucht nicht mehr bewiesen zu werden, dass weder das Verbalsubstantivum auf -fi- oder -+, welches im slavischen Infinitiv fortlebt, noch der -tu-Stamm, dessen Akkusativ das idg. Supinum lieferte, den um -d-, -6-, -ė- „verlūngerten“ Verbal- stamm (nach Hirts Terminologie: die: Vollstufe -II- Form der Basis) zugrunde Iegen, und dasselbe gilt fir die drei Prūteritalpartizipien, Das slavische Imperfekt, ūber dessen Ursprung die Meinungen geteilt sind, ist jedenfalls eine junge Formation, und es wird keinem Menschen in den Sinn kommen, den Ausgangspunkt der Stūmme pssa- und ferpė- bei pbsaaxt, tbrpėachs- zu suchen!). Es fragt sich nun: kann der Ursprung des zweiten Verbalstammes auf -a-, -ė- bei dem s-Aorist zu suchen sein? Die dlteste indogermanische Flexion hatte wohl keine Formen auf -d- sp, -6- sp usw. bei andern als von jeher einsilbigen Basen (*s///hūsp usw.), und auch die Personal- formen mit Endbetonung hatten einen andern Vokalismus, s. Hirt aaO. 214 ff. In einer spūteren Periode aber kommen Aoriste von dem Typus ai. a- trūs-ta a- trūs- mahi vor; S. Brugmann aaO. 395 und 418ff. „Diese Acristbildung schliesst sich an die Prūsentia (Aoriste) des Typus ai. žrd- ti an“, Iesen wir aaO. 418, und aus dem Brugmannschen Materiale ergibt sich, dass dieser Aoristtypus nur dort vorkommt, wo in der-
1) Freilich erbiicken vteie Forscher in dem slavischen Imperfektum die Fort- ietzung eines baltoslavischen Prūteritums mit langem stiammauslautenden Vokai 4 unten Nr. 7). Wenn diese Ansicht richtig sein sollte. so wūrde man dennoch nicht behaupten dūrfen, dass das Imperfeki der Ausgangspunkt ist, von wo aus der „zweite Verbaistamm“ sich verbreitet hat Denn jedenfalis wčūre das Imperfektum, so wie e tm Siavischen vorliegt, eine stark modlfi:ierte und durch neue Bildungselemente verlūngerte Formation.
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selben Sprache auch sonst der Verbalstamm die langvokalisch aus- Jautendę Gestalt zeigt. Nirgends diūrfen wir diese Aoriste fūr alter- tūmlich halten; fūr das Slavische folgt daraus, dass der s-Aorist nicht als der Ausgangspunkt des „zweiten Verbalstammes“ betrachtet werden darf. Soviel tch sehe, kommt als solcher nur dasjenige Prūteritum in Betracht, wo die Personalendungen unmittelbar an den Jangvokalisch auslautenden Verbalstamm traten; denn gerade in dieser Formkategorie ist der Stamm auf idg. -d-, -6-, -6- (-či-) altererbt und weitverbreitet, wie man aus Brugmanns Materiai aaO. 151 ff. ersehen kann; athematisches Prėūsens und Prėteritum, das sind diejenigen Formkategorien, denen in dlteren und jūngeren Sprachperioden der Stamm auf langen Vokai zugrundegelegt wurde.
Wir werden also fiūr das ūltere Urslavische Prūterita wie *psd-m. *p»sd-s, *pbsd-t; *rpė-m, *rpė-s, *(rpė-t annehmen mūssen. Die 2. und 3. Person Singular biieben unverūndert; die 1. Person Sg. und die andern Numeri wurden aber durch Analogiebildungen nach dem s-Aoriste erseiztt Das dūrfte teilweise durch die fūr das Sprach- gefūhl unbeguemen und zweideutigen Formen der 1. Ps. Sg., deren -ėm und -čm ja in > bezw. -ę ūbergehen mussten, hervorgerufen sein; vielleicht aber war die Rauptursache eine andere, welche wir jetzt nicht mehr feststellen kėnnen. Der Entwicklungsprozess war wesentlich derselbėe wie im“ Litulettischen, wo zu der 3. Pers. auf -4, -6 neue Formen fūr die 1. und 2. Pers. Sing. auf -d4-uo (-d- u), -d- ie (-d-i) bezw. -6- uo (-6-u), -6- ie (-6-i) gebildet wurden, bloss holte man sich die neuen Endungen von einer andern Kategorie her. Dass das Savische sich dafiir den s-Aorist wčihlte, ist begreifiich, denn im Gegensatz zum Baltischen hatte das Mavische dieses Tempus bewahrt, und es lag doch ganz nahe, zu Tempusstūmmen wie p»sa-, b(y)ė-, rpė- neue Personolformen zu bilden nach solchen Mustern wie *s/a-s0, *d6-s0 oder den daraus durch analogische Uimbildung entstandenen Formen staxt, dėxt!). Zu diesen einsilbigen W'urzeln dūrften von altersher auch Aoristformen der 2 und 3. Ps. auf -s-s, -s-! gehšrt haben, und insofern wird die Annahme Uijanovs?), dass neben -d-s, -G- 1; -6-5, -6-1 altererbte Endungen -d-s-s, -d-S- £; -6-s-s, -6-5s-1 bestanden haben, richtig sein.
2. Fir den von mir verfochtenen Ursprung der Formen der 2. und 3. Ps. Aor. auf slav. -a, -ė dirfte auch der Gegensatz pitah: pita im Serbokroatischen sprechen, auf welchen ich Revue des ėt. sl. M, 44 hingewiesen habe. Die Anfangsbetonung von pi/a weist auf Zirkumilexus des Auslautes hin, wūhrend pitaA akutiertes a hat. Auffdllig ist die Uebereinstimmung, was die Intonation betrifft, mit dem Iit. Prūteritum auf -ė, -o; s. Verf. Die balt. und slav, Akzent- und Intonationssysteme 41 und Meillet Le slave commun 213. Wegen dieser Uebereinstimmung neigt Meiliet zu der Annahme, dass der slaviseche Ausgang -a5; mit dem -o von lit. būvo, liko gūnzlich iden-
1) Weniger plausibel kommt mir Chadwicks Hypothese Idg. Forsch. XI, 150 Fussn. vor. Im aligemeinen stimmen aber Chadwicks Ausfūhrungen S. 149 f. mit meiner Ansicht ūberein.
: S. oben. 3) Meillet redet hier nur von -a (und -10), nicht von -Ė.
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tisch sei und also auf -4-+ (2. Ps. -a-s) und nicht auf -ū-s-t (-d-5- S) zurūckgehe, gerade so wie ich selber aus andern Grinden ange- nommen habe. Eine Schwierigkeit macht die Erklūrung des Zirkum- flexus auf dem Iangen Monophthonge. Der Gedanke an Zusammen- hang mit dem Zirkumflexus von gr. BioTį, 7 (Akz.- und Intonations- systeme 41) ist aufzugeben, weil dieser griechische Akzent sich aus den spezifisch griechischen Tendenzen der Verbalbetonung einfach und natiūrlich erklūren lūsst (s. Brugmann-Thumb Griech. Gram- matik 184, Hirt Handb. der gr. Laut- und Formenlehre 267). Meillet aaO. 213 erblickt in serbokr. Šrd, pita (in der Schriftsprache mit sekundčrer Betonung: p/ta) und lit. būvo, fiko Imperfekta auf *-dye-|/*-ū-, wobei er auf seine Introduction5 184 verweistt Nun finde ich daselbst, im Zusammenhang mit einigen Bemerkungen ūber athema- ttsche Formen wie lat. capis, got. sokeis, *hafis (hafjis), iv. gaib, folgenden Satz: „A cėtė des prėsents en *-d-ye/o- et en *-ė-yelo-, iI ya en latin, en germanigue, en baltigue, et mėme en grec dans Ies parlers čoliens, des formes en -d-, -6-, telles gue lat, senės, fugdūs; got, karom „nous nous occupons“; lit jŽsiome „nous cetgnons“; Iesb. teyvūnėvo“; diese Worte enthalten aber bloss die Konstatierung eines Nebeneinanders von -d-, -ė- und -ūje-, -ėje-, erklūrt wird dieser Wechsel nicht und ich begreife nicht, welchen Wert seine blosse Konstatierung fiūr die Erklūrung des baltischen und slavischen Zirkumflexus hat. Dieser Zirkumflexus ist mir unverstūndlich; sollte er auf die baltisch-slavische Periode zuriickgehen, so kčnnten wir ihn mit einem andern Fall von sowohl baltischer wie siavischer Auslautmetatonie vergleichen und zwar mit dem Akkusativ lit. raiką, r. gėfovu, skr. glavu; s. Verf. Akz. und Intonationssysteme 63. Das heisst allerdings: dem einen x ein zweites an die Seite stelien. Hūtten wir mehr Metatonien dieser Art, so wirde der baltoslavische Ursprung wahrscheinlicher werden. Jetzt, wo nur zwei solche Fėlle vorliegen — fiūr welche noch keine Regel gefunden ist — muss auch mit der Mėglichkeit einer jingern, sowohl im Baltischen wie im Slavischen unabhūngig voneinander volizogenen Intonationsumlegung gerechnet werden. Wie dem auch sein soli, die Iangen Vokale kčnnen trotz ihres Zirkumflexes kaum etwas anderes sein als die Fortsetzung indogermanischer stammausliautender Lūngen.
3. Wenn im Slavischen das Prūteritum ohne konsonantisches stammbildendes Formans die einzige altererbte Formation mit „zweitem Stamme“ auf -a-, -ė- ist, wčhrend Infinitiv, Supinum, Par- tizipien, s- Aorist und Imperfektum erst spčiter von diesem Stamme gebildet worden sind, so fragt es sich, wie denn [Hitauische Para- digmen wie guliū - gulėjau - gulėti, tekū - tekėjau - tekšti, giedmi (giestu)- giedėjau -giedėti aufzufassen sind. Auf diese Frage brauche ich nicht einzugehen, denn schon Ičūngst hat man gesehen, dass die Prūterita auf -ėjau, -ojau jūngere Formationen sind, welche infolge sehr durchsichtiger Analogieprozesse an die Stelle dlterer unmittelbar von den Stūmmen auf -6-, -4- gebildeter kūrzerer Formen getreten sind; s. Ulianov aaO. 185, Chadwick Indog. Forsch. XI, 184, 186, Endzelin Lettische Grammatik 680, auch Wiedemann Das Iit. Prūter. 194 f., wo auf grund der griechischen Aoriste auf - und der lit.
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Prūterita auf -€ vermutet wird, dass die indogermanischen sekun- dūren Merbalstūmme auf -€- „ursprūnglich nur auf das Prūteritum (den sog. starken Aorist) beschrčinkt waren und von dort aus weiter um sich gegriffen haben“. Chadwick aaO. 150 f. nimmt fūr den Verbalstamm auf -4- eine frūhere Ausbreitungsperiode an als fūr denjenigen auf -6-. Wahrend die dem Infin. und Supinum zugrunde- liegenden Stūmme auf -ė-ri-, -€-/u- ausserhalb des Baltischen und Slavischen nicht vorkommen, begegnen wir Siūmmen auf -d- ti-. -d-tu- auch in andern Sprachzweigen und zwar „not only beside denominative G-stems but also beside the primitive G-stems“, z. B. gr. Gpūots, Tao, lat. ardtio, hiūius; daraus sol] sich ergeben, dass das balt.-slav. -čti- unter dem Einfluss von -ūti: aufgekommen sei. Dazu mčchte ich bemerken, dass griechische Nomina auf -Z-54 und lateinische auf -d-fi0, -ū-/us nur bei solchen Verben vorkommen, welche auch sonst eine Veraligemeinerung des d-Stammes vorge- nommen haben, und diese Veralilgemeinerung reicht kaum bis in die indogermanische Periode zurick. Sollte auch im Baltischen und im Slavischen -die Ausdehnung des zweiten Siammes auf -d- ausserhalb seines ursprūnglichen Gebietes ūlter sein als diejenige des Stammes auf -6-, so kėnnte natūrlich, wie Chadwick glaubt, die -d-Klasse die -6-Klasse beeinflusst haben. Zu beweisen ist das aber kaum und fir das ganze Problem ist diese chronologische Frage von geringer Bedeutung. .
4. Die Gebrauchssphūre der zweiten Stūmme auf -2- und auf -6- ist im Slavischen bekanntlich eine volistūndig andere als im Baltischen. Sogar der Name „zweiter Siomm“ hat eine verschiedene Bedeutung, je nachdem man vom baltiischen oder vom slavischen Zeitworte redet. Wahrend im Slavischen Prūterita wie b6ra, xotė bei denselben Zeitwėrtern vorliegen, welche auch im Infin. usw. einen Stamm auf -G-, -ė- enthalten (6erati, xotėti), haben im Baltischen die -d- und -€- Prūterita sich vollstūndig von den Infinitivstūmmen auf -d-, -6- abgetrennt, zu welchen sekundūre Prėterita vom Typus lit. giedėjau, gulėjau gebildet worden sind. In einem Falle stimmen die beiden Sprachzweige noch miteinander iberein, und Zwar was die Korrelation zwischen /-Prūsens und Infinitiystamm auf -ė- anbe- trifft, bloss hat hier wie sonst das Baltische das 6-Prūteritum, welches das Aufkommen des Infinitivstammes herbeigefūhrt hat, aufgegeben. Sonst sind die beiden Sprachzweige bei der Verwen- dung ihrer zweiten Stūmme (oder: Infinitivstūmme) verschiedene Wege gegangen, — und auch wenn wir die Verteilung der baltischen d- und e-Prūterita beobachten, so erinnert uns dieselbe sehr wenig an die slavischen Verhdltnisse!). Wahrend das baltische ė-Prūteritum eine sehr produktive Kategorie geworden ist, kommen im Slavischen Prėterita auf -ėx2, -6, -ė und Infinitive auf -ė4i ausserhalb der i-ė-Kiasse und des sekundūren Verbaltypus auf -ėjo, čii nur verein- zelt vor: bėxo, bė, bė, — imėti (zu dem Prūsens imams), — vėdėčri. Dagegen liegt ein zweiter Stamm auf -G- bei zahlreichen Verben vor, welche sich in einige Gruppen einteilen Iassen, Diese erinnern
1) Zur Verteilųng der baltischen Prateritalsiūimme s. Endzelin K. Z. XLI 9 ££.. 31 ff. und die dort mitgetellte Literatur, und auch Leti. Gramm. 667 £.
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uns wenig an die Gebrauchssphūre des litauischen Infinitivs auf -oti. dagegen fallen uns einige Uebereinstimmungen mit den litau- ischen o- (balt. d-) Prūterita auf, welche fūr die Beurteilung der Vorgeschichte des „zweiten Stammes“ auf slav.-a- nicht ohne Bedeu- tung sind.
Bekanntlich unterscheidet sich im Baltischen bei gewissen Zeit- wūortern das G-Prūteriium durch eine schwūchere Ablautstufe der Wurzelsilbe von andern Formen desselben Verbums. Ueberall wo Ablaut vorliegt, hat gerade das a-Prūteriium die schwūchere Stufe; s. Wiedemann aaO. 142!) Genau dasselbe finden wir im Slavischen. Das Material ordne ich nach der Prūsensbildung:
a. Prūsensstamm auf -e-: berę- bbrafi, dero - dbrati, pero - pbrati, T. seru - sratb, Č. žeru - žrdii, — ženo- gtnati, — zovo- Zbvali, — žido - žedati. Hierher auch mit wurzelhaftem į: /ėjo - Ibjaii, lijaii, žėjo - zbjati, zijafi, smėjo sę- smpjati, smijati sę, rėjo - *rejati, rijati (sekundūr rėaše SuprasI. 90, 13), prėjo (gew. ersetzt durch aksl. prijaję) - prpjati, prijati (č. pieji: pidti). —
b. Prūsensstamm auf -je-: jem/ o - imati (j - smati; vgl. von - pmali, vn-bmali), stel o - stolati, — ziždę- zbdati, pišo - pbsali, ližę - *Ibzati (sekundūr J/izati; ač. Izdti), — b/'uję - bf bvati, v. žuji - ževdib, kl ujū- klevdt», — stružę - strogali, — wohl auch: plėžę- plbzati, trėžo - trbzati, sišpI 9 - sIbpati, črėp/ 9 - črepati, strėčo - č. sirkati (s. Meillet Mėm. Soc. Ling. XI, 301; XIV, 201 £., Vondrūk Aksl. Gr. 565).
Bei einigen von diesen Verbis ist die Zugehėrigkeit zu zwei- silbigen schweren Basen vollstūndig kiar (dero: aind. drnati, dirnd-, dūriman-; s. Trautmann Balt.-stav. Wtb. 52, — zovę: ai. hūtd-, Advi- man — das. 367, — sielą: lat. Jdtus; das. 286); hier kėnnen die sla- vischen Aoriste, welche die dltesten Formen mit „Zzweitem Stamme“ des ganzen Paradigmas darstellen, regelrechte Fortsetzungen indo- germanischer Formen auf -d-/ oder -6-1 sein. In andern Falfen aber liegen keine schweren zweisilbigen Wurzeln vor; im allgemeinen dūrfie das fūr diejenigen Verben zutreffen, deren erste Silbe nicht ein einfaches idg. e, a oder o sondern eine diphthongische Gruppe wie ei, eu, ef, er hat. Sehr richtig hat Meillet Introduction * 174 das Vorhandensein von zweierlei langvokalisch ausfautenden Verbal- stūmmen hervorgehoben: bei der ersten Gruppe ist der Jange Vokal der alte Auslaut einer zweisilbigen Wurzel, bei der zweiten ist er suffixal; zu der ersten Gruppe gehėren dra, zova, stbla, zu der zweiten etwa žbda, p»sa. Wie richtig aber auch diese Unterscheidung ist, man kann unmėglich die beiden Gruppen genau auseinander halten und insofern es sich nicht um die Feststellung der ūltest rekonstruierbaren Verhūltnisse handelt, ist das auch gar nicht nėtig; denn in den Einzelsprachen, vielleicht bereits im spūtern Indoger- manischen, har das Sprachgefiihl die zwette Gruppe, welche wohi unter dem Einflusse der ersten entstanden ist, nicht mehr von dieser getrennt. Fūr das Baltische und Slavische ergibt sich das u. a. aus
1) Weil die dehnstufigen Verbalstūmme, welche im Baltischen bis auf den heutigen Tog bewahrt geblieben sind, sčmilich die Endungen -iau, -ei, -ė angenommen haben, gili die alie Regel, nach welcher auch das E-Prėteritum die Wurzelsilbe in schwacher Gestalt hat, nicht mehr fūr das historische Baltische.
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der Durchfūhrung der schwachen Vokalstufe vor -a auch dort, wo dieser Vokal ein Suffix (im Sinne Meillets; s. 0.) ist, etwa in Fallen wie Iit. pirkai, bridaū, snigo, abg. žsda, p»sa
Auf die Vorgeschichte der einzelnen obengenannten Verben gehe ich nicht ein. In jedem einzelnen Falle kann man sich die Frage stellen, inwiefern der zweite Stamm auf -a- ūltern oder jūngern Ursprunges ist, und auch die Vorgeschichte der Prūsensstūmme auf -e- und -je- ist nicht immer Ieicht zu rekonstruieren. Fiir uns genūgt jetzt die Fesistellung der Tatsache, dass sich im Slavischen einige Gruppen von Zeitwėrtern mit Prūsensstamm auf -e-, -je- entwickelt haben, zu denen ein zweiter Stamm auf -a- gehėrt. Dieser Stamm ist am dltesten in den Prūteritalpersonen auf -a, und einige Formen mit Reduktionsstufe der ersten Silbe dūrften die altesten Bildungen dieses Typus sein.
Dann hat alimčihlich das Suffix -a- sein Gebiet erweitert. Sogar bei gewissen Zeitwortern mit Ablaut diūrfte der Stamm auf -a- erst in der slavischen Periode aufgekommen sein. Hauptsūchlich zu je-Prūsentia haben sich auf analogischem Wege zweite Stūmme auf =-a- gebildet, und wodurch das veranlasst wurde, ist noch ziemlich deutlich zu sehen. Weniger verbreitet ist der -a-Stamm bei den e-Prūsentia, wo er sich auf zwei ganz bestimmte Kategorien von Verben beschrūnkt. Bevor ich auf die -e-a-Klasse und die -/e-a- Klasse nūher eingehe, bemerke ich, das sonst der zweite Stamm auf -a- noch bei sėp/ 9, -iši: stpa, stpati <schlafen> vorkommt. Dazu Idsst sich bemerken, dass die Įsoliertheit dieser Flexion fūr deren Altertimlichkeit spricht; wenn ai. svapiti aus idg. suepa-ri entstanden sein sollte, so bestūnde zwischen dieser Form und s2pa ein regel- rechter Ablaut und spa wūre die V-II-Form einer schweren Zzwei- silbigen Wurzel Freilich findet eine solche Vermutung in den sonstigen Formen (ai. supitd-, svapium usw.) keine Stitze. Auch das einzige Zeitwort, das sonst noch wie s2p/£- stpati flektiert, spūt-ksl. ščito (3. Ps. Sa.), r. scafb, 2. Ps. Sg. scyšb (s. Fortunatov Razborb sočinenija G. K. Uljanova 53 £.) gehėrt kaum zu einer schweren Basis (s. Trautmann aaO. 260). Man beachte, dass auch bei den Verben mit e-Prūsens der Infinitivstamm auf -a- gerade nach 4 und b vorkommt; nach diesen Vokalen hat -a-> wohl frūh sein ursprūng- liches Gebiet ausgedehnt; Fortunatov aaO. 58 redet sogar von zu „lituslavischen* Verben mit /-, u- Vokalismus der VW'urzefsilbe gehėrigen Prėteritalstūmmen auf -d- und fūr eine gewisse Anzahl von Verben dūrfte das zutreffen (s. weiter unten). Auf jeden Fall glaube ich, dass die Stūmme auf s2pū-, š»kū- (> sscd-) ziemlich alt sein kėnnen, und dass bei ihrem Aufkommen der 3-, -Vokalismus der Wurzelsilbe fGrdernd gewirkt hat.
Nur bei zwei Gruppen von Verben mit Prūsensstamm auf -e- kommen zweite Stūmme auf -a- vor und zwar: 1. nach vorher- gehendem 3 oder », 2. bei dem Typus kovę- kovati. Das einzige Verbum auf -2: -ati, das zu keiner dieser beiden Gruppen gehėrt, ist isko - iskati. Freilich kommt auch išię vor, aber das in der Universitas linguarum Litvaniae belegte lit. jeszku (neben gemeinlit. ieškau) Aūrfte fūr die Prioritūt des slavischen Prūsens iskę sprechen. Was
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den zweiten Stamm auf -a- anbetrifft, so finden wir ihn nicht bloss im Baltischen, sondern auch im Germanischen wieder (ahd. eiscon, as. čscGn. ags. dscian), was kaum aut Zufali beruht. Gewėhnlich nimmt man Urverwandtschaft an; dann dūrfte der d-Stamm altererbt sein. Sollte trotz aller Einwčinde das baltische und slavische Wort aus dem Germanischen entleknt sein!), so wūre in dem Falle das -a- noch weniger auffdllig.
-a- nach vorhergehendem 2, 5. In sčdmtlichen oben sub a. ange- fūhrten Zeitwčrtern mit Wurzelablaut enthūlt die Silbe vor dem -a- ein 5 oder 5, welches in einem Teil der Faūlie als ein idg. Reduk- tionsvokal von o bezw. e aufzufassen ist, wūhrend in andern Faūlien b ein altes i (Reduktionsvokal zu ei) ist; 0 < u kommt zufdllig nicht vor. Ohne Ablaut haben wir noch: aks!. rovę- rbvati, s0są - stsati, tiko - tokati, r. sku - skaib, vru-vrato (: iterat.-virat6)?). Den ūltesten Formen dieser Klasse dūrfte ein, wenn auch nicht indogermanisches, so doch sehr altes (baltoslavisches?) -a-Prūteritium zugrunde liegen; vgl. Trautimann aaO. 291, wo skafbt von einem dem lit. siko ent- sprechenden Praūteritalstamme sukd- hergeleitet wird; andere Formen sind wohI Analogiebildungen nach diesen čiltesten Mustern. Das Vorhandensein von solchen WGrtern wie gėnati, zovati (mit 2, als Reduktionsstufe von 0) dūrfte dabei Einfluss gehabt haben; dieser uuf das Indogermanische zurūckgehende Typus kann sogar den ganzen baltischen und slavischen Stammtypus sukd- hervorgerufen haben. Offenbar hat das Urslavische Formen wie *fokti, *sosti ver mieden; solche Infinitivstūmme kommen nicht vor; wir begegnen entweder zweiten Stūmmen auf -a- oder volistufigen Formen wie ksl. sufi (zufallig im Aksl. nicht belegt), womit čisti (: čbto), cvisti (: cg) auf einer Linie stehen?). Merkwūrdig ist der Gegensatz zu den Verben mit vollstufigem Prėūsens, bei denen man die Flexion nesą - nest, mogę- mošti, Išzo- ėsti, klado - klasi, meto - męsti*) so stark als die normale empfunden hat, dass man bei den /e-Prūsentien zu einem Differenzierungsmitte! fiir den Infinitivstamm gegriffen hat, — wofūr der d-Stamm seine Dienste geleistet hat: s. u. Diese Abneigung gegen den zweisilbigen Infinitivus mit 3, » vermag ich nicht zu erklūrėn, aber sie ist dagewesen; ich mėūchte die Frage stelien (welche ich nicht beantworten kann), ob der Vollstufenvokai solcher Infinitive?) wie mrėti (: lit. mičti), v/ėšti (+ lit. vilkti)9) irgendwie mit derselben -Sprachtendenz zusammenhūngt. Diese Sache Iūsst sich nicht entscheiden, wenn man nicht zugleich den Gegensatz
1) Angesichts der merkwirdigen Gieichheit der Stammbildung fallt es mir schwer, diesen Gedanken unbedingt zu verwerfen. — Zum Prūsens išę s. Meillet M. S. L. XL 300 Fussnote.
2) R. Agu ist aksl. Ivžo gegenūber' wohl eine Neubildung.
3) Val. damit den Typus Msro: mrėti.
4) Vgl. auch rovę: Furi (*reu-0: *rey-1; Analogiebildungen: revo, revo, ruti; s. Meiliet M. S. L. XIV, 355) s/ovo: s/uti, pojo: pė, — wohl auch pėjo: piti, wenn aus *pą - d: *peį - HI entstanden. S. welter unten.
5) Bekanntlich beschrūnkt sich der Volistufenvokai auf den Infinitiv und das Supinum (v/šk- ist ausserdem Prūsensstamm), wūhrend die Participia Prūter. u-mbrb, n- Mio, obIbkti 06-Isklb Iauten; auch po -Čbtt, po -Četit. Die Infinttivstūmme auf -a- dehnten sich natūrlich auch auf die Partizipien aus.
9) Auch 44 u. dgl. kšnnen Volistufe haben, im Gegensatz zu lit. /76. S. unten
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mrėti, žrėti «verschlingen>: žrbri <opfern>, trbti mit in Betracht zieht; die serbokroatische Betonung (mrijėti: tžti) zeigt klar, dass der schwundstufige Infinitiv im Gegensatz zum volistufigen akutierte Intonation hat; damit ist aber noch nicht erklūrf, weshalb die Sprache akutiertes ir > r in dieser Kategorie besser geduldet hat als zirkumflektiertes. S. Meillet MSL. XIV, 200.
Der Typus kovati. Im Prūsens ist neben kovą, o-snovą die je-Formation kujo, o-snuję aufgekommen (s. Vondrūk Aksl. Gr.? 568). Zu sovati hat das Aksl. ein Prūsens sovaaio (Suprasl. 234, 12) gebildet; r. sujū ist eine dltere Form; s. Trautmann aaO. 300. Es ist merk- wiūrdig, dass zu zwei von diesen Verben aučh das Baltische Prūterita auf -4- hat, welche den slavischen Aoristen kova und sova genau entsprechen: lit. kūvo, hochlett. kova (s. Būga Izvėstija XVII, I, 27, Endzelin K.Z. XLI). 21 £., Lett. Gr. 77), Hit. šūvo (Juškevič Lit. slov. s.v. /-šdutii. Diese Formen sind wohl dūlter als die nach dem gewčhnlichen Typus gebildeten lit. k6vė, šėvė, und der Gedanke Jiegt nahe, dass der 4-Stamm im Prūteritum urbaltoslavisch oder sogar indogermanisch istt Das wūre sehr wahrscheinlich, wenn zweisilbige schwere Wurzeln anzunehmen sind, und bei diesen beidzn Zeitwėrtern ist das tatsdchlich mėglich: vgl. lat. cž-do, aks. ky-znb, ksl. kyi=lit. kūjis (s. auch Hirt aaO. 135) — und zu sovati av. spū- < šud- «werfen, schleudern> (die zweite Alternative bei Trautmann 300). In diesem Falle wūre der Vokalismus der ersten Silbe sowohl im Baltischen wie im Slavischen unurspringlich: es wūren Iit. *kuvo, *šuvo, slav. *kbva, *sbva zu erwarten, welche unter dem Einfluss der - Prūsensformen mit o (*kova-mi, *šov- mi? S. Meillet Le slave commun 2181) den 0- (balt. a-) Vokalismus angenommen haben kčnnten und zwar entweder in der baltoslavischen Periode oder spaūter in jedem der beiden Sprachzweige unabhčūngig voneinander. Ich mūchte darauf hinweisen, dass auf diese Weise die lterativbildung -snyvati (osnyvajęi Psalm 103,5 in Ps. Sin., Bonon, usw., osnyvajem? im zugehėrigen Konimnentar; s.auch Miklosich Lexicon palaeoslov. s.v.) eine einfache Deutung finden wiirrde; es wūre eine Form wie -zyvau, Iobyzati, lit. glūdori.
Genau so wie lit. kduju - kūvo- kduti Hektiert die Klasse von abgeleiteten Verben auf -auti: rėkauju - rėkavau -rėkauti usw.: hier hat woh! der Einfluss des Typus kavai - kavai? - kūvo gewirkt in einer Zeit, als derselbe noch weniger von dem Typus k6vė zurūckgedrūngt worden war. Und aurh das slavische Prūteritum s/ėdova, darova wird auf eine dhnliche Weise entstanden sein; der Infinitiv und das ganze Prūteritalsystiem schlossen sich dann spūter dem Prūteritum an, wie das auch sonst bei den Zeitwčrtern mit zweitem Stamme auf -a- geschehen ist). Der Einfluss der primūren Zeitwėrter dūrfte
1) Die Vorgeschichte der Vera auf -ujo: -ovatf ist nicht in alien Einzelheiten klar. Die von mir gegebene Erklūrung des zweiten Stammes auf -ova- stimmt nicht recht zu der sonst plausiblen Hypothese, dass dieser Verbulklasse Nominalstūmme auf dehnstufiges -€u-, -0U- zugrunde Hegen (s. Meiijet Etudes sur I'ėtymol. et Ie vocab. du vieux slave 147 ff., Le siave commun 188 f., Vondrūk Val. slav. Gr. 1? 718); denn -ova setzt vieilmehr einen Stamm auf -Šu- oder -Šu- voraus. Dasselbe gilt fūr das Litauische. Man kėnnte freilich vermuten, dass die Prūterita uuf lit. -avo, slav, -ova erst dann entstanden seien, nachdem im Prėsens und im Infin. ču, Šu durch Kūrzung
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dann weiter auch bei dem Aufkommen von cėlyva/i neben cėlovati gewirkt haben.
Sehr verbreitet ist das Suffix -a- bei den Verben mit -je- Prūsens, und hier ist die Vorgeschichte ziemlich durchsichtig. Deverbative und denominative Verba mit nur einem Verbalstamm fūr alle Formen (Typen: Ištati- Ištajo, byvati- byvaję, — dėlaii - dėlajo, umėti - umėją) lasse ich ausser Betracfit; uns interessieren ja bloss die zweistūmmigen Zeitwėrter, bei denen das a sich auf den Infinitivstamm beschrčnkt. Nun ergibt sich aus dem vorliegenden Materiale, dass zweite Stūmme auf -a- sich bei all denjenigen Zeitwėrtern entwickelt haben, bei denen dem Prūsensformans -je- ein Konsonant vorangeht; nur gibt es einige Stūmme aut Jr, n (klati: kol 9, mlėti: melo, brati: bor 0. žęfi: ž»n'ę), die keinen zweiten Stamm neben sich haben. Und auch bei vokalisch auslautenden Verbalstūmmen unterblieb die Ver- Ičdngerung: bi-ją: bi-ti, kry-ją: kry-ti, Ču-jo: Ču-li, sė-jp: sė-ti, zna-jL: zNa-ti. Freilich steht neben b/'uję der Infinitiv 6/ bvafi und es gibt noch ein paar Zeitwėrter dieses Typus (s. oben), aber hier liegt Ablaut vor, diese Flexion ist also als alt zu betrachten, und wenn auch viellieicht bei einem oder zwei Verben dieser Kategorie diese Zweistūmmigkeit auf analogischem Wege entwickelt sein sollte, so kann doch von einer Eliminierung des Typus čuję: ču/i, wie es bei den konsonantisch auslautenden Stūmmen der Fall gewesen ist, nicht die Rede sein. Und auch der Prozess, durch welchen zu sėją, dėję usw., taję, lają usw. lnfinitive wie sėjai, dėjati, tajati, lajati gebildet sind anstatt der ūlteren Formen sėri, dėti, *tati, *Jati, steht mit der Herausbildung des Typus mažą: mazati nicht auf einer Linie. Bei sėti: sėja/i usw. sehen wir in der historischen Periode den Analogieprozess noch wirken; einen gewissen Einfluss werden dabei solche Fūlle wie stati: stano — stajati: stajo, dali: dam» — dajati: dajo gehabt haben, wo von einer langvokalisch ausiautenden Wurzel zwei Zeitwėrter gebildet waren, welche man durch formantische Mittel von einander unterscheiden musste. Unter den je-Prūsentien mit einem Konso- nanten vor dem -je- gibt es ausser £0/9 usw. noch zwei WGrter, welche keinen zweiten Stamm auf -a- haben, aber diese Verba: xost? - xolčti, dovb!'o - dovėlėti sind keine gewčhnlichen je-Prūsentia: die 3. Pers. Piur. yeht ja auf -ę15 aus, gehčrt also zu der i-Klasse, und bekanntlich ist der Formauswechsel -i-: -8- vollstūndig regel- mūssig. Ursprūinglich waren diese Prėsentia wohi atheinatisch (s. Verf., Neophilologus VI, 116), und ich vermute, dass der zweite Štamm auf -ė- bei diesen Zeitwėrtern čilter ist als das je-Formans des Prūsens. Auf jeden Fall darf man x0s/7- xotę/t- xotėti und dovb/'2- dovblęto - dovblėti nicht als Ausnahmen von der Regel, dass zu Prū- sentia auf Kons. + je- Infinitivstūmme auf -a- gebildet worden sind, betrachten.
Wir haben also die Frage zu beantworten: woher kommt es, dass zu den -je-Prūsentia primūrer Zeitwėrter ausnahmslos zweite
ihrer ersten Komponenten zu ėu, Šu (mit Beibehaltung der akutierten Intonation) geworden waren (balt. rėkava, slav. darova zu rėkau-ti bezw. *darou-fi nach *kava: kauti bezw. kova: *kouti), aber Ieider kommt man ohne ziemlich komplizierte Hypo- thesen nicht aus. Und auffallig bleibt der Gegensatz darujo -darovali: čujo - čuti; s. unten,
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Stūmme auf -a- gehčren, ausser wenn vor -je- ein Vokal oder /, r, n') steht? Die Erklūrung dieses Tatbestandes dirfte darin zu suchen sein, dass sich im Slavischen gewisse feste Korrelationen zwischen Prūsenstypen einerseits, Infinitiviypen anderseits herausgebildet hatten und dass das feste Verhčiltnis nes-2; nes-li, bod-7: bos-ti, klad-0: klas-ti, Išz-9: Iės-ti, strėg-p: strėši das Bedūrfnis sčhuf, zu Prūsentien wie *čes-jų > češę, *maz-ją > mažą, *drėm-ją > drėmį 0, *vez-jp > *vęžų, *zyb-jp > zyblo andere Infinitivformen zu bilden als etwa *čes-!i, *maz-ti; und dass man gerade -a-fi wūhlte, das wurde- durch das bereits Vorhandensein dieses Formans bei gewissen Zeitwėrtern mit Prūsens auf -jĮ- gefėrdert; diese ūltesten Muster hat man am ehesten bei den ablautenden Zeitwėrtern zu suchen (s. oben), welche teilweise bereits. im Indogermanischen, teilweise jedenfalls in einer frūheren :Periode des Urslavischen einen Prūteritalstamm auf -d- (bezw. idg. -6-) hatten, welcher sich schon friihe auf den Infinitiv usw. aus- gedehnt hatte?). Įn einer jiingern Periode des Urslavischen, als das Sprachgefiihl eine bestimmte Korrelation zwischen Prūsens und Infinitiv erforderte, empfand man bereits den Infinitiv als den typischen Vertreter des zweiten Stammes; vgl. etwa dvignę: dvignoti, wūhrend der Aorist dvige, die Participia Prūteriti dvigo, dvig/o und dviženo noch lčūngere Zeit ohne Formans -19- fortbestanden. Es versteht sich aber, dass das Infinitivformans -ati, sobald es bei einem neuen Verbum auftrat, sofort auch Prūteritalformen usw. mit -a- ins Leben rief, denn das SprachgefiihI hatte sich gerade hier (und bei den Verben auf -ė/i) schon Iūngst daran gewėhnt die Prūterita und prūteritalen Partizipia zusammen mit Infinitiv und Supinum als eine zusammengehčrige Gruppe aufzufassen.
Dass diese Erklūrung des Typus mažę - mazari richtig ist, das beweisen diejenigen Zeitworter mit je-Prūsens, welche keinen zweiten Stamm auf -a- haben, denn diese Zzweiten Stūmme fehlen gerade bei denjenigen Verben, wo das Sprachgefiihl an dem kurzen Infinitiv- stamm keinen Anstoss nehmen konnte, weil ja zu Infinitiven auf -el-ti, -0l-ti, -or-ti, -bn-ti, Vokai >+- ti nie Prūsentia mit Stammformans -e- gehėrten: die dem Typus nesą - nesti entsprechende Flexion auf -e/-7: -e/-ti usw. bestand gar nicht“), und es lag daher kein Anlass vor, die Flexion *me/-ją: *mel-ti (mel 9: mlėti), *kol-jo: *kol-ti (kol 9: klati), *bor-jo: *bor-ti (boro: brati), *žbn-ją: *žbn-ti (žen'o: žeti), bi-jo: bi-ti aufzugeben. Etwas verwickeltere Verhaūltnisse als bei den andern Verben dieser Gruppe liegen bei denjenigen mit ->1- vor: hier sieht es bei einer oberflūchlichen Beobachtung aus, ols ob zu dem einen Infinitivtypus auf -ę/i zweierlei Prūsentia gehšren, einerseilts piNO, na-čbno, imo (*j-bmą), anderseits žen'o (*žen-ją). NWenn wir aber das Serbokroatische mit in Betracht ziehen, wo die urslavischen Intona-
1) Dass neben žbn'o: žęfi keine dhniichen Paradigmen mit m vorhanden sind, dirfte auf Zufall beruhen.
2) Ueber den Ursprung der /e-Prūsentia brauche ich jetzt nicht zu reden. Eintge sind wohl aus athematischen Prūsentien umgebildet worden. S. Meiflet MSL. XI, 309,
5) Prūsentia auf -er-ą kommen vor. die zugehėrigen Infinitive haben aber nicht -er-ti, sondern -bra-H (Typus bero: bsrai). Dagegen geh6ren zu Infinitiven mit -er- Prūsentia mit -br- (mbro: mrėti). Beide Paradigmen nebeneinander in č. deru- drditi: dru - drziti, č. žeru - žrdti: aksl. Žoro: žrėn.
tionsunterschiede noch vorliegen, so ergibt sich, dass žę/: Akutus hot (skr. Žėri), die andern aber Zirkumffexus (skr. Ą/ėti, pėti, nd-čėti, Simplex *čėti, aus urslavischen oxytoniertien Formen mit nach dem De Saussureschen Gesetze verschobenem Akzente)) Fir das ursla- vische Sprachgefūhl gehėren pę/i usw. und žęfi also nicht zu der- selben Kategorie; und in einer eitwas dltern Periode, bevor die Nasalvokale sich entwickelt hatten, dūrfte neben dem Intonations- unterschied auch ein Lautunterschied vorhanden gewesen sein; denn der Gegensatz mrėti (skr. mrijėti): frbfi (skr. tfti) lūsst die Vermutung autkommen, dass auch bei den Siūmmen auf Nasal die zirkum- fHektierten Infinitive Vollstufenvokalismus, die akutierten dagegen Reduktionsstufe gehabt haben, also: *pen-!fi: *žn-ti.
Von den vokalisch auslautenden Stūmmen erfordern haupt- sūchlich diejenigen auf / eine eingehendere Besprechung. In den meisten grammatischen Untersuchungen wird keine strenge Unter- scheidung gemacht zwischen zwei Kategorien von Verben, deren Flexion dennoch bei weitem nicht identisch ist, und zwar mūssen wir folgende zwei Typen unterscheiden:
I piti. II biti. Praūs. r. p»ėš, slov. piješ, čak. pijėš | Prūs. čak. slov. biješ, r. brėješ 2.3. Pers. Aor..aksl. pifo, skr. p/ | 2.3. Ps. Aor. aksl. bi, skr. 57
LPiz. čak. pil, pi/š, v. pild | Piz. čak. 67l, bi/a, x. bila Ptz. Prūt. Pass. aksl. pito | Ptz.Prūt. Pass. aksl. bbjemo, bijens.
In zwei Aufsčdtzen (Revue des ėt. sl. II, 37- 43 und in der Arbeit ūber den Aorist-Typus pifė, welche in den Indog. Forsch. erscheinen wird) glaube ich wahrscheinlich gemacht zu haben, dass die zweite Kategorie in alien Formen des ganzen Paradigmas einen Verbal- stamm auf akutiertes -/- hat, welcher im Prūsens das Tempusformans „je- annahm, wūhrend Typus I ein einfaches -eio- Prūsens haben dūrfie: *peį-0, *peį-e-si usw; weniger wahrscheinlich ist mir ein Prūsens mit Reduktionsstufe *pi/-6, -e-si: Und die ganze Flexion etklūrt sich m. E. am einfachsten, wenn vir fūr alle Formen einen Verbalstamm pei- (ebenso Jei-, vei-, gnei-) annehmen: die Formen mit / sind dann ohne weiteres klar und der Akut des Infinitivs dūrfte sekundūr sein!) ebenso wie etwa in pčti (r. pčto, nicht *pčii), dessen ė doch wohl denselben Ursprung haben wird wie die Lautgruppe -oj- des Prūsens poję?)) Aus diesen ErGrterungen ergibt sich, dass im Urslavischen einmal die Paradigmen von 6i-ję und p>»j-7 in allen Formen des Verbalsystemes voneinander abwichen; der Differen- zierungstrieb, welcher bei der Klasse von maz-ję keine Infinitive
5 Dabei hat neben dem Einfiuss des Typus biri derjenige der mehrsilbigen Verba gewirkt; das Urslav. hatte ja rAdi/6 (mit zirkumilektiertem A: rodin; s. Vert. Izvėstija XXIII, 1, 106 ff.
*) Die sfavischen Verhalinisse sprechen dafūr, dass pbjo b aus e hat und nicht. wie Endzelin Siav'ano- baltijskie et'udy 173, Bulachovskij Zschr. fūr slav. Philologie I, 24 I. giauben, dem baitischen Typus von lit. dial. vija, Iett. viju entspricht, Dic Verba Pok), rov) usw. haben ja auch volistufiges Prūsens. Fir den Nachweis, dass hete- tosyilabisches e; nicht zu b/ geworden ist, genigt die von Endzelin angefūhrte Portikal ef kaum.
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van dem Typus *maz-ti duldete, weil dieser Typus auch zu den e-Prūsentien gehėrte, konnte also bei bi-ją: bi-1i sich nicht geltend machen. Und auch bei kry-ją: kry-ti, sė-j0: Sč-1i, zna-ją: zna-ti waren die Vorbedingungen fir das Aufkommen eines zweiten Stammes ebensowenig vorhanden). Zwar finden wir im Russischen die Para- digmen piyvo: plytos, slyvo: slytb, aber dieselben gehen nicht auf die ursilavische Periode zurūck?). Zum Infinitiv dėti geh6ėrt ausser dėję ein Prūsens deždę, aber dieses ist eine isolierte Formation, welche als Anomalie empfunden wurde und auf die Dauer nicht mit dem normaleren dėjo konkurrieren konnte. Und neben znaję: znati, kają: *kati, lajo: *lati besass das Urslavische dams: dari, stano: stati; diese bildeten aber keine einheitliche Gruppe, welche eine Liguidierung des Typus znaję; znati herbeifiihren konnte. Wenn auf die Dauer kajati, lajati usw, an die Stelle von *kati, *Jati usw. traten, so wirkte dabei nicht der dissimilierende Einfluss von dati und srati, sondern der assimilierende von dajęą: dajati, stajęą: stajati.
Was schliesslich die WGrter mit u-Vokalismus betrifft, so stehen čuję čuti, obuję: obuti auf einer Linie mit bijo; biti: man beachte den Akutus von skr. čėjės, slv. čūješ („nowocyrkumfleksowa“), r. čilješ; čak. slov. obūješ („nowocyrk.“), r. obuješ, welcher in den ausser- prūsentischen Formen wiederkehrt (s. Revue des ėt. sl. III, 38 ff.), — wėdhrend aksl. p/uti. r'uti, sluti. truti, welche sich Iautlich zu den Prūsentien plovo, rovo (r'evę), slovo, trovo verhalten wie piti zu pbjo (< *pejų),. ebenso wie piti einen von alters her zirkumflektierten alten Kurzdiphthongen haben dūrften, so dass das zu biti und piti Bemerkte auch fūr die Typen ču/i und p/uti zutrifft: zu der Klasse auf -ujo: -ovati s. weiter oben.
5. Nachdem ich im Vorhergehenden den Ursprung und die Entwicklungsgeschichte des Fiexionstypus mazati: mažę besprochen habe, mčchte ich jetzt noch auf einige Folgen hinweisen, welche das Aufkommen dieses Typus fiūr die weiteren Schicksale des sla- vischen Verbalsystems gehabt hat. Zuerst erinnere ich an die Denominativa welche die -je-a-Flexion angenommen haben: glago/ 9- glagolati usw., — woraus sich der wichtige Platz, welchen diese Flexion in dem Sprachbewusstsein einnahm, klar ergibt. Weiter mache ich auf das Hineingreifen dieses Typus in das Gebiet der deverbativen, sogenannt iterativen Zeitwėrter aufmerksam,; so hat der Codex Suprasliensis widerholt das Prūsens naričę, wūhrend der
1 Zu urslav. kry-jo < *krū10 vgl. meine Bemerkungen Rocznik slaw. VIII, 191 £. Altes krū- nimmt neuerdings noch Pofivka Siavia II, 721 f. an.
Žž) Darūber sind wohl alle einig. Die Vorgeschichte dieser Paradigmen ist aber dunkel. Der russische Infinitiv ist ūlter als das Prėūsens; woher kommt aber der Infinitiv mit y? Leskiens Bemerkung Archiv V. 528: „das Nebeneinander von p/yti und p/ufi ist zu beurteilen wie das von *žvv/A/i und *ve/ktf“ vechnet zu wenig mit der Mėglichkett, dass das Urstavische den schwachstufigen Infinitiv dieser Verbai- klasse volistūndig aufgegeben haite (skr. vii wūre dann eine jūngere Analogie- bildung). Bei Sreznevskij finde ich p/yti und p/yvati nicht als Simplicia, wohl in der Komposition, z B, perep/yti, -vati. Ist -plyvati vielleicht wie aksl. osnyvati (s. oben) zu beurteilen? Sind vielleicht ap. p/yną. s4yną (s. Babiaczyk. Lexikon zur alipolnischen Bibel 1455 s. vv., Sionski Ps. putawski 374), ač. p/ynu (s. Gebauer Hist. MIuvn. II, 2, 249 f.) alte Formen? Vgl. Meillet MSL. XIV. 356 und auch 347, wo die aksl. Verba minoti, rinolė -vinoti, zinoti plinoti (*piū-) mit ai, krinūti verglichen werden.
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Evangelientext die regelmūssige lterativform naricajo hat; das Aufkommen von Infinitiven auf -a/i zu allen Prūsentia vom Typus mažo musste ja eine Verwirrung mit dem lterativum auf - ati herbeifiihren. Solange der Typus auf -ję: -afi nur bei a5lautenden Verben bestand, wurden die zwei Kategorien richtig auseinander gehalten: 1. stel'9 - stolati, 2. stilajo - stilati. Als aber solche Paradigmata wie vęžo - vęzati, mažo - mazati, mfčę - mfcati entstanden waren, fiel der Infinitiv dieser Duxativa mit demjenigen der zugehėrigen lterativa Jautlich zusammen und infolgedessen hatten die perfektiven und imperfektiven Komposita einen und denselben Infinitivstamm. Zwar dūrfte in vielen Fallen ein Akzentunterschied vorhanden gewesen sein, wie er jetzt noch in r. syp/u - sypalb, nasypl/ u- nasypalts (pet- fektiv): nasypdju - Rasypdto (imperfektiv) vorliegt (s. Vondrūk Val. Gr. I?, 254—256), aber wir wissen nicht, ob das bei alien Verben der Fall war, und auch wenn der Akzentunterschied allgemein war, so kann man doch den Iautlichen Zusammenfali der Infinitivstūmme als etwas Unbeguemes empfunden haben, und auf jeden Fali wird die relative Unklarheit solcher Infinitive wie pokazati bei der Ver- breitung neuer lterativiypen wie aksl. -kazovati, v. -kazyvalb eine grosse Rolle gespielt haben!) Die ersten Anfūnge einer solchen Ent- wicklung lassen sich bereits im Aksl. nachweisen; so steht die Form pokazovaaše Nupr. 489, 24 und stvęzyję Supr. 560, 5 f, aber im All- gemeinen findet man noch die alten Formen. Ganz richtig hat bereits Uljanov Značenie glagolbnyxb osnovb vb lit.-slav. jazykė I, 111 bemerkt, dass bisweilen Prūsentia auf -j<- ohne -a- als Simplicia vorkommen, wėūhrend von denselben Verbalwurzeln Prėūsentia auf -aūje- in der Komposition erscheinen, z. B. gašę: ugasaję, mrbčę: po- mrėcaję im Euchologium sinaiticum. Solche Wortpaare, welche funk- tionell etwa mit russ. s/af6: posylat6, Žit6: poživat6t auf einer Linie stehen. erklčren sich ous dem iterativen Charakter von -gasaje-, -mrbcaje- im Giegensatz zu gaše-, mrbče-. Andere Beispiele dieser Art (istęžo: istezajęi, -kaže-: -kazaje-, prėpojaše-: prėpojasaje-, sbvęže-: sveęzaje-, napiše-: napisaje-) erwčihnt Vondrūk Aksl. Gr.* 564, wobei er richtig bemerkt,. dass in der Zusammensetzung die Prūsentia auf -ūje- meist imperfektiv, diejenigen ohne -a- meist perfektiv sind. Das Materiai Hesse sich noch bedeutend vermehren; bei einer zufalligen Lektūre notierte Ich mir vor einigen Tagen in einem dem Bulgarenbischof Klemens zugeschriebenen Texte das Piz. pomazoję“)
1) Vieles ist unklar. Vondrūks Annahme einer Metatonie vidė/t: *vidati(> viddti), bėg-: bė gari (aaO. 255 £) dūrfie richtig sein, aber die Zusammensetzungen mit Betonung „bėgdii (r. -bšgdf, wohl auch č -b/hati) erschweren das Problem bedeutend. Hatte man zu kazdii- kažo - kūžeši ursprūnglich als Iterativum ein Simplex *kdzati und in den Kompositis -*kdzari > -kazdiiP Die von Trūvniček Studie o českėm vidu sioves- nėm 214 ff. beschriebenen Ouantitūtsverkčilinisse zelgen fūr das čechische Sprach- geblet ein solches Durcheinanderlaufen von Formen mit verschiedener Ouantitūt, dass man kaum die ursprūinglichen Verhūlinisse eruter:n kann. Die čechischen Onantitūten setzen bekanntlich ūliere Intonatlons- und Betenungsunterschiede fort, und also bestčitigen die čechischen Verhdltnisse meine Vermutung, da s im Altkirchen- slavischen die Betonung der perfektiven und imperfektiven Komposttex in gewissen Fallen Unklarheiten geschaffeu und das Aufkommen klarerer Formationen gef6rdert haben kann, Und dasselbe gilt fūr die anderen slavischen Sprachen.
2) Der serbisterie Text schreibt pomazaje. Tauta ir Žodis 6
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(Izvėstija VI, 3, 253, 1) in imperfektiver Bedeutung; ebenso im Euchol. pomazajęštiimo, -imb 5b 16/T; 2Ta 8/9 (: pomažęi6 perfektiv Mar- kus XVI, 1). — und die Evangelieniūbersetzung unterscheidet per- fektives obrėžofo L. II, 21 von imperfektivem obrėzaaie J. VII, 22. S. auch Miklosich Vgl. Gramm. II2, 119, Jagič Beitrūge zur slavischen Syntax 77 und Boehmes Bemerkungen zu -gyb/'0: -gybajo Die Actiones der Verba simplicia 28 f. “
6. Nicht immer werden von den Grammatikern die imperfektiven Zusammensetzungen, deren zweites Glied ein urslavisches Įterativum auf -ajo, -ati ist, und die durativen, in der Zusammensetzung per- - fektiven Verba geniigend auseinander gehalten; so mūssen z. B. die Formen osęža/e «tp lapioares (Marianus L. XXIV, 39), osęžo/fb «brilagTjoovo (Ps. sin. Ps. 113, 15), welche perfektiv sind, gewiss von den Ilterativ- bildungen ferne gehalten wurden, mit welchen Vondrdk aaO. 563 sie " zusammenbringt, und auch andere in demselben Abschnitte erwdhnte Worter dirften alte Prūsentia auf -j> und erst jūngere Infinitive auf -ati haben. Richtig sagt allerdings Vondrdūk, dass bei selten vor- kommenden Verben „das Verhdiltnis nicht verfolgt werden kann“. Jedentalis aber dūrfte es klar sein. dass das Durcheinanderlaufen der Verba auf -jo: -afi mit denen auf -ajo: -ati eine spūte Erscheinung ist, welche durch die grosse Anzabl der zu je-Prūsentien gebildeten zweiten Stūmme auf -a- hervorgerufen wurde. Viel dilter als dėr Typus mazaii: mažo ist die lterativklasse auf -ajo: ati. M. E. hat Rozwadowski Idg. Forsch. IV. 406—412 den vorslavischen Ursprung dieses Typus klar nachgewiesen. Es ist kein Zweifel mėglich, dass die slavischen lterativa auf -ati, -aj genau dieselbe Formation sind wie der Iettische lterativtypus mėtūju, -dt und der litauische Durativ- typus rymau, -olfi. Weil diese merkwūrdige dehnstufige Klasse auch in andern indogermanischen Sprachen wiederkehrt (lat. cėlūre, gr. Tr0ūv, nxėv; val. ausser Rozwadowski aaO. 411 auch Buck Amer. Journal of philology XVII, 463), mūssen die Anfange dieser Klasse bis in die indogermanische Periode zurūckreichen. Das Vorkommen von lterativen mit i, i der Wurzelsilbe im Litauischen und mit y, i im Slavischen sowohi bei Wurzeln mit altem u, i wie bei e-Wurzeln erklūrt sich aus - dem Vorhandensein von u und i als Reduktions- vokai zu 0. e gerade in diesen zwei Sprachzweigen; der dehnstufige Typus mit 6, € ist aus dem Indogermanischen ererbt, derjenige mit ū, I ist eine sehr „begreifliche Neubildung des Baltischen und Sia- vischen, und weil die Uebereinstimmung zwischen den beiden Sprachzweigen ūberraschend gross ist, darf man den Anfang dieser Neubildung wohl in die baltisch-slavische Periode verlegen. Meines Erachtens reden die sprachlichen Tatsachen eine so klare Sprache, dasš ich dem kurzen Aufsatze von Rozwadowski gegenūber die erneuerte Behandlung der dehnstufigen lterativa durch V. d. Osten- * Sacken Archiv XXXII, 321 —336 trotz der vielen schėnen Details als einen Riickschritt betrachten muss; in Vondrūks Val. slav. Gramm. I? gefūllt mir der Abschnitt ūiber Dehnung und Metatonie bei den lterativen (s. 254 —256) besser als der Passus, den der Verfasser im Kapitel iber die Wortbildung dieser selben Verbalkiasse widmet (s. 114 ——117); die Darsteliung ist hier nicht sehr deutlich und es wird
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zuviel Rūcksichi auf V. d. Osten-Sacken genommen. Endzelin Lett. Gramm. 632 f. akzeptiert Rozwaądowskis Meinung ohne Vorbehalt.
Im Siavischen hat die lterativbildung auf -ari sehr weit um sich gegriffen, was mit der Entwicklung des slavischen Aktionsartsystemes und dem Bedūrfnis an iterativen bezw. imperfektiven Verbalstūmmen zusammenhūngen dūrfie. Diese Formation hat sich auf alle Zeit- wėrter ausgedehni, welche keine lterative vom Typus nositi, Jaziti besassen,. m. a. W. beinahe auf alle Zeitwėrter, die existieren'!) Sommer Idg. Forsch. XI, 202—204 hat ganz richtig gesehėn, dass die Suffixe -vati und -jati ėinfach „rein lautliche Modifikationen von -ati“ sind, indem *6ū-ati, *bi-ati zu *būvati > byvati, bijati geworden sind, deren -vati, -jati dann auf davati, sčvaii, dajati usw. ibergegangen sind?) Dass -vati sich starker verbreitet hat als -jati, schreibt Sommer richtig dem viel gebrauchten Verbum byvati zu. In einer Kleinigkeit weiche ich von Sommer ab, indem ich glaube, dass *bū-ati, *bi-aii zundchst zu *būvaii, *bijati geworden sind (vgl- za- baveno usw.); dann wurden die Kūrzen durch Lūngen ersetzt, erstens unter dem direkten Einfluss von byti, bi/i, zweitens weil alle sonstigen terativa auf -a/i?) Iangen Wurzeivokal hatten. Auch der Typus klari ati, vraštati (: kloniti, vratiti) beruht auf Expansion des Formans -ati; wegen des Gegensatzes *5ij-ati: *klanj-ati (ohne -i-) vgl. die Piz, Prūt. bi-vo: *klonj-b (> kloūb) und die Formen der 1. Ps. Sg. bij-+: *klonj-o (> klonis).
7. Bei Arbeiten wie die obige, wo die slavische Sprachent- wicklung im Zusammenhang mit der baltischen untersucht wird, steht das vielerėrterte Problem von der baltisch-slavischen Einheitsperiode fortwdhrend tm Hintergrunde des Bewusstseins desjenigen, der eine solche Arbeit unternimmt. Ich glaube, dass diese meine Arbeit die Worte Meillets bestūtigt (Les dialectes indo-europėens 4): „IF suffit d'esaminer Je verbe pour apercevoir gue, de bonne heure, Ies deux dėveloppements ont ėtė indėpendants: en gros tout est pareil, c'est Ie mėme verbe d deux thėmes, Ia mėme structure d'ensemble; mais dans Je dėtail tout est distinct“. Indessen weiche ich darin von M. ab, dass ich gerade beim Verbum einige „innovations notables“ wahrzunehmen glaube, welche fiūr eine baltisch-slavische Einheits- periode sprechen: erstens die Verbalstūmme vom Typus lit. g/iidau, -oti, lett. šPūkūju, -df, aksl. -dyxajo, -ati; Nt. rymau, -oti, Iett. dirūju, =di, aksl. -dirajo, -ati, zweitens die grosse Ausdehnung der Praūteritai- stūmme auf -€- und -d-, Dieser zweite Prozess wūrde dann eine besonders grosse Bedeutung fir das „baltisch-slavische Problem“ haben. wenn diejenigen Recht haūtten, welche fir slavische Imper- fekta wie nesčax6 von mit Iit. nėšė vergleichbaren Prūteritalstimmen auf -ė ausgehen (vgl. aus der neuern Literatur Fortunatov Razbor: :sočinenija G. K. Uljanova 55 ff., Baudiš Idg. Forsch. XXIII, 139 ff., Hujer Listy filol. XLV, 118, Uvod do dėjin jazyka českėho? 64,
*) Vereinzelte Ausnahmen wie jem/'9: imari (z->mati) neben perfektivem imo: Įeiti sind wohl sehr alien Ursprunges. 2 S. auch Meiliet Etudes 52 ff. 3) Ausgenommen *(Ybma/i und vielleicht -merari (s. Boehme aaO. 17 £.) neben fi.
mėta, 6“
Ša is
Weingart Staroslov. časovūni 125 ff); dann wūrden wir fiūr jedes slavische Zeitwort ebenso wie fir jedes baltische einen Prūterital- stamm entweder auf -ė- oder -4- annehmen miissen; diese Stūmme wūrden im Slavischen nicht allen Pžūteritalformen zugrunde -liegen (vgl. Aoriste wie pado, rėxt, kryxw), trotzdem aber wirde das Vor- handensein solcher Stūmme auf -ė-, -a- bei allen Zeitwėrtern ein wichtiges Zeugnis. fiir die balt.-slavische Einheitsperiode ablegen. Leider darf dieser Ursprung des slavischen Imperfekts noch nicht als sicher gelten. Aber auch wenn wir die Imperfektformen ausser Betracht Iassen, glaube ich eine gemeinschaftliche baltisch-slavische Ausdehnung der Prateritalstūmme auf -d- (vielleicht auch derjenigen auf -ė-) vermuten zu dūrfen, (vgl. Falle wie lit. sūko: r. skai6 und die Typen lit. snigo, piko; aksl. pbsa, žbda), aber diese Vermutung ist nicht mehr als eine relativ wahrscheinliche Kypothese !).
Aus den Schwierigkeiten, welchen man auf Schritt und Tritt begegnet, wenn man seinen Glauben an die baltoslavische Periode zu begriinden und ein iberzeugendes Materiai zu sammeln versucht, ergibt sich, wie scharf Meillet gesehen hat, als er die baltoslavische Einheit Ieugnete, In meiner Arbeit „Die balt. und slav. Akzent- und Intonationssysteme glaube ich auf einige Erscheinungen hingewiesen zu haben, welche fūr die Einheitsperiode sprechen. Eins dieser Zeugnisse, dem ich selber einen grossen Wert beilegte, ergab sich aber als unrichtig, denn die Akkusative /ietų, Jytų, fūr welche ich auf Kurschats Autoritūt hin Zirkumflexus angenommen hatte, haben im Litauischen tatsūchlich einen Akut, wie mir kein geringerer Kenner der litauischen Sprache als Būga mitteilte; dadurch ergibt sich die Proportion Jištų: /ieti: slav. Ito (Supinum): /iti (Infinitiv) als unhaltbar. So muss der Forscher fortwūhrend frihere Meinungen revidieren. Aber dadurch soli man sich nicht von einem weitern Suchen nach der Wahrheit abhalten Iassen. Der Mann, dessen Andenken diese Arbeit gewidmet wird, hat uns durch sein Beispiel gezeigt, was ein unermūdlicher „wissenschaftlicher Enthusiasmus zu erreichen vermag.
Leiden, Mai 1995.
1) Ich erinnere In diesemn Zusammenhange an die oten Nr. 2 besprochene unregelmūssige Intonation (Zirkumflexus) der Prūteritalendungen -4(4 und -ė() sowohl im Slavischen wie im Baltischen.
Prot. F. Specht.
Zur Bedeutung des Nasalvokals bei Daukša.
Būgas Tod ist fūr die baltische Philologie ein unersetzlicher Verlust. Widrige Lebensumstūnde baben ihn lange gehindert, sich mit ganzer Seele seiner Wissenschaft zu widmen, und als endlich fūr ihn die Stunde ungezwungener Arbeit gekommen war. trat der heimtūckische Tod an ihn heran. Daher hat er von seinem Wissen nur einen verschwindenden Bruchteil seinen Mitforschern mitteilen konnen. | Wenn auch fūr ihn baltische Wort-und Stammesgeschichte weit in dem Vordergrund seiner Studien stand, so hat er doch auch die meisten Probleme baltischer Sprachwissenschaft oft im Voriber- gehen behandelt, manchmal auch nur kurz gestreift, und selbst wenn tr mit seinen Ansichten nicht ūberall Anklang fand, hat doch das von ihm zu diesem Zwecke gesammelte Material einen bleibenden Wert. Daher mag man entschuldigen, wenn ich hier in einem Bande, der dem Andenken des grossen Baltisten gewidmet ist, auf ein orthographisches Problem aus Daukša zuriickkomme, das wir beide unabhūngig von einander behandelten und dabei zu verschiedenen Ergebnissen kamen.
Eigentlich mag es ja eine Kiūhnheit sein, sich schon heute ūber gewisse Punkte von Daukšas Orthographie ein abschliessendes Urteil zu bilden, nachdem uns von der Postilie nicht einmal die Halfte gedruckt vorliegtt Aber seitdcm der 1. Teil der Postille im Neudruck erschien, sind 26 Jahre verstrichen. Wer will da warten, bis der Ietzte Teil gedruckt vorliegt? Ich mėchte daher auch hier noch einmal aussprechen, dass es eine Ehrenpflicht des litauischen Kuliusministeriums ist, das vorziglichste Denkmai altlitauischer Sprache mėglichst bald der Wissenschaft zugčinglich zu machen. Daukšas Katechismus, I) der in der Wiedergabe des Nasalvokals nicht ganz so genau ist wie die spūter erschienene Postille habe ich nur zuwcilen herangezogen. .
In einem Aufsaize, I. F. 42, 275 ff.habe ich in den Schreibungen mit Nasalvokal bei Daukša ūberall einen wirklichen Nasalvokal zu finden geglaubt und habe auch den Versuch gemacht ihn historisch zu erklūren. Wūhrend der Korrektur erhielt ich Būgas I. Hefr des litauischen Wėrterbuches. Hier hat Būga, S. 36> unter akis in dem nasalierten į des Nom. PI. ūkis eine Schreibung fūr langes I (=Y)
I Ich verweise dazu auf die ausfūhrliche Darsteliung des Nasalvokals im Katechismus durch Wolter, Vorrede zu Daukšas Katechismus S. LXXIV ff.
ba“
gesehen. Sein Materiai teile ich unten mit. Wer es im Zusammen- hange liest, wird zundchst wegen der Fūille der Beispiele geneigt sein, Būga zuzustimmen. lch glaube aber, dass Schreibungen, wie 31555 palinksminimai, 315,, palįksminimai, 282;; paliksminimo von vorn- herein nicht sehr zu Gunsten Būgas sprechen. Einen endgiltigen Entscheid kann aber nur eine Untersuchung bringen, die auch die Nasalvokale ą, ę, ų, mit einbezieht.
Ich beginne zunūdchst mit g. Ueberaus hūufig steht g im Inlaut fūr a- Nasa, z. B. 139, brggus (Acc.Pl.). Im Auslaut hat sicher nasa- liertes a bestanden im Acc. Sg. der 6 —und a — Stūmme. Ich habe auf S. 218 —368 der Postille die Beispiele durchgezūhlt. Das ergab Schreibungen mit ąim Ace. Sg. 2676 mal, mit a 117 mal. Von den Ietzten sind ausserdem 28 Fūlle zweifelhaft. Es kėnnten auch Instr. Sg. oder Nir. auf-a vorliegen, Auch jd- und €- Siūmme, wenn -ią -ia geschrieben, sind miteingerechnet. Die bestimmten Adjektiva habe ich besonders gezčhltt Bedenkt man, dass auch sonst, wenn auch ganz selten, a fūr ą geschrieben ist, wie 39, dagaus, 50; bragint 1345 daguieiis, 1844; brūgesnįs, 209, nukakinias, so wird man in allen den angefihrten Falfen mit a mangelhafte Schreibung fūr ą aner- kennen miissen. Eine willkommene Bestūtigung gibt dafir das Participium Praesentis, das gleichfalis ursprūnglichen Nasal hat. Im Sg. ist auf S. 218 - 368 wieder -ąs 49 mal, -as 2 mal geschrieben, im Pi. und Nr. -ą 22 mal, -a einmal. Dagegen fehlt der Nasaivo- kal in dem sicher auf Nasal ausgehenden Instr. Sg. der d- Stūmme. Dass er auch hier einmali vorhanden war, zeigt das bestimmte Adjektivum in Formen wie 365, kurigie, 268; givata dmžingie oder in dem hūufigen /adūng', iadgg', kadūng, kadįg, neben denen Schrei- bungen wie 40,, 83, Aaddg', 413, 633 taddg', ganz vereinzelt sind. Im Instr. Sg. ist also, weil er gestossen intoniert war, die Nasalie- rung in Daukšas Mundart bereits geschwunden gewesen. Gelegent- liche Schreibungen des Instrumentals mit -ą kann ich bei ihrer Iso- liertheit nur fūr Verschreibungen halten. Ich habe rund 10 Beispiele gezčhlt. Auch sonst steht mitunter ą fūlschlich fūr a. So im N. Sg. der d- Stūmme, wie 197,, vissg pivatą in 20 Fallen, im N. Są. der 6- Stūmme, wie 264,, Apūštaląs in T Fallen, im Ntr., wie 30,, parašitą in 13 Fallen, in der 3. Person auf -ą, wie 15,, pavirstą in 18 Fallen, beim Diphthong gi, wie 10, fassąi, 31,, kaipėg, 32; kaip, 5ls, tiekidi u. s. w., beim Diphthong gu, wie 280; suggutas, 1964, šgukia, 198,; dąugėus, 1985, igutėf 122, nguia, bei den Prūpositionen at-, wie ą/dio. 127; Grliepdamas, 2215, Gtakias, pa-, wie 53,, pąvartok, 53,4 padare, 85,0 pgrėdes, 131; pądarėi, 128,, pgdave, 129, pąsaulo, u. a., bei prą-, wie IT55 prą keikime, 139, prggaru, in Stammsilben, wie 13455 gotg, 19555 iždąve, 262,; grąžus u. a. Ich habe rund 60 Falle von den Bei- spielen von Diphthong gi gu gezūhlt, in denen 4 fūr a steht. Das konnen im Vergieich zu den zahllosen richtigen Schreibungen mit a nur Verschreibungen sein. Es bleiben dann nur noch Fūlie wo a vor n oder m steht, wie 9,, brūkąnai, 23,, nos, 4]> pūtekdąmas, 153, gnos, 23455 gngie, 266,; mgna, 209, u. s. w. ąnt, 234,, u. a. kančia guch 2074; gergnorio — 201, gerendri ist wohl verschrieben — scheint hierher zu gehėren, wėhrend in sdnariai, das bei Daukšc
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sowohl nach den jŠ- wie jž- Stūmmen flekticrt, der Nasal etymo- Jogisch berechtigt ist: Doch vgl. auch seltne Schreibungen, wie 24835 sanarių, oder 9,5, 1935. Alle die Schreibungen mit g vor m oder m werden phonetisch korrekt sein, tindem sie den vor Nasal sich hčufig entwickelnden Nasalvokai zur Darsteliung bringen wollen.
Wūhrend der Acc.PI. der d- Stūmme stets auf-as ohne Nasal ausgeht, hat das bestimmte Adjektivum bei Daukša stets nasaliertes 8565, vgl. 1805:536555 4 48; 82,5 85.55 11657 1175 16259 16453; 36:449550 7) 19155, 21., 20954 2543; 275, 325, (2 mal) 32Ta10, 30+ 38 328,5 3375 35630+ Nur 30,, savdses, und 364,, synkėsęs, ist a (e) fūr ą (ę) verschrieben. Acc. Pi. auf -osios kennt Daukša nicht. Im ūbrigen verweise ich. auf I. F. 42, 291.
Eine besondre Betrachtung verdient die Conjunktion nes, nesą insofern, als sie fūr die Orthographie Daukšas charakteristisch ist: Es findet sich nessą, nesą 213 mal neben 5 maligen nessa, wo also die Schreibungen ohne Nasal nur fehlerhaft sein kėnnen. Aber ausserdem gibt es noch 88 mal nes5ą, nesą neben verschriebenem 18; nęsa. Soviel geht jedenfalls daraus hervor, die 2. Silbe in nesą hat Nasal mit geschieifter Intonation gehabt. Es kanu sich also nur um einen erstarrten Acc. Sg. handeln. Freilich bieten altlit. Denk- mūler, die gleichfalls Nasalvokal schreiben ein ganz andres Bild. So hat Willent nach Bechtel LXIV 273 mal Bildungen mit -a und nur 3 mal -ą. Aus der Wolfenbiūtteler Postille fūhrt Gaigalai, Lit. Mitt. V, 46 1 mal nesa, 3 mal nesang und 52 mal nesanga an, in de- nen der Nasal dadurch, dass er in den Inflaut trat, erhalten blieb. Wenn auch nesang wie fadang aussieht, so konnen sich bei Daukša beide Bildungen morphologisch unmėglich decken, da es sonst dort immer nessą gegenūber tada Iautett Wohl aber kėnnte Willents nęsa zu Daukšas /ada stimmen, d. h. also, in nesą liegt bei Daukša erstarter Acc. Sg., in nęsa bei Willent erstarter Instr. Sg. vor. Doch vgl. auch Bechtel LI ff.
Neben der Iūngern Form steht nun 373 mal einsilbiges nes ge- genūber 145 maligem nęs. Wie der Nasalvokai € zu erklūren ist, wird sich unten ergeben. Hier soll nur die merkwūrdige Verteilung der Formen innerhalb der Postille zur Sprache kommen. Nėssą steht ausser 17,, 42,, 43,5 12055, wo es der Herausgeber zu beseitigen ver- sucht hai, nur zwischen S. 264,, bis 335,. Auch nęs kommt im 1. Teil der Postilie nur 6 mal vor. Es findet sich dann im 2. Teil bereits 233,, und verschwindet 328,. Nessą, das sonst iber die ganze Po- stilie verteilt ist, fehlt von S. 283: bis 338,, ganz. Ebenso gibt es zwischen S. 2713, bis 3383; kein nes. Man sieht also, dass die na- salierten Formen mit € nur fūr einen Teil der Postille gelten und hier fast vollstūndig die nasaliosen Bildungen verdrūngt haben. Ob diese merkwūrdige Verteijung auf Rechnung der Handschrift des Daukša zu setzen ist oder dem Drucker zur Last zu Iegen ist, ver- mag ich nicht zu sagen. An Daukša mėchte man eher denken bei
!) Fir prašdkusiąses schreibt Daukša sonst mit Vorliebe praiesšokuses, Formen. ūber die mich einmai mūndlich W. Schulze belehrt hat. Vgl. dariber Endzelin Siav- balt, Studien 131, dem ich aber nicht immer zustimmen kann und Būga Kalba ir se- hovė 28 f.. der dort das Material fast vofistūndig zusammengetragen hat.
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der Wiedergabe des offnen e Lautes. der im Katechismus und zu Anfang der Postille durch e mit iibergeschriebenem a ausgedrickt wird. Spūter ist diese Schreibung nur noch ganz vereinzelt. An ihre
Stelle tritt ein e Laut, der dem nasalen e sehr dhnlich siehtt Ganz
dhnlich ist die Verwendung von y. Es findet sich auf den ersten 100 Seiten der Postillė ausserordentlich -hūufig, nicht selten als 2. Komponent eines Diphthongs. Dann nimmt es langsam ab. Im zweiten Teile habe ich nur noch 4 Fūlle gezčhlt (229,; 334, 33655 34215). Dagegen wird die Kopula yra stets mit y geschrieben, ausser 14,, 61; įra, Wlss įr, 19,5 355 ird. Das bedeutet gegeniiber den zahllosen Beispielen mit y nichts: Auch sonst kann man die Beobachtung machen, dass sich Verschreibungen in dem selben Worte oft hinter-
“ einander finden. Wetter unten werde ich verschiedene Falle dafiir
anfūhren.
Fasse ich also die Ergebnisse, die sich bei dem Nasalvokal ą gefunden haben, noch einmai kurz zusammen, so steht - ausiau- tend regelmūssig bei geschleift intonierter nasaler Endung. Ge- stossen betonte nasalierte Endung hat den Nasal verloren, abge- sehen, wenn die Silbe nicht nachtrūglich in den Inlaut getreten ist. Schreibung von a fiūr g ist selten und beruht nur auf Versehen, ebenso Schreibung von 4 fiūr a. Vor Nasalen ist fūr a zuweilen auch ą geschrieben.!) Auch fir a > Nasa/ ist ą nicht selten. Dogegen steht im Auslaut nie a (e, i, u) + Nasal fūr -ą,-ę,-į,-ų.
Im Grunde muss man fūr den Nasalvokal €£ genau die glei- chen Entsprechungen verlangen. Ės kommt aber hinzu, dass Dauk- ša fūr den offnen e Laut oft einen Laut schreibt, der dem nasalier- ten € sehr Ghnlich steht. So sind geradė hier Verwechslungen von ę und e und umgekehrt hūufiger, wenn sie auch im Verhėiltnis zu den richtigen Schreibungen nach sehr selten sind. Ich beginne auch hier wieder mit der Schreibung ę fir e-+ Nasal im Inlaut wie 138; siėgtis. Im Acc. Sg. der € Stūmme stehen sich auf S. 218—368 236 Falle mit €ę und 28 mit e gegenūber. Das Participium hat auf der gleichen Seitenzah! 159 mal -ęs und 15 mal -es, fūr den Piurai und das Neutrum 116 mal -€ und 8 mal -e. Man wird wohl ūberali die Schretbungen ohne Nasal fūr Versehen halten missen. Dage- gen hat der Acc. Sg. des ungeschlechtigen Promens 130 mal -e und nur 9 mal >. Vgl. zu den ganz ūhnlichen Verhdltnissen in der Wolfenbūttler Postille Gaigalat, Lit. Mit V. 43 und fir Willent, Bechteli LH). Dieser Gegensatz ist nicht weiter verwunderlich, da das Pronomen im Acc. Sg. vielfach enclitisch gebraucht ist Die moderne litauische Orthographte trūgtdem Rechnung, als sie den Acc. Sg. des Pronomens personale ohne Nasal schreibt. Ob in den 9 Faūllen mit -€ Verschreibungen zu sehen sind oder wirklich stark betonte Akkusative, Iūsst sich nicht sicher entscheiden. Im Princip ist beides mėoglich. Auslautėndes -ę im Instr. Są. der ė Stūmme findet sich in 9 Fallen. Dass es sich hier nur wieder um Verschreibungen handeln kann, zeigen diejenigen Flexionstormen mit falschem -ę. wo nie Nasal gestanden hat. So hat der N. Sg.
) Vgl. auch Gaigalai, Lit. Mitt. 5, 32.
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der 6 Siūmme ę in 18 Fallen, der Gen. Sg. der -ė-Stūmme abgese- hen vom ungeschlechtigen Pronomen, in 7 Fallen. Der N. Pi. der ė- Stūmme in 4 Fallen, der Acc. PI. der -€-Stūmme in 11 Falien, der Vokativ der -6 Stūmme in 2 Fallen, die 3. Person Praeteriti auf -ė in 27 Fallen, die 1. Plur. auf me in 23 Fallen. Eine Schreibung wie 1564, mėkikimęs, 2185 būkimęg beweist nichts gegeniber Schreibun- gen wie 8755 puldinėkįmeg' und hčiufigem reflexiven -mes. Ge- Iegentlich ist wieder zu beachten, dass mitunter — vielieicht aus Mangel im Seizerkasten-— forilaufend -ę fūr e geschrieben steht. So findet sich auf S. 139, >, versehentlich 11 mal falsches ęfūr e. Das ist auf so engem Raum etwas ganz Absonderliches.
Die 2. Piuralis auf -/6 hat 6 mal die falsche Schreibung -/ę. Der Lok. Sg. und PI. hat wahrscheinlich ūberalt Nasalvokal. Aber da der Auslaut gestossen intoniert war, so ist der Nasa! nur geblieben, wenn er nachtrūglich in den Inlaut getreten war. So wird fiir den Plurai der auslautende Nasal wahrscheinlich gemacht durch die Lokative wie viresniuosigmp oder Židuosiąmp', wovon ich 64 Beispiele zčihle, oder durch die bestimmten Adjektiva wie 252, švėluosčiuose. Im Lok. Sg. wird urspringliche nasale Endung durch die bestimmten Adjektiva, wie 61; pirmamgiime gesicheri. Dazu kommen noch eine Reihe merkwūrdiger Adjektivbildungen, die bei Daukša nicht selten sind. Sie sind sčmtlich von Lokativen geF*'Aet, aber nur von solchen WGrtern, die eine Oertlichkeit, seltener ne Zeit bezeichnen. Es sind dangujėjis „himmlisch“ (194554 225 36, 38, 39,4 46,5 4704 495 5Toų 594; Gl, Glos 687 T9mo,as 97, 99,, 1005 1074, 123,5 125550 1275g,52 129,4 13155 134544 13534 13954 141,4 144,, 16855 172,5 180,.55 194,5 1954, 19744 204,, 224, 228, 233,4 238, 249,; 250, 266,4 270; 27254.44 274,5 2943; 2954, 298,, 299. 30315 304,1.25 312, 314, 318, 319,; 328, 3335, 33415 34854 und aus dem Katechismus 26, 29,, 53,5), Žemėjejis, !) „irdisch“ (12,, 79,5 83,5 aus dem Kat. 17;) pek/ojęjis „in der Hėlle“ (79,,), viršujęjis „oben“ (27744 3280), viduryjęjis „in der Mitte befindlich“ (1514 165, 317,, aus dem Kat. 39,;53 anders 5054), artyjęjis „nahe“, (12345) naktyjęjis, „in der Nacht“ (357,,), dienojęjis, „am Tage“ (357:,) und aus Kat. 3,, paskujęjis Flektiert wird nur das Pronomen, das dem Lokativ folgt. Also N. Sg. m. dangujęjis G. Sa. m. dangujęjo, Acc. Sg. m. dangujejį. Da das Pronamen urspringlich +ganz selbstėūndig war, so konnte der Nom. PI. m. dangujęjie (59,;) Iauten. Im alilgemeinen wurde aber dangujejis fir das litauische Sprachgefūhl als ein bestimmtes Adjektiv empfunden, und so flektierte man auch demgemūss den N. Pi. m. dangujęji (22,) und den Instr. Sg. m. dangujęju (304,,). Das hat nun aber weiter zur Folge gehabt, dass man nach gerasis gčrojo auch dangujęsis neu bildete. Vgl. das Materiai bei Leskien, Nom. 340 f., der aber die Ursprūnglichkeit des Nasals mit Unrecht Ieugnet. Joh. Schmidt K. Z. 27, 393 und Bechtel, Willent LXXIV haben darin ein altes Participium zu esmi sehen wollen. Sicher mit Unrecht, wie schon Leskien a.a. O.341 hervorgehoben hat. Zu der Umbildung von dangujęjis zu dangujęsis verweise ich noch auf Lit. Mund. II, 181 ff.
') Hūufig steht dafūr schon Žėmiškas, am schūnsten 328, und 12744 im Gegen- satz zu dangujėiis. ,
> «
und auf die Fiexion des bestimmten Adjektivs in dzukischen Liedern aus Tauta ir Žodis II, wo Ieider nur immer der Acc. PI. fem. belegt ist, und zwar in folgenden Formen: 264, 351 margasias, 281 mėlina- sias, 382 valniąsias, 390 ratasias, 415 juodasias neben den gleichbe- deutenden 327, žaliajas, tamsiajas, 378 giliąjas, 383 valniąjas, 391 žaliąjas
In dem Bestreben, die Nebensūize der idg. Grundsprache mėglichst abzusprechen, hat man neuerdings šfter die urspringliche relativische Bedeutung des idg. *jos trotz der Uebereinstimmung zwischen Altindisch, Griechisch und Phrygisch zu Ieugnen gesucht, und hat sich dabei auf das baltisch-slavische berufen, wo angeblich von der relativischen Kraft nichts mehr zn spūren ist Brugmann, Girundriss 1,2 2, 1, 347 nimmt einen vermittelnden Standpunkt ein. Einmal' schliesst er sich der Ansicht Delbrūcks an, der ein altbulg. vino novoje schlagend als der Wein, welcher neu ist, gedeutet hat. )) Anderseits glaubt er doch, dass die relativische Bedeutung erst eine jūngere Entwicklung sei. Wer etwa Stellen, wie D. P. 99,, de/ .. Jaupses tėvo sdvo dąguigio und 99,4 vūlą Tėvo mdno, kursdi yra dąguie gegeniiberstellt, kann ūber die relativische Bedeutung des jis in dangujęjis nicht im Zweifel sein. Ich verweise auch noch auf 170; aniė kuriė šikšti fūr šykštieji.
Aus alfen diesen Adjektivbildungen wird wahrscheinlich, dass jedenfalls bei Daukša der Lokativ ursprūnglich auf gestossen into- nierten Nasal ausging. Wenn sich ausserhalb dieser Formen im Plu- rai der Nasalvokal -£ 4 mal, im Singular 15 mal geschrieben fin- det, so kann das nur wieder falsche Schreibung sein. Umgekehrt herrscht auch in Bildungen wie dangujęjis an 8 Stellen Schreibung des Lokativs mit -e, wobei ich vom Katechismus; der hier stets e hat, ganz absehe. Auch der Lok. Sg des bestimmten Adjektivs hat an 4 Štellen-e fir -ę, wie 259, tikramėiime. Vūlschlich steht ę fūr e ferner im N. Pl. auf-ie, wie 238,, kurie (vgl. noch 47,„ 84, 296,5). Ausserhalb der Endungen findet sich ę fūr e an etwa 200 Stelien. Das ist scheinbar recht oft, bedeutet aber bei der Fiilhe des Mate- rials und der Ieichten Verwechslung zwischen nasalem und offnem * e nicht eben viel. |
Dagegen ist nasales 2 in der Ordnung im Gen. Sg. des Pro- nomen personale. Ich habe 111 mal -ęs gegenūber 8 maligem -es ge- zūhlt. Der Nasal in aurė (184, 202,, 3514) ist wie /ę — fėn zu beurtei- Jen, vgl. aurenai wie tenai. Fraglich bleibt es mir, ob man in dem 4 maligen męs (36; 87,5 333,0) gegeniber 231 maligem mes den Na- sa! anerkennen oder nur mit Verschreibung rechnen soli. Ich neige mehr zur Ietzten Annahme, obwohl sich męs anderswo findet, vgl. J. F. 42, 299,
Das Materiai ūber den Nasalvokai €ę in nęssą, nęs habe ich schon oben S. 3 gegeben. Im allgemeinen iberwog nasalloses e stark. Bei Willent ist das Verhūltnis gerade umgekehrt. Nach Bechtel LXIV stehen im Encheiridion 31ę 10e, in der Postille 2486 8e gegenūber. In der. Wolfenbūtteler Postilie herrscht nach Gaigalat a. a. O. 35,46
1 Val. auch noch Hermann, Ueber die Entwickiung der litauischen Kon- Junktionalsčtze 90 und Griechische Forschungen I. I, 243 ff,
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536 mal e und nur 2 mal €. Ich glaube, dass es sich bei dem ę in nėsą um sekundūre Nasalierung handelt, die bei vorhergehendem A vor allem in Žemaitischen Mundarten eintritt, vgl. 1. F. 42, 297.
Auch Schreibung von € vor Nasal findet sich wie bei ą, z. B. oft in tenai, 22; žemę, 100, vėndęnio u. a.
Schliesslich ist auch fūr ę oder e4- Nasa/ gelegentlich fūlschlich nur e (meist offnes e) geschrieben, z. B. bedrumas fūr będrumas an 6 Stellen, žeklas und Ableitungen fiir žęktas an 9 Stelien, kest“ fiir kęst' an 2 Stellen, šveias und Ableituingen fūr švę/as an 3 Stellenu. a.
Fasse ich fūr den Nasallaut ę das Ergebnis zusammen, so deckt es sich mit dem Gebrauch von ą, also -€ im Auslaut bei geschleifter Intonation, tm Inlaut fir ę, e+Nasal und mitunter vor Nasalen. Nur *nden sich bei der Ieichten Verwechslung zwischen nasaliertem € und offnem e Verschreibungen weit hūufiger als bei ą.
„Wenn ich nun zu den beiden Ietzten Nasalvokalen ųy und į ūbergehe, so ist hier von vornherein mit grėsseren Schwierigkeiten zu rechnen, ols y und į dem polnischen Afphabet fremd sind und erst von Daukša fūr seine Zwecke erfunden worden sind. Fūr die Setzer, die in Wilna sicher alle auch polnische Texte setzten, waren es im Grunde unbekannte Laute. Auch wenn die Setzer einen Ost- litauischen Dialekt sprachen, werden sie nicht vtel mit den Lauten haben anfangen kėnnen. Ich beginne nu zundchst mit der Betrach- tung des nasalen y.
Im Grunde haben wir wieder das gleiche Ergebnis wie bei ą ud € Fūr y gleich u4-Nasa/ sei 2931» sįkesnę angefūhrti. Auf S. 218—368 zeigt der Gen. Pliur, abgesehen vom Pronomen personale und den bestimmten Adjektiven 1435 mal y und 152 mal u. Noch gūnstiger ist das Verhčltnis bei den einsilbigen fy, jų, wo 224 ų nur 3 1 gegenūberstehen. Im Acc. Sg. der u- Stūmme findet sich 281 mal -ų neben 52 maligem u, im Optativ und Supinum 585 mal į und 64 mal u. Im ganzen ist das Verhdltnis etwas ungiinstiger fūr y als filr g und ę. Beim bestimmten Adjektiv hat der Gen. Plur. 73 mal -uių (ujų) 5 mai uu, $ mal yiu und 35 mal yiy. Fir das Pronomen personale habe ich den Gen. Plur. fir die ganze Postille durchgezčihlt. Es sind etwa 853 Beispiele mit y und nur 63 mit u. Eine besondre Behandlung von mūsų und jūsų ldsst sich also nicht erkennen. Vor Jahren machte mich nėdmlich einmal W. Schulze darauf aufmerksam, dass im Neuen Testament von 1701 der Gen. Pliur. von mūsų und jūsų im Gegen- satz zu den sonstigen Gen. Plur. zumeist ohne Nasal geschrieben ist. Das kann nur auf dem proklitischen Gebrauch dieser Pronomina beruhen. Bei Daukša ist eher ein Ueberwiegen von -1 beim unge- schiechtigen Pronomen festzustelien. lch neige zu der Ansicht, auch bei -1 fūr y nur Verschreibung zu erblicken. Wenn bei Einsilbiern -ų Conseguenter geschrieben wird, so mag das mit der Aussprache zusammenhčingen. Jedenfalls kann sonst -y und-u im Gen. Pl. nicht nach der Betonung geschieden werden. Es findet sich sowohl -ų unbetont als auch -u betont.
Stūrker verschiebt sich das Verhdltnis zwischen y und u im Nom. Piur. der u- Siūmme (val. J. F. 42, 289 £.). Zwar das einsilbige jūs findet sich in der ganzen Postille 71 mai gegeniber einmaligem
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jus. Bei den Substantiven erscheint -ųs 38 mal, -us 25 mal, bei den Adjektiven -ys 38 mal. -us 22 mal. Wenn auch unter den -us Schreib- fehler fūr -ys mit stecken mėgen, so hūlt es doch schwer daran zu glauben, dass alle -us zu ys zu korrigieren seien. Man wird Fir Daukša -us neben -ys in geringem Umfang anerkennen miissen.
Falschlich -4 fr -u findet sich nicht selten beim Instr. Sg. der 6- Stūmme. Ich habe 135 Falle, gezčūhit. Im Acc. Piur. steht -ųys 24 mal fūr -us!), im N. Sg. 9 mal, im Dat. Plur. -mys 5 mal, im Nom. Dualis -> 3 mal, im Ntr. Są. der u- Stūmme 3 mal, in der J. Person Sg. 34 mal. Is hėchsten Grade auffūllig bleibt das hčufige -y im Instr. Sg. Etymologisch ist hier Nasal ganz unberechtigt. Ausserdem hūtte er bei der gestossenen Intonation, wenn er wirklich vorhanden gewesen wūre, nicht erhalten bleiben kėnnen. Vielleicht kommen die -1 auf Rechnung eines Setzers, der aus seiner Mundart ausiau- tende nasale Vokale ūberhaupt nicht mehr kannte und daher das ihm auch sonst in seinem Setzerkasten unbekannte -y dort verwandte, wo einfaches u am Plaize war. Ich verweise beispielsweise auf 920.,5, wo auf knapp einer Zeilfe 6 verkehrte -y hintereinander folgen. Auch die Prėposition su findet sich fėilschlich 2 mal mit -1 geschrieben.
Eine besondre Betrachtung verdient die Partikel nu, die 131 mai als ny und nur 28 mal als nu, 8 mal als nugi erscheint. Ės geht nicht an, etwa in ny, nu den Reflex des griechischen 5», v0(») sehen zu wollen. Dagegen spricht schon, dass sich in sekundūrem Inlaut, wie in nugi, wo ja sonst auslautender Nasail am besten bewahrt bleibt keine Spur eines nasalierten į mehr findet. Dann aber sind nų und nu syntaktisch vėllig gieich gebreucht. Zur Einleitung eines Satzes, auch dės Nachsaizes bedient man sich der Partikel nų sehr selten. Es sind 142,, nų būsiu Jįksmas, 143; Nų iau dabėkimes, 110, Nų pažinomė, 266,, Nų tad, 3344, Nų iau vel, 3585, nų dabar, 36144 nų 6/getaip... €lgetauie. Einmal findet sich auch nu: 164,; Širdi nų metas ižgdnimo. Šitdi na metas mėilingas Diėvui. Nū mėtas aifaidimo paku- tavčiatiemus. Ueblich ist sonst dafiūr nug, nugi (14,4 18, 49, 2954 297, 303554 346,4 3535>, aus Kat. 20,5), das nur an 1. Stelle steht.: Zu allermeist findet sich ny und nu an 2. oder noch spūtrer Satzstelie. Von der idg. Stellungsregel solcher Enclitica, wie sie Wackernagel I. F. 1, 333 ffa, 375 f. behandelt hat, zeigt das Litauische kaum noch eine Spur. Wo sie sich noch findet, wie 2054, kuriuosmi davei oder etwas anders geartet 1264 prafebrėkstant oder 1434 fegidūrai handelt es sich um weitergeschleppte Altertūimlichkeiten?). Am Iūngsten noch geblieben bis in unsere Zeit ist die Stellung von si beim compo-
1) Einmai auch im bestimmten Adjektiv 1243, prigimiysius, das wieder nur ver- schrieben sein wird, neben sonstigem -uosiuss Oder ist -ysius, wie oft bei Daukša, Žemaitismus ? | '
*) Am besten haben idg. Stellung von Wūrternywie mf noch bewahrt die Gies- mės, dte sich S. 233 H. im Neudruck der reformiertėn Summa finden, Mitau 1863. Ob sie schon Im alten Druck stehen, weiss ich nicht. (Ich hebe einige Stellen daraus hervor: 2341; apmišviesk, 235,4 išmivalnino, 2355 aimistojų, 23655 numltranka, 2375, kuts- ml, užpuola, 2315, komide/ nor šalin atmesti, 2415, nes Išmiklausa, 24l44 apmisriaube, 244, šimymi piktieji stogą daro, dušią Išmi to swieta varo 244., tea minuryašo takus tavo, 254, ir Ti garbint žinam u. a. Dass man die Steilen aber schr mit Vorsicht behandeln muss, Iehrt unter anderm 243, išmitrauk' maRę iš sunklbes.
nierten Verbum, wie prasidėti. Ich halte es fiūr nicht ausgeschlossen, dass nu mehrfach fir ny verschrieben ist. Wie ny zu erklūren ist, lūsst sich schwer sagen. Da neben ny Iit. nūnai liegt, so mag das 2 nin nūnai zuc Erhaltung des nasalierten y in ny beigetragen paben. Auch das anlautende n in ny wird wie bei nęsa mitgewirkt aben.
Ueber das 1. nasalierte į in Jįsų und mįsų habe ich I. F. 42, 291 f. gehandelt. Dass beide verschieden zu erklūren sind, Iehrt wieder deutlich die Statistik. Formen wie mysų, mysump u. S. W. finden sich 63 mal gegeniiber 789 maligem mūsų Uu. s. w., wūhrend 62 ūįsų, iysump u. s. w. 93 iisų Uu. s. w. gegenūberstehen!).
An Schreibungen von y fiir u in Nichtendsilben habe ich etwas ūber 100 Beispiele gezūhlt. Der Hauptteil entfallt auf Formen wie tyri, byvo, kyris und Verbalkomposita mit sy und ny, wo ų selbst- verstūndlich nur fūr u verschrieben sein kann. Umgekehrt, wenn auch viel seltner, steht u fūr y oder un, z. B. sukus und Ableitungen fūr siįkus (T6s; 216; 219,, 226,;) oder 10; iūgą, 222,, paiūkęs und oft siustas neben siųstas und siuntė.
Schreibung von Nasalvokali vor Nasal ist auch bei y hūufig, z B. synūs (43; 20,6 595; 6315 90, 92,5 239, 26552 27256 284, 320.5), bei kinas und Ableitungen (52,4 575 60; 55 89,5 10155 1045 2415), bei Ablei- iungen auf “Unas (125 24; 48, 565 60,9 20 65, 162; 140,5 194,, 206,9 kri 2i54 283,> 2993, 294, u. a.) Auch den Nasalvokai in 27455 nymirt kann man so deuten.
Eine Zusammenfassung iber den Gebrauch von y ergibt das gleiche Resultat wie bei ą und ę: ų ist Nasalvokal im Auslaut bei geschleift intonierter Silbe und steht im Inlaut fūr nasaliertes y oder u“Nasal. Ebenso wird y vor Nasalen gebraucht. Da 4 im polnischen Alphabet nicht vorkam, hat es Gfter der Setzer fūr -u verwandt, be- sonders im Instr. Są. der 6- Stūmme.
So lūsst sich denn auch fir į im Voraus kaum etwas andres als Nasalvokal vermuten. Auf S. 2)8—368 findet sich im Ącc. Sg. der i- Siūmme 323 mal i gegenūber 144 maligem /, beim einsilbigen Pro- nomen stehen sich im Acc. Sg. 211 į und 45 i gegeniūber. Das Parti- cipium hat 17 mal -įs und 6 mal is, doch sind von den Ietzten 3 Fūlle zweifelliaft, 3 mal -į und 2 mal -i. Das Verhūitnis von -į zu -i ist bei weitem ungiinstiger ais von y zu u. Da sowohl y wie į dem polnischen Setzerkasten fremd sind, so muss die verschiedene Be- handlung einen andern Grund haben. Denn es geht unmėglich an, in der Schreibung auf -į ūberal! Versehen anzunehmen. Ich sehe keine andre Mėglichkeit der Erklūrung als die Annahme, dass sich nasaliertes į lūnger und besser erhalien hat als nasaliertes į und dass į in Daukšas Mundart fast die Nasalitūt im Auslaut eingebūsst hat. Die Entwicklung im Gotischen sunu gegenūber gas ist Ghnlich,
') Mir ist oben I. F. 42, 292 bet den Zėūhlungen von mųysy Insofern ein Fehler unterlaufen als ich Korrekturen Wolters fūr alt gehalten habe. An der Tatsache ūndert das aber nichts. Auch tyšuosius, das ich oben 287 aus Daukšus Postilie 3657 anfūhrie ist Woltersche Korrektur. Doch steht 1yšas Kat. 43,7. Im Original steht ferner noch CE Būga, Draugija 1909 Heft 26, S. 158 492, 1ąšus (Acc. PI) und 4923, kiša (G.-PI).
B
wenn sie sich auch nicht vollkommen deckt. Die Wolfenbiitteler Po- stille zeigt alflerdings nach den Darstellungen Gaigaiats a. a. O. 39 kaum einen nennenswerten Unterschied zwischen der Schreibung des Acc. Sg. der /- und u- Stūmme.
Nasaliertes į findet sich ausserdem im N. PI. der i- Stūmme, „und zwar stehen 114 įs etwa 99 -is gegenūber, wūhrend der Kate- chismus nur die Endung -is (-ys) kennt. Auch das einsilbige trįs mit 33 Beispielen gegeniber 12 maligem /ris steht wieder ungin- stiger als jųs zu Jus. Nicht mit eingerechnet ist der Nom. PI. patis mit 66 Beispielen gegeniiber 28 maligem PelS und das 26 malige anįs gegeniber 24 maligem anis.
Selten findet sich fūlschlich auch in den Endungen į fūr i. So 5 mal im Dat. Są. der /- Stūmme wie Viešpati, im Acc. Pl. der /- Stūmme 6 mal avįs, einmal rrįs, 3 mal im Instr. PI. auf -mįs, einmal im Instr. Sg. auf -mį, 5 mal im N. PI. m. der pronominalen Endung -£. 3 mal in der 2. Person Sg. auf -į, 6 mal!) in der 3. Person auf -į, 3 mal im N. Sg. f. des bestimmten Adjektivums, einmal in fiesaį und 2 mal in paskuj. Alle diese Beispiele sind im ganzen so vereinzelt, dass man sie nur wieder als Verschreibungen werten kann.
Viet hūufiger ist nun falsche Schreibung von i fūr į oder i +-Nasa/. Die Prūposition in ist zumeist į geschrieben, vor + und d steht fast ausnahmslos in z. B. intikčti, indėti u. a., das sich aber gelegeni- lich auch vor Nichtdentalen findet, vor Labialen erscheint mitunter auch im, wie impiduti. Aber auch i ist vorhanden, namentlich bei ieiti neben įeiti. Dass die Aussprache von ieiti und įeiti verschieden war, halte ich fūr ganz ausgeschlossen. Das erweisst die Schreibung f fūir į und in vor Nichtzischlauten. So findet sich vielfach von Jiūk- smas und Ableitungen die Schreibung Jiksmas (z. B. 2705; 2820 21 51 283. 5555 284... 2855, 30355 306; u. a.) neben Jįksmas (28245 33 283;:5511514116528 u. v. a.) oder Jinksmas, lįksmas (z. B. 3 5ion1814151622 U- V- a.), rikti fūr riūkti (z. B.) 80,; 114,5 25145 2675) tiginis fūv tinginys (28055), giktas fūr gifktas (124,,), oft in dem Adjektivsuffix -igas fūr ingas (z. B. 625 155 105, 23191 .50 2535 25455 2675; 27855 282, u. S. w.), mažitelis (z. B. 8655 12555) neben mažintelis (119,, 1875 u. a.) Auch sonst steht nicht sel- ten į fūr in, z. B. 33845 nėrį!, 310,4 tįkas, 318, gįkfas u. v. a. Dass in alf den angefihrten Fallen voller Nasal gesprochen wurde, zeigen die heutigen Mundarten, die nirgendwo Nasal vor Verschlusslaut auf lautgeseizlichem Wege eingebisst haben.
Vor Zischlauten ist bei Daukša hėčufiger i fūr į geschrieben, aber auch in kommt vor, wenn auch verhūlinismūssig selten, z. B. 312, afmins neben 315,5 primįs, 885; pažinstamas neben sonstigem pažįstamas und pažistamas. ]ch habe das Material nicht ganz ge- sammelt. Aber aus den Ieidlich volflstūndigen Beispielen gewinne tch doch den Eindruck, dass sich Schreibungen wie -įs- und -is- un- gefūhr die Wage halten, -įs- mag noch etwas ūberwiegen. Das Iegt den Schluss nahe, dass vor Zischlaut kein reiner Nasal mehr
1) Mitunter sind die Beispiele zweifelhaft, da zuwellen auch Participia vor- liegen kėnnten.
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gesprochen wurde'!) sondern ins- schon zu -įs- ibergegangen war. Die Schreibungen -įs- fūr den Nom. PI. der i- Stūmme und das Par- ticipium, wo sich nie -ins ftndet, bestūtigen die Vermutung. Eine Schreibung wie pažinstamas spricht nicht dagegen, auch sonst steht umgekchrt į Fir /4-n, ausserdem hatte es. Anlehnung an pažinri u. a. Auch das Wort fūr die „Ader“ findet sich an seinen 3 Belegstelien ohne Nasai (2344, gistos, 2354 gisfas, 2355 gisfotų). Da die 3 Bei- spiele dicht hintereinander stehen, beweisen sie nicht viel, da sich šiter bei Daukša bei dicht aufeinander folgenden Wėrtern die glei- chen Druckfehler finden. Wie mir aber einmal VW. Schulze mitteilte, schreibt auch Bretkun gis/a und nicht ginsla. Daher wird die Form ohne Nasal die alte sein. Vgl. auch I. F. 42, 299,
Nur mit grosser Vorsicht wage ich ūber iščios zu urteilen. Denn die Literatur, In der nach Endzelin, Lett. Gram. 504, Anm. 92, das Wort von Būga behandelt ist, steht mir nicht zur Verfūgung. So weiss ich auch nicht, ob es noch heute in der Sprache Iebendig ist. Mir ist es nur gus dlteren Texten bekannt, vgl. Leskien. Nom. 544. Wegen Bretkuns mehrfachen insčios (Bezzenberger zur Gesch. d. Hit. Spr. 40) und lett. iekša muss man das Wort auf įščios zurūckfūhren, val. Endzelin, Iett. Wėrterbuch II, 30b und Būga, kalba ir senovė 71 Anm. 1. Aber dazu stimmt gar nicht der Tatbestand bei Daukša. Zwar will ich auf die stūndige Schreibung mit i im Katechismus (7, Mis 474, 506 5la; 525 544) weniger Gewicht Iegen, obwohl sie auffallig ist, wichtiger ist, dass die Postille, soweit ich sehe, į nur 605 įscioiė kennt, wčhrend sonst stets i steht (z. B. 474, 543; 74,3; 99,, ?) 1315 1515 1564, 159, 163317 218,; 317;5,). Ich habe mir Ieider nicht alle Gegenbeispiele mit i notiert, die noch viel zahlreicher sind. Fir Druckfehler kann man die Schreibungen mit i bei der sonstigen Schreibgewohnheit Daukšas unmėglich halten. Dazu kommt nun noch, worauf ich sonst weniger Gewicht Iegen wūrde, dass auch Willent nach Bechtel LXXXIII an den 4 Belegstelien nie in- schreibt. Dasselbe gilt fūr die Wolfenbitteler Postille, s. Gaigalat a. a. O. 47. Da man geneigt ist auch preuss. ins/ran und Ilett. fstri zur gleichen Gruppė zu ziehen (vgl. Būga, kalba ir sen. 71 Anm. 1. Endzelin, K. Z. 52, 121 und Jett. W6rterbuch I, 838a) und diese von altbulg. isto, an. eista nicht getrennt werden kėnnen, so kann man das na- sallose Iščios zu an. eisia ziehen und misste zwischen įščios und iščios scheiden. Die schwierige Frage, die durch die Sippe von Hit. inkstas noch verwickelter wird, ist aber damit nicht gelėost.
Schon I. F. 49, 297 hatte ich darauf hingewiesen, dass im Že- maitischen bei vorhergehendem 7 mitunter auch die folgende Silbe cinen Nasal erhalt, wie ganinti, bažninčia. Derselbe I-autwandel gilt auch fir Daukša. Es gehėren hierher: 6555 30055 309,, ižganįs, 301, 322,5 ižganitas, 322,, ižganitų (Sup.), 339, ižganįtais, ebenso 174,5 išmanįs, 1393 išmanįt ,„wahrscheinlich auch 13055 nupe/nįtumbime, 107, biūznį“,. 2554 išnįko, 2174, ganiklės, 1T, iaunįki (Vok.), T83> 81,41 32216 3654 ižganitojas. Of1 findet sich bažnįčia (554 7055 Oligo, 11055
1) Das wird auch fūr €ę g y gelten, nur Kūsst sich, wenigstens fūr ą der Beweis schwerer fūhren. 2) Neben dem ja- Siamm findet sich etnmal auch jų- Stamm iscius.
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Mainas 119510 e mons 15 126, 14Gogaas-4; 1474 1625 18635 258,4 260,5 288, 6,31 553 „2905 291, 296, 301,; 302; 30344 304, 307, 310,, 325,, 335, 3374,
346345 367,545 3684,), einmal 3014; ist bažnęčios verschrieben. Aehnlich wie bažnįičia zu beurteilen sind 128,; vinįčioie, 147,4 pėtrničią, 150,4 petničioi, 16,5 pėlničioi. Fir -iga- steht -įga- bei vorhergehendem n in knįga und Ableitungen (24, 82,, 288, 359), in penįgai (51,4 169,, 293,, 3125; 32155) in 352,6 kunigas. Oft wird -nįkas fūr -nikas gebraucht, so pasnikas und Ableitungen (29, 1463, 1475. 144 150 219 09 26 3; 1484 149,5 150,4 152, 16625 1895 190,6 290; 29145 329,5), muytinįka (12... bursinikę (9T35), šimtinikas (10554), razbainįkas (WTls4, 3264) vietinįką (119,;), darbinįkūs (128;), skolinįkūs (1415) samdinikas (21544 32754). tarpinįkas (295;; 298,), naminįkais (304;5) und paldiėniką (141,,). Schliėss- lich wird noch ein weiterer Fall dahin gehėren. Der N. Sg. der ijė- Stūmme ist zuweilen -įs geschrieben. Gezūhlt habe ich 58 Fūfle. Darunter sind 31) Beispiele, wo dem -įs ein Nasal vorhergeht, so viresnįs (843 129,,) yšmintingesnįs (92,), didėsnįs (10535 10635 293, 3) 74,20) tapėsnįs (1405), mėokitinįs (140; 14654 309,4.57) primanesnįs (148;), tiginįs (15455), gerėsnįs, (1T5,5), galigėsnįs (IT5,,), brggesnįs (18454 2575), silį gėsnįs (195,5), gilėsnįs (196), mėiligesnįis (153,), taimėsnįs (297,>) ma- žėsnįs (3185, 0 ;, 5), » šviesėsnįs (34145), smūrkesnįs (360), žinomesnįs (362,5), vertėsnįs (362,,)) Bedenkt man, dass es auch sonst Im Že- maitischen Formen vom bestimmten Adjektiv, wie didesninsis, gibt. ūber die ich I. F 42, 290 f. gekandelt habe, so wird die Annahme eines N. Sg. auf nįs auf weiter keine Schwierigkeiten stossen.
Es bleiben also nur noch Falle, wo -/s nur fūr is verschrieben sein kann. Vielleicht hat dabei der Nom. Sg. auf nįs mitgewirkt. Es sind avinėlįs (26;5>) patis (28,5 143,2), kurįs (5956 76,, 98; 11045 1795) yšmintįs (9155), didis (10534 167, 2935), žėdįs, (11T,4 1345 196, 175,), viešpalįs (118, 23T;;), tobis (304,5), viengimįs (348,;) und ijs (34; 65;:, 115 99., 108.;), iįssai (355 21824). ž
Oft ist wieder į vor Nasal geschrieben, z. B. bei Bildungen auf -įmas (z. B. 5, 663, 93, 128, 133540 136.; 147, 209,5 2153, 22150 23045 241x1535 U. S. W.), bei Verben ouf -inu,-inti und Ableitungen (z. B. 89,, 90, 1053, 1635 179, 205, 219; 220,, 326; u. a.) und sonst, wie piktiniui, (39,), viešpatiįmi (41), mįneiimo (66;,) grįnumą (328,,), žįngs- nis (335,) u. a.
Da į, wie mehrfach erwdhnt, dem polnischen Setzerkasten fremd war, so war Verwechslung mit i weit eher mėglich, als etwa zwischen g und a. Mehrfach steht į fūr i in dem Lautwert von /, wie in jis. Ich habe 24 Beispiele gezdhitt Auch als Erweichungs- zeichen ist / 18 inal fūlschlich į geschrieben. Ebenso kann die 22 malige Schreibung e im Diphthong ie oder die 15 malige Schrei- bung aj, eį im Diphthong ai, ei und das einmalige oj in 146, Mojzes nur Versehen fiūr i sein.
In Bildungen wie da/yjū und andern, wo y vor j steht, schwan- ken bekanntlich die Iitt Mundarten, in dem sie vor į bald Lėnge, bald Kūrze — also auch daliji — gebrauchen. In solchen Fallen ist also die Ouantitūt des /- Laūtes vor j unsicher. Es findet sich in dieser Steliung 13 mal fūlschlich į fūr i geschrieben. Fiir kurzes i steht į in Chrįstus (95, 30,5 3454 35,), miefašįrdumą (10,,), įdgnt (10,
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43, 74, 140, 900,4) piktas (2ls; 3294), krikštimo (354), giria (36, 4035) įr (=ef) (39, 63,2 945 18331 301 13 30810 32653 33535 3382; 3505,) nusįdčiu- seis (17,) turekįt (80,4. in visas und Ableitungen (103,; 1845 324,,), surįšę (11455), šitame (1184) intįkėssime (142;), kįtds (Acc. PI.) (1525). viduriuosė (2834,), pirm (302;) apūšialįškų (309,5), mirimą (33346), mirš- tąčius 341,4) numįrusiu (36354), tiksis (349,), dįdžiuri (36154).
Fūr Ianges I (y) steht į in rįkaus (655), įra (1459 6ls) įr (1155), pa- taisįdamas (299,), rįką (309,), Jigumi (32455), žįdai (331; 349,5), iždalį- dama (347,5) ingįsite (3644,).
Ausser Acht gelassen habe ich vorlūufig nur einige Beispiele, die besser unten bei Musterung des Būgaschen Materials mit zur Sprache kommen. Sonst habe ich die Beispiele volistūndig ange- fūhrt. Da sowohl į fūr /, fūr erweichendes i, fir i als 2. Kompo- nenten eines Diphthongs, fūr kurzes und Ianges i stehen kann, so bleibt nur der Schluss ibrig, dass į fūr i in diesen Fallen Verschrei- bung tst. Eine einseitige Bevorzugung fūr diese oder jene Ver- wendung gibt es nichtt Man kėnnte sogar eher auf Grund der Sammlungen zu dem Schluss kommen, dass fiir į gleich y (I) recht wenig Raum ist. 2
Aber Būga gibt a. a. O. nicht weniger als 28 Gruppen an, in denen bet Daukša į fūr y stehen soll. Priūfen wir die Berechtigung dieser Annahme! Den Reigen erėffnet drįn, das fūr dryn stehen soli. Būga gibt dafir aus dem 1. Teil der Postille 20 Betspiele, dazu kommen noch 9455 1555, 1843, und 41 Beispiele aus dem 2. Teile der Postille. Gegenbeispiele mit i habe ich 582 gezdhlt, darunter 20),, in der Schreibung fodrinnag'. Nun gehėrt i in drin, kodrįnag u. s. w. zu den Fallen, in denen Nasalvokal vor Nasal steht. Dahin falfen auch von Būgas weiteren Gruppen Nr. 7 gįmiai (22,5), das gleich gymiai sein soli gegenūber 19 Beispielen mit einfachem im, Nr. 14 žįmių (83,,) gegeniber im in fast 100 Fallen. Da žymė zu derjenigen Wurzel gehčrt, die in žindti als žin- erscheint, so kann žymė nur aus *žinmė entstanden sein. Ich halte es aber fir ausge- schlossen, etwa in žįmių noch altes žinmių sehen zu wollen. Da- gegen sprechen schon die vielen Beispiele mit im. Ferner gehčren hierher die WėGrter, die Būga unter Nr. 21 zusammengestelit hat: įstūlįmą (39,4), žganimas (13355 1364) yšmūnime (93,) sdkįmą (147;) sdkimais (5,)) lch habe die Falle bereits oben S. 12 erledigt. Die- selbeė Erklūrung erheischt schliesslich auch Gruppe 22: gi/įniui (135,5), pikliniui (39,9).
Unter Gruppe 2, die den Lautwert į=y erweisen soll, fūhrt Būga ižganįs (653) und išmanįs (174,$) an. Auch diese Beispiele sind oben S.11 von mir ausfūhriich schon eršrtert worden. Sie gehčren zu den Fallen, wo der neue Nasal auf Kosten eines vorhergehenden Nasals kommt. Somit erledigen sich auch Būgas Gruppen Nr. 3 tiginis (s. oben S12), Gruppe 10 knįgos u. s. w. (s. oben S. 12), Gruppe 18, bažnįčia (s. oben S. 11), Gruppe 19 darbinįkūs u. s. w. (s. oben S,12) und aus Gruppe 25 ižganitoies (s. oben S.11) Besonders bezeich- nend fūr die Art der Beweisfūhrung, die die Gegenbeispiele nicht Ins Feld fūhrt, ist Gruppe 3. ginįs. Unter den 58 Beispielen mit -įs
Tauta ir Žodis 6
LS
ist tinginys zufdllig das einzige, das Lūngc hat, In 57 andern vertritt įs kurze i und trotzdem soll -įs in tįginįs fūr Ilanges I sprechen.
Alle ūbrigen Gruppen, die Būga weiter fūr F ins Feld fūhrt, bestehen meist nur aus 1 bis 3 Belspielen ausser in Gruppe 8, die ich deshalb zuletzt betrachte. Ich kann daher in diesen vereinzelten Schreibungen, denen oft zahilose Ciegenbeispiele mit i entgegen-- stehen nur Verschreibungen sehen. Dahin gehšrt Gruppe 4 tepasirgį (143,,) wo į Formen wie /feduody, tebėgį entsprechen soli. Das išt das einzige Beispiel der zahlreichen Optative auf -i, wo į geschrie- ben ist. Ich will gūnz unerėrtert Ilassen, ob nicht Daukša wirklich dieses į wie y gesprochen hat, Was ich aber bezweifle, Ist das, dass į nicht zum Ausdruck der Lėūnge diente, sondern einfache Ver- schreibung fūr i ist Dasselbe gilt fiir Gruppe 5 bilęnijs (1725). Ich brauche diesem Beispiele nur entgegenzuhalten 155, andiį 28955 tikrdlį, 3505, kurį, wo į in vėllig gleicher Funktion fir die Kūrze steht. Sonst ist In zahlreichen Fallen, wie sonst bei Daukša, das Femininum -yji oder -ysi mit i geschrieben. Ich kann mich daher bei Gruppe 9 pavįdeiimuose (95), Gruppe 11 čįsmme (8955) dazu noch nečįsti (2TT5o)) Gruppe 12 rįkaus (635), er wird herrschen', Gruppe 13 t/eio (4l;) gegeniber 15 maligem i in rife“ und Ableitungen, Gruppe 16 įra (14,5 615) įr" (1155), Gruppe 20 bądįkščio (85,) (mit i ge- schrieben 543; 2773), Gruppe 24 Afausįf (9155 1334), Gruppe 25 vdis- tįtoies (16455) Gruppe 26 įstatįtas (9154), pastatįtą (82;), dazu noch pa- rašįta (84;), und Gruppe 27 darį/ų (1164), pė 8 (885,) kurz fassen. Sie konnen bei ihrem isolierten Vorkommen nur Verschreibungen sein.
Lehrreich ist Gruppe 23 Deyvįstę (86,9). karalįstos (39;). Pėpie- zįstoi (29,). Dazu kommen aus dem 2. Teile -įs/ė fūr -ys/ė 3364 35955 36745. Hier hat schon ein alter Korrektor, wenn auch etwas hyper- kritisch 39; karalįstos in karalistes gečndert. Auch die wenigen Faūlie von -įbė fir -ybė in Gruppe 17 (215 6634 1315 dazu noch 25954 2754,51 315,5) beweisen nichts bei der Fille von Gegenbeispielen auf -ibė.
Ebenso kann ich in įpačey und Ableitungen in Gruppe 15 (7325 874, 1895, dazu noch aus Teil 2. 28115 302, 3973, 348x;, 35145 35234 356,,) nur Verschreibungen sehen. An Gegenbeispielen habe ich 159 gezčhlt Fūr einen Setzer, der fiir in schon ūberal! r sprach, lag es nahe in ypačiai die Prūposition in zu sehen und demnach auch gelegentlich į zu setzen.
Bleiben noch Gruppe 6 und 8. Fir Nr. 6 sucht Būga į=y in tais (=ygys) (1954) und įgiie (=ygyje) (1334). Dazu kommt noch aus Teil 2 įgiio (3111) ingįssite (36434). Fir die Prūposition in ist die Aussprache + fūr Daukša nicht zu erweisen. Was į bedeutet, Iehrt (1 06,5) Ingissime (31851.->), ingit įgis (3614) ingįssite (364.,), įngilą (19.,), įngiię (68,,). Ausser diesen 8 Beispielen mit in, įn ist in gleich į geschrie- ben in 77 Fallen, isteht 2 mal in igiie (1375261 5). Also die Wieder- gabe der Prėposition in, į enspricht genau dei, was ich oben S. 10 auseinandergesetzt habe. In 92 Fallen ist ausserdem in der Stamm- silbė i geschrieben gegenūber 3 Fallen mit į. Ich kann daher auch hier in der Schreibung į nicht die Absicht Daukšas sehen, damit dir Lūnge auszudriicken.
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In Gruppe 8 sechliesslich glaubt Būga y in įžgąštis = yšgąs/is (ss 1342 144 (2 mal), 4 22119) zu sehen. Leider sind dabei wie- der nicht die Gegenbeispiele in Rechnung gezogen. Die Schrei- bung ižgąstis findet sich 2055 5855 109, 13455 2011 2245 33155. Das sind zwar nur 7 gegen 8. Aber die Beispiele wiegen fūr Daukša mehr, da 6 von den 8 hintereinander in einem Abschnttt folgen, und da wiederholen sich bei Daukša oft dieselben Schretbfehler. Aber auch sonst steht in der Nominalkomposition bei Daukša -įz, ohne dass die Prūposition immer den Ton trūgt, so įziikimai (152,4), 2881 įžgūnįmop, Kat. 395, išlekimo, Kat. 595 įžpažinimą und mit Betonung der Prėposiiion įžka/bio (3115), įšmintį (32355). Der Wert der Ietzten beiden Beispiele wird aber wieder nicht so sehr da- durch stark beecintrūchtigt, dass nicht bloss In ūberwiegender Mehr- zahl /ž- geschrieben wird, als vielmehr dadurch, dass auch įž- da sich findet, wo nur Kūrze am Plaize sein kann, so įžg (3675) įšvek? (254). įšrištas (28,), įžspausių (4556), įškėlias, (13144), įžtieskite (15249), įštaisi (2055).
Ich glaube hiermit den Nachweis erbracht zu haben, dass dort wo į scheinbar fūr I (y) steht, es nur fiūr i verschrieben sein kann. Darnach ist aber auch der Jetzten Gruppe, dem Ausgangspunkt Būgas, nėmlich dem N. Pl. wie akys jede Štitze enizogen, und man kann in diesen Nominativen nur, wie es žemaitisches /rįns allein schon Iehrt, einen N. PI. auf -ins sehen.
Nachtrag.
Wėhrend eines Aufenthaltes in Kaunas im September 1925 war es mir durch die Gite Wolters mėglich, auch die Aushūngebogen des 3. Teiles das Postille einzusehen. Das Bild, das sich dort vom Masalvokal ergibt, ist genau das gleiche, wie in den ersten beiden Teilen. Fūr gewisse Fūlle des Nasalvokals į mėchte ich daher da Material vervolistūndigen. '
isčia findet sich 3721 39159 410, 47359 501; 52410 53218559537 53315
lio 563) Soda 56855 5691 ST0h559 STdapgo BT6, 58339 58350
. 5891 602,5 605, Diesen 32 Beispielen stehen mit į ge-
ss 3875 4635 (2 mal) 53254 533,5 Vgl. auch W. Schulze K. Z. 40, nm. 4.
Im Nom. Sg. der der-ijė-Stūmmen findet sich-įs in 31 Fallen, wenn 2 vorhergeht, wie brgesnįs, mėkitinįs, žingsnįs u.s.w. (314; 385,; 406: 420, 42,4 42231 438,; 45154 4535, 567, 4725, 491, 496,4 51805 521554 52745, 540, 543; 552,5 5665 (2 mal) 57los 57255 57455 58305 9864 589,4 5945, 607,5,5,) wčihrend -įs ohne vorhergehendes n nur 10 mal begegnet (429, 4974 512,, 527, 534,, 539, 54854 560,4 57245 5955).
Bildungen auf -nį/i und Ableitungen, wie išmanįs, išganįtoias, habe ich 30 gezčhlt, auf -nįkas, wie priešinįkas, pdsnįkas 20, ausser- dem 103 mal bažničia und 528,; knęgose, 580; išnįko. In ipačei und
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Ableitungen ist į falschlich 29 mal geschrieben, ižgąs/is hat, wie zu erwarten, nirgends įž- (416, 4365 48139 59655,55 597914 608,), ebenso hat bandikštis stets i (374, 431, 43455 436,5 54151 54744 57454). Fūlschlich į fūr i in Bildungen auf -ystė, -ysfa findet sich 12 mal, -įbė fūr -ibė 16 mal (darunter 6 mal -nįbė).
Da das litauische Kultusministerium erfreulicher Weise eiline Neuausgabe von Daukšas Postilie im Manuldruck vorbereitet, ver- zichte ich auf weitere Anfiihrung des Materials.
Bei der Besprechung